Sselahät bewohnt wii'd und seiner Datteln wegen ausgezeichnet
ist. Diese sind von eigenthümlicher Art, nämlich kurz
und dick, und haben einen bemerkenswerth breiten Kern.
Links öffnet sich das weite Thal; ein Dorf liegt am Fusse
der westlichen Höhen, welche von einer Feste, Namens Bu-
stam, gekrönt sind. Das Wadi Nchal mit einem kleinen
gleichnamigen Dorfe mündet in dies Thal ein.
Wir kreuzten zwei Pfade, welche nach Beni-Ulld führen,
indem sie Wadi Rän durchschneiden, welches zur Rechten mit
uns parallel sich hinzog. In diesem Theile des Thaies sind
zwei Quellen und ein Dattelwäldchen. Auf einem Kegel zu unserer
Linken, welcher das nördliche Ende des Wadi Komin-
schät überragt, erblickten wir Ssedi-üris. Dann rückten wir
ganz hart an den steilen, felsigen Abhang des Wadi Rän,
welches wir auch nach einigen Windungen da durchschnitten,
wo ein Quellbach sich hindurchwindet; kurz darauf jedoch
mussten wir wieder auf die andere Seite hinübergehn.
Nachdem wir ein anderes Thal, Namens WadiMamieh, überschritten,
betraten wir eine schöne, fruchtbare Ebene, ringsum
vpn Höhen umgeben, unter welchen zur Rechten die „Kalübä
Naäme” sich besonders auszeichnet. Für die Kameele jedoch
war dieser mergelige Boden, so durchweicht vom Regen, wie er
war, sehr ungünstig, hauptsächlich nachdem wir in die „Schöbet
ssöda” eingetreten. Wir konnten in Folge dessen auch
nicht den direkten Pfad einschlagen, welcher über die Hügel
führt. Am Westende der Schäbet liegen die Dörfer „deb
Beni rAbäs” und „Suadleh” mit Olivenwäldchen. Die Gewässer
des ganzen Distriktes sammeln sich im Wadi Rän,
welches in’s Wadi Haera münden soll.
Die Gegend beginnt einen ganz entschieden vulkanischen
Charakter anzunehmen; von allen Höhen steigen Basaltkegel
auf, während der niedere Theil mit Haifa bedeckt ist. Die
für Naturerscheinungen und Oberflächenverhältnisse wohl empfänglichen
Araber scheinen diese Beschaffenheit vollkommen
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verstanden zu haben, indem sie solchen von basaltischen Bergen
umgebenen Einsenkungen den bezeichnenden Namen „schäba”
oder „schäbet” gaben. Mit demselben fanden wir schon den
Krater des Teküt bezeichnet, und hier hatten wir in einiger
Entfernung zur Linken eine andere Schäbet, „Schäbet el
achera”. Endlich fanden wir hinter einem vorspringenden
Ausläufer oder „Zahn” des Höhenzuges, Namens „Ssennet el
Ossis”, einen Pass durch die Hügelkette zur Rechten und ver-
liessen nun unsere nordöstliche Richtung in scharfem Winkel.
Sobald wir diesen Bergspom umgangen hatten, gewannen
wir einen Blick auf die höchsten Erhebungen des Tar-höna
und richteten unseren Weg eine Weile nach einer derselben,
dem Berg Bibel, welcher mitunter von Tripoli aus sichtbar
sein soll. Erzählungen von blutigen Zusammentreffen haften
an einigen Plätzen dieser Umgegend, und wenn wir unserem
Führer glauben dürfen, hätte das Rinnsal, welches wir hinter
Wadi Ruera passirten, einst Blutströme dahingewälzt.
Leben, in der That, mangelte der Scenerie, um sie interessant
zu machen; Kasr Kuseba, auf dem Gipfel eines Kegels
gelegen, war auf fünfstündigem Marsche beinahe der einzige
Wohnort, welcher unseren Blicken begegnete. Das aber
ist der bezeichnende Charakter dieser Landschaft, aus der
fast alle Regsamkeit und jeder frohe Lebensgenuss entflohen
ist, und dieser Charakter muss sich natürlich der Beschreibung
des Reisenden mittheilen, welcher diese Gegenden durchwandert.
Bald nachdem wir in die Vorhöhen der Berge eingetreten
waren, trafen wir auf ein Lager der Merabetln Bü-'Aäischa
und schlugen unser Zelt in geringer Entfernung davon auf.
Sie haben beträchtliche Heerden vonKameelen und Schaafen;
Rindvieh dagegen ist in der ganzen Regentschaft von Tripoli,
mit Ausnahme von Ben-ghäsi, sehr wenig zahlreich. Der
Häuptling dieses Stammes, Namens 'Abdallah, welcher in
Tripoli wohnt, steht in hoher Achtung.