Sprache ganz ebenso geläufig geworden, wie ihr ursprüngliches
Auraghiye, obgleich die Männer unter einander sich gewöhnlich
des letzteren bedienen. Die Folge dieser Vermischung
ist denn, dass die eigentlichen Kel-owT mit einer Art
von Verachtung von den reinen Berber-Stämmen betrachtet
und oft selbst als „ikelän” — „Sklaven” — bezeichnet werden.
Eine andere Folge davon ist auch, dass selbst ihre gewöhnliche
Auraghiye - Sprache mit einer Menge von Haussa-
Ausdrücken gemischt und überaus unrein ist*).
Die Art und Weise, wie sie sich im Lande niedergelassen,
scheint in der That derjenigen sehr ähnlich, in welcher die
alten Griechen in Lycien sich ansässig gemacht haben; denn
die Frauen in Asben scheinen wenigstens in gewisser Hinsicht,
besonders in Bezug auf die Siedelung, ein gewisses
Vorrecht vor den Männern zu haben, so dass, wenn ein Ba-
Asbentschi eine Frau aus einem anderen Dorfe .heirathet,
dieselbe ihren Heimathsort nicht verlässt, um ihrem Manne
zu folgen, sondern der Letztere nach ihrem Dorfe zu ziehen
hat. Dasselbe Prinzip liegt der Bedingung zu Grunde, dass
der Häuptling der Kel-owi keine Frau vom Stamme Mäsigh’s
heirathen, sondern nur Kinder mit schwarzen Frauen oder
Sklavinnen erzeugen darf.
Was die gesetzliche Bestimmung anlangt, dass die Regierung
nicht auf den Sohn, sondern auf den Sohn der Schwester
übergeht — eine Bestimmung, welche nicht allein in
vielen Staaten Mittel-Afrika’s (besonders zwischen dem unteren
Lauf des Niger und Aschanti), sondern auch in mehreren
Theilen Indiens (besonders in Malabar) herrschend ist —,
so könnte dies allerdings eine ursprünglich der Berber-Rasse
*) Dieser gemischte Dialekt ist es, den Kölle in seiner ,,Polyglotta A fri-
cana” als „Bandln” gibt. Dies nämlich ist der Name, womit die Bornauer
die Tuareg und vorzugsweise die mit ihnen am meisten in Berührung kommenden
Kel-owT bezeichnen. Jener Dialekt aber ist besonders unrein, weil
er von einem Sklaven niedergeschrieben ist.
eigenthümliche Sitte sein. Auch die Asgar nämlich, welche ihren
reinen Charakter sonst leidlich bewahrt haben, beobachten sie;
doch könnten sie dieselbe vielleicht auch von den ihnen
jetzt als Imrhäd unterworfenen Stämmen angenommen haben,
welche das Land von den schwarzen Eingeborenen eroberten,
obgleich zu bemerken ist, dass wenigstens die Göberaua diese
Sitte nicht haben. Es mag daher zweifelhaft scheinen, ob in
den alten gemischten Reichen. West-Afrika’s, Ghänata, Melle
und Waläta *), diese Sitte ursprünglich den schwarzen Eingeborenen
eigenthümlich oder von den Berbern eingeführt
war. Wie dem immer sein mag, so viel ist gewiss, dass der
edle Stamm der Auelimmiden —1 die wahrscheinlichen Nachkommen
Lamt’s, eines der Patriarchen desMäsigh-Stammes —
die bewusste Sitte als eine schmachvolle Einrichtung ansehn,
welche nur Zeugniss von dem geringen Vertrauen gäbe, das
ein Mann zu der Treue seines Weibes habe; denn dies ist
allerdings der zu Grunde liegende Gedanke, dass der Schwestersohn
ohne Zweifel einen Theil des ursprünglichen Blutes
haben müsse, während des Häuptlings Sohn selbst in Folge
von Intriguen der Mutter möglicherweise dem fürstlichen
Blute ganz fremd sein könne.
Der männliche Theil der alten Bevölkerung von Asben
ward, - wie ich annehme, zum grössten Theile ausgerottet,
*) Abu Obeidalla el Bekri el Kortt-obi, Notices et E x tra its . vol. XII,
p. 644 und sonst. — Ebn Batüta an mehreren Stellen. Der Reisende sagt
in den Auszügen Lee’s , S. 234: „ a n d the sister’s Son always succeeds to
pro p erty, in preference to the son, a c u s tom I w i t n e s s e d n o w h e r e
e l s e , e x c e p t a m o n g th e i n f i d e l H in d o o s o f M a la b a r ." Aber dies
kann nur eine augenblicklich niedergeschriebene Randbemerkung des Reisenden
gewesen sein, die er oder der Herausgeber seiner Reisen vergass, nach
seinen späteren Erfahrungen zu verbessern, da er auf seiner Heimreise vom
Sudan über Tademekka ganz dieselbe Sitte bei der Gergeri-Dynastie (s. oben)
beobachtete. — In Bezug auf Melle s. Leo, 1. I , c. 10 fin.: „e quello (re)
che f u di Melle (e quello di Agadez) sono della origine del popolo di
Zanaga.