XIX. Kapitel. Allgemeines. Agades.
Ich will das kurze Gemälde dieses höchst interessanten
Platzes mit der Bemerkung schliessen, dass mein Aufenthalt
zu kurz war, um in Betreff des Privatlebens des Volkes in’s
Einzelne einzugehn. Jedoch Alles, was ich sah, überzeugte
mich, dass es, obgleich ernsthafter Rüge von Seiten des Sittenrichters
ausgesetzt, viele auffällige Züge eines behaglichen
Lebensgenusses und glücklichen Daseins darbietet. Fast nicht
eine Spur von Elend zeigte sich, wie man es in Städten, die
von ihrem früheren Ruhme herabgesunken sind, so oft findet.
Besonders vortheilhaft aber ist der Eindruck im Vergleich
zu dem dumpfen, sklavenartigen und widerlichen Dasein in
den meisten Städten Fesäns. In der That, ich bin überzeugt,
dass diese so eigenthümlich gelegene Stadt trotzdem, dass
ihre gesündesten Lebenswurzeln abgeschnitten sind,' doch
noch manchen frischen Keim nationalen Lebens besitzt. Was
die Lage anbetrifft, so kann sie kaum anders als gesund sein,
da auf dieser Hochebene die Winde von allen Seiten Zugang
haben. Die Wasserpfuhle in der Stadt sind von zu kleinem
Umfange, um Einfluss auf die Atmosphäre zu haben. Wie
gesagt, herrschten während meiner Anwesenheit die Pocken
in der Stadt; das war aber bloss augenblicklich;5 und man
muss wohl bedenken, dass gerade das Ende der Regenzeit
überall in ' den Tropengegenden die ungesündeste Jahreszeit
ist. Besonders scheint die Stadt ganz frei von Augenkrankheiten
zu Sein, die sonst so allgemein herrschend sind.
Ich lasse nun im folgenden Abschnitt die Beschreibung
einiger Strassen folgen, welche Agades mit anderen Plätzen
verbinden, und indem sie als Strahlen von diesem Mittelpunkte
ausgehn, dazu dienen, ein schwaches Licht über Gegenden
zu verbreiten, die bis jetzt noch von keinem Europäer
besucht worden sind.
marix Gallica, welche dieses Produkt besonders liefert, habe ich in der
Nachbarschaft gar nicht bemerkt.
XX. KAPITEL.
Agades, mit anderen bekannten Punkten in Verbindung gesetzt.
I. Strasse von Agades nach Sökoto.
lster Tag : Man lagert, nachdem man Agades am Nachmittag
| . verlassen, in dem. ,,Eléy.e” genannten Thale, wo : ein Brunnen
ist.
2*er Tag : Kerbüb, ein Thal mit Wasser im Sande ; man bricht
bei Tagesanbruch auf und kommt nach Sonnenuntergang
daselbst an.
3ter Tag: Aaseru. Man kommt nach Sonnenuntergang an,
nachdem man vor Tagesanbruch aufgebrochen. Der ganze
Weg ist mit kleinen Steinen und hin und wieder mit
Sand bedeckt.
4ter Tag: Tebérkurt; Ankunft nach Sonnenuntergang. Man
.passirt einen Wasserplatz Namens Arüthes. Der Boden
besteht nur aus Gestein, Kieseln und Blöcken.
5ter. Tag: Ingal, eine kleine Stadt, wo eine gute .Qualität
Steinsalzes von rother Farbe,, doch nur. in geringer Menge,
gewonnen wird *). Die Bewohner sprechen, da sie meist
dem Stamme der Ighdalën angehören, einen Sonrhay-
Dialekt. Sie besitzen viel Hausvieh, womit sie den Markt
von Agades versorgen ; daher ward das südwestliche Thor
*) Ich kostete dieses Salz in. Sökoto und fand es vortrefflich; die rothe
Farbe ist natürliche Folge des Bodens; die Stücke sind insgesammt sehr
klein.