genden schon seit den Zeiten der Ptolemäer *). Ich habe jedoch
zu bemerken, dass selbst jetzt noch, nachdem doch die
Wassermenge in der ganzen Ausdehnung der alten Welt
sicherlich abgenommen hat, bisweilen nach der Regenzeit
Rinder auf dieser Sudan-Strasse über Rhät benutzt werden.
So weiss ich ganz gewiss, dass der Tebu Hadj Aberma im
Jahre 1847 oder 1848, zur Zeit des 'Aid el kebir, also im
Dezember eines der erwähnten Jahre, mit Rindern von Kano
bis Rhät reiste, indem die Thierc jeden zweiten Tag getränkt
wurden. -—
Eine zweite, in ihrer Gesammtheit sehr ähnliche, vielleicht
noch reichere Gruppe findet sich auf einem anderen Blocke
dieser imposanten Feiswand; aber die Oberfläche hat zu sehr
gelitten, um die Einzelheiten zu unterscheiden. Doch konnte
man recht wohl die Figur eines Esels, sowie die eines Pferdes,
dessen Hals indess unverhältnissmässig lang war, inmitten
der Rinder erkennen.
Nicht weit davon fand Overweg
einen anderen bearbeiteten Stein,
,;/ / F b welcher, wie die nebenstehende
/ ^ \ if ~ —\\fl Skizze zeigt, ein Rind darstellt, das
P § Ü p d % £ • ' . . 1 durch einen Kreis oder Ring springt.
J .... Diesen Gegenstand nehme ich kei-
‘ iw—'ff' nen Anstand als von allegonscher
Bedeutung anzusehn, wenn er nicht vielleicht in ungeschickter
Zeichnung den Eintritt des Opferrindes in den heiligen
runden Opferkreis darstellen soll, wie wir solche Kreise über
ganz Nord-Afrika verbreitet finden. Dass Herr Bichardson
*) S. meine „Wanderungen durch die Gestadeländer des Mittelmeeres", Th.I.
Ich muss indess hier die höchst interessante Thatsache hinzufügen, welche ich
damals übersah, dass eben unsere Freunde, die Asgars, schon zu des Bischofs
Synesius Zeit ihre Streifzüge nach Cyrenaica - zu Kameel machten. Allerdings
sassen sie damals weiter östlich. Synesius, epistol. 78. Über die Identität
dieser Atioox'Qiavol mit den Asgars sage ich weiterhin mehr.
an die Darstellung von Circusspielen denken konnte, ist vollkommen
abgeschmackt.
Eine andere Skulptur, ebenfalls sehr merkwürdig und vielleicht
noch merkwürdiger, war ich nicht im Stande ganz zu
verstehen und lasse daher auch die Skizze derselben hier weg.
Ein Kreis von der Art, wie die so eben erwähnten, welcher
sehr regelmässig mit grossen Felsblöcken an dem Süd-
west-Abhange der Felswand ausgelegt ist, dürfte derselben
Periode, als die eben beschriebenen Skulpturen, zuzuschreiben
sein.
Einer späteren Epoche gehören zahllose, aber sehr schlecht
und nachlässig geschriebene Teftnagh-Inschriften an, mit denen
die Felswände, welche die andere Seite des Thaies begrenzen
und den Wasserpfuhl Überhängen, bedeckt sind. Dies
sind blosse Schrifteleien und dienen nur dazu, das Verdienst,
mit welchem, und die Zeiten, in welchen jene Zeichnungen
eingegraben wurden, um so deutlicher hervorzuheben. Jedoch
muss ich mein Bedauern äussem, dass ich, nachdem ich die
interessanteren Gegenstände zu Papier gebracht, nicht Energie
genug besass, auch dieses Gekritzel noch zu kopiren, da sich
darunter einige bedeutende Namen oder auch neue Formen
der Tefinagh-Buchstaben befinden konnten. In der That, ich
gestehe, dass ich in diesem Augenblick den dringenden Wunsch
meines Freundes, Herrn Jomard, vergass, der gern so viel als
möglich Beispiele dieser merkwürdigen Schrift gesammelt haben
wollte. Bei alledem schien es mir bemerkenswerth, dass
gerade auf dieser Seite, wo sich das Wasser gegenwärtig
hauptsächlich sammelt, keine einzige Zeichnung zu sehn war,
und ich zog daraus den Schluss, dass sich in jenen Zeiten
das Wasser mehr an der anderen Seite gesammelt haben
möge.
Das Thal wird durch die Vereinigung von zwei Armen,
welche von Norden kommen, gebildet. Der westliche ist der
beträchtlichere, indem er einige kleinere Wadi’s aufnimmt.
Barth's Reisen. I. 2 8