waren,, so wird es mehr als wahrscheinlich, dass -sie es waren,
welche dieselbe gründeten.
Nehmen wir dies an, so wird es keine Schwierigkeit haben,
zu erklären, wie es komme, dass die Sprache der städtischen
Bewohner gegenwärtig der Sonrhay-Sprache angehört, da es
höchst wahrscheinlich ist, dass jener grosse und aufgeklärte
Eroberer, nachdem er die alten Bewohner vertrieben, eine
neue Niederlassung seines eigenen Stammes an diesem höchst
wichtigen Platze bildete; denn wir finden, dass die Sonrhay-
Nation, deren ursprüngliches Gebiet sich nicht weit östlich
von Gä-rho oder Gögo erstreckt zu haben scheint, gegenwärtig
bis in das Herz von Kebbi gedrungen ist. Auch diese
Erscheinung werden wir geschichtlich nachzuweisen im Stande
sein. Es ist jedoch wohl in Betracht zu ziehen, dass nicht
allein die Bewohner von Agades selbst die Sonrhay-Sprache
reden, sondern auch andere Gemeinden in der Nachbarschaft,
wie die Bewohner von Tegidda und der Stamm der Ighda-
len. Auch werden wir im Verlaufe unserer bewegten Wanderung
finden, dass die Sonrhay in vielleicht nachweisbarem
Zusammenhang mit dem alten Egypten gestanden haben.
Es ist demnach höchst wahrscheinlich, dass jene- fünf Berber
Stämme diese Niederlassung gegründet haben, und zwar
als einen Zwischenort und als befestigte Niederlage für ihren
Handel mit dem Negerlande. Die Gründung einer so' grossartigen
Niederlassung an der Grenze der Wüste setzt allerdings
voraus, dass diese Stämme zu jener Zeit einen ungeheuren
Einfluss in diesen Gegenden besassen; und die ganze
Angelegenheit ist so eigenthümlich und merkwürdig, dass es
sehr wünschenswerth wäre, etwas mehr davon zu wissen.
Nach Bello’s Angaben möchte es scheinen, dass diese Stämme,
oder wenigstens Einer derselben, die Audjila*), das ganze
*) Bello hat sich zu dem Irrthum, dass alle fünf Stämme von Audjila gekommen,
während nur Einer derselben dorther stammte, wahrscheinlich durch die
Air eroberten, und man sollte voraussetzen, dass sie des Landes
Herren sein mussten, ehe sie an ein solches Unternehmen
schritten.
Es ist gewiss ein höchst merkwürdiger Umstand, Leute
aus fünf durch ungeheure Länderstreckön von einander getrennten
Landschaften, und nur durch die Bande des Handels
und Vortheils vereinigt, eine ansehnliche Kolonie in
grösser Entfernung von ihrer Heimath und an der Grenze
der Wüste gründen zu sehn. Nach Allem, was ich durch
die sorgfältigste Nachforschung in Agades erfahren konnte,
gehören nämlich diese Stämme den Gurära von Tauät, den
Tafimäta, den in Ghadämes angesiedelten und in die beiden
Unterabtheilungen der Beni Wasit und der Tesko getheilten
Berbern, dem einst mächtigen und zahlreichen Stamme der
Masräta und endlich dem Stamme der Audjila an. Da nun
auch die Namen fast aller dieser verschiedenen Stämme und
ihrer Abtheilungen noch jetzt an Lokalitäten der Stadt haften,
so können wir kaum die Richtigkeit dieser Angabe bezweifeln
und müssen glauben, dass Sultan Bello im Irrthum
war, wenn er die fünf Stämme nur von Audjila*) herleitete.
grosse Bedeutung verleiten lassen, welche die Oase Audjila in der mythischen
Wanderung der Berber aus Vorder-Asien nach Nord-Afrika stets bei den Arabern
besass. S. die folgende Note.
*.)• Bello im Appendix hinter Denham’s und Clapperton’s Travels, vol. II,
p. 160. In dieser Stelle erwähnt er Agades nicht bestimmt, sondern spricht
im Allgemeinen von der Provinz Ahlr(Air); es ist jedoch klar, dass die fünf
Stämme, hier als die Eroberer des ganzen Landes aus den Händen der Göbe-
raua erwähnt, mit denen identisch sind, welche in Agades ansässig waren.
Bello war in dieser Hinsicht jedenfalls schlecht unterrichtet; denn Amakitan
scheint nicht der Name eines Stammes, sondern der eines Mannes zu sein, und
Adjdaranln sind augenscheinlich dieselben mit der oben erwähnten Abtheilung
der Kel-ger6ss; die Agdalar scheinen mit den Ighdalen identisch zu sein. Die
Audjila waren in der That ein höchst berühmter Stamm, und es geht aus
Edrisi’s Bericht (Jaubert, I , p. 238) hervor, dass sie schon in der Mitte des
zwölften Jahrhunderts unserer Zeitrechnung Verkehr mitKauär und Gögo über
Ghadämes hatten. In Betreff einer Vereinigung der Audjila und der in Gha-.
Barth’s Reisen. I. 64