EI. KAPITEL.
•Schöne Berggeliänge, reich an merkwürdigen Buinen der Vorzeit.
Es war nach 3 Uhr Nachmittags, als wir von Ibrahim’s
Gehöft aufbrachen, um unsere Reise in südöstlicher Richtung
fortzusetzen. Wir waren angenehm überrascht, schöne
Weingärten hei dem Dorfe Djellli zu sehn; der Anhau von
Oliven jedoch schien hier beinahe aufzuhören, während die
Landschaft ganz offen wurde und eine freie Aussicht auf die
südliche Kette mit ihren vorragenden Gipfeln, Einsenkungen
und steilen Abhängen in der Feme erschloss. Aber der
schöne Olivenhain beim Dorfe Sgeif bewies, dass wir noch
nicht die Grenze dieses nützlichen Baumes erreicht hatten. !
Schon waren wir an dem Abhang des breiten Thaies Wadi
Rän angelangt, als wir uns wegen der eintretenden Dunkelheit
und erschreckt durch rabenschwarze Wölken, die, von einem
empfindlich kalten Luftzuge begleitet, vom Thale aufstiegen,
ängstlich nach einem sicheren Schutzort für die Nacht umsahn.
Zur Rechten war eine wohlgefällige Einsenküng mit
einem Olivenwäldchen; aber in einem Wetter, wie das herannahende
voraussichtlich sein würde, konnte dies nicht genügenden
Schutz gewähren, und wir stiegen daher an den
Felsen zur Linken entlang thalwärts, wo unserem Schausch
Höhlen, „Meruän” genannt, bekannt waren. Wir hatten
kaum unser Zelt auf der vor den Felshöhlen gebildeten Terrasse
aufgeschlagen, als Regen eintrat, der denn auch, mit
Schnee untermischt, die ganze Nacht anhielt.
In der That war auch, als wir uns am nächsten Morgen
von unserem feuchten Lager erhoben, die ganze Landschaft
etwa einen Zoll hoch mit Schnee bedeckt und nichts zu erkennen.
Am äussersten Rande eines sehr steilen Abhanges,
auf einem Boden, welcher theils felsig und voll von Löchern,
theils, aus Mergel bestehend, von sehr schlüpfriger Natur
war, konnten wir an ein Aufbrechen natürlich nicht denken.
Um 6 | Uhr Morgens hatten wir nur 0 C. Glücklicherweise
hielt das Zelt, welches von Herrn Warrington wohlweislich
darauf berechnet war, jeder Art von Wetter Widerstand zu
leisten, die Feuchtigkeit ab; aber wie sich denken lässt, war
unsere Lage nichts weniger als behaglich. Die Höhlen waren
ganz unregelmässige Löcher, welche, von Schaafhirten als
zeitweilige Wohnungen benutzt, voll von Flöhen und desshalb
keineswegs unserer Leinwandbehausung vorzuziehen waren.
Der Schnee schmolz erst am Nachmittag und es regnete die
ganze folgende Nacht.
[Sonnabend, 16t^n Februar.] Das Regenwetter hielt am
Morgen noch an; es war aber nicht ganz so kalt, und das
Thermometer zeigte etwas vor Sonnenaufgang 2- ^ 0 über Null.
Des unfreiwilligen Aufenthaltes an solchem Orte überdrüssig,
beschlossen wir aufzubrechen; aber es war nicht eben leicht,
unsere halberfrorenen Leute in Bewegung zu setzen. Endlich,
nach langer Zögerung und dringendem Antreiben, kamen wir
fort, in Begleitung eines alten erfahrenen Mannes, den wir
als Führer gemiethet, und bald fingen wir an, in das Wadi Rän
hinabzusteigen. Dies war, besonders für die Kameele, eine
harte Arbeit, da der Boden am ganzen Abhange, namentlich
aber weiter unten so schlüpfrig war, dass sie kaum ihre
Füsse aufstemmen konnten. Wir waren daher nicht wenig
froh, als wir nach etwas mehr als einstündigem Marsche, obwohl
immer noch am Abhange hin, steinigen Boden betraten.
Hier breitete sich das Thal vor uns aus; rechts lag auf
einem Hügel das Dorf Usrne, welches von den Merabetm