beinahe 2 Wochen lang unmittelbar Tor der grossen Moschee
in Gögo oder G&o, der früheren berühmten Hauptstadt des
Sonrhay-Reiches, gelagert war, dass dieser Thurm in Agades
ganz nach demselben Prinzip gebaut ist, wie der, welcher
sich über dem Grabmal des berühmten Eroberers Hadj Mohammed
Askia, des „Ischia” Leo’s, erhebt.
Die Me-ssäiladje steigt von der niedrigen Plattform oder
Terrasse, die das Dach der Moschee bildet, zu kühner Höhe
empor. Eigentlich könnte der Thurm für sich bestehen;
denn die Moschee ist nur so daran gelehnt, dass das Unter-
theil des Thurmes, der auf vier massenhaften Pfeilern ruht,
einen integrirenden Theil der Hallen bildet, aus denen das
Bethaus besteht. Diese Hallen aber sind ungemein niedrig
und haben ein überaus düsteres Aussehn. Der Thurm selbst
misst an seiner Basis etwa1 30 Fuss in’s Gevierte und hat
an der Ostseite, wo höchst wahrscheinlich früher der Eingang
gewesen ist, auf der Terrasse der Moschee einen kleinen
Anbau. Yon hier aus steigt der Thurm auf, sich allmählich
verjüngend, hat aber in der Mitte der ganzen Höhe
eine Anschwellung oder Entasis, ganz wie das schöne Meisterwerk
der Natur, die grosse Fächerpakne Central-Afrika’s.
Die Me-ssälladje. 193
Der Bau erhebt sich bis zu etwa 90 oder 95 Füss Höhe,
scheint aber an seiner Spitze nicht mehr als etwa 8 Fuss
in’s Gevierte zu messen; sein Inneres wird durch sieben Öffnungen?).
an jeder Seite erhellt. Der ganze Thurm ist, wie
die meisten Häuser in Agades, ganz aus Lehm erbaut, und
um einem so hohen Bau aus solchem Material hinreichende
Stärke zu verleihen, hat man die vier Wände desselben
durch dreizehn Schichten kreuzweis gelegter Bretter aus Düm-
stämmen verbunden;- diese ragen an jeder Seite noch -3 bis
4 Fuss hervor. Zu gleicher Zeit bieten sie so ein, wenn
auch sehr rohes, Mittel dar, um auf die Spitze zu gelangen.
Der Thurm wird nämlich nicht dazu benutzt, um zum Gebete
zu rufen,- was von der Terrasse der Moschee aus geschieht,
sondern seine Bestimmung ist vielmehr, als Wacht-
platz zu dienen. Wenigstens war dies sein Zweck zur Zeit,
als die Stadt, von einer starken Mauer umgeben und mit
Wasservorrath versehen, noch im Stande war, einem Angriff
von aussen her Widerstand zu leisten, wenn zu rechter Zeit
Nachricht von der herannahenden Gefahr gegeben worden
war. Jetzt aber scheint dieser hohe, zum Verfall der Stadt
augenscheinlich in gar keinem Verhältnisse stehende Thurm
mehr der Ehre halber in Stand gehalten zu werden, gleichsam
als ein berühmtes Wahrzeichen, ähnlich den fünf Thürmen
meines Geburtsortes.
Die Me-ssälladje — der Thurm, als der merkwürdigste
Theil des Gebäudes, trägt vorzugsweise diesen Namen —
war in ihrem gegenwärtigen Zustande zur Zeit meines Besuches
(1850) erst 6 Jahre alt und im Innern vielleicht
selbst noch nicht ganz vollendet, da mir gesagt wurde, dass
die Bretterschichten ursprünglich dazu bestimmt gewesen wären,
eine Treppe aus Lehm zu tragen.
*) Die dritte Öffnung von unten im Holzschnitt ist durch ein Versehen hinzugekommen,
was von mir zu spät bemerkt wurde.
X Vm . Kapitel.