berühmte und gefürchtete Häuptling der Tamisgida, den der
Häuptling yon Tintéllust selbst in früheren Zeiten nicht hatte
unterwerfen können, sondern genöthigt worden war, ihm eine
Art kleinen Tributs oder Passagegeldes zu zahlen, um den
freien Durchzug seiner Karawanen nach Sudan zu sichern.
Der kriegerische Häuptling, der leidlich beritten war, hatte
allen semen Schmuck angelegt; er trug über einer reichen
Sudan-Tobe einen hübschen blauen, mit Gold gestickten
Bemus. Ich beantwortete seinen Gruss, indem ich schwor,
dass 'ich Allah besser als er selbst kenne, worauf er freundlicher
ward und einige Worte mit mir wechselte; er fragte,
was wir in seinem Lande sehn wollten, und entfernte sich
bald, um sich an Herrn Richardson zü wenden. Hier überzeugte
ich mich, dass, wären wir nicht von Annür selbst begleitet
gewesen und wäre nicht überdies fast all’ unser Gepäck
vorausgesandt worden, wir hier ernstere Zwiegespräche
hätten haben können. Vom Anfang unserer Ankunft in
Asben an hatten wir uns vor dem Grenzlande von Damerghü
gefürchtet und auch in unseren Briefen diese Besorgniss
nicht verhehlt.
Auf dem niedriger gelegenen Terrain sammelt sich während
der Regenzeit augenscheinlich ein ausgedehntes Wasserbecken
an. Wir stiegen von hier ein wenig anwärts und
Hessen ein kleines Dorf, inmitten ausgedehnter Stoppelfelder
gelegen, zu unserer Rechten; dann hielten wir uns an dem
westlichen Fuss der gemach ansteigenden Lehne entlang, auf
deren Höhe das Dorf („úngua”) Ssámmit liegt.
Es war nach 4 Uhr Nachmittags, als wir auf einem offenen
Stoppelfelde lagerten, und wir wurden hier durch die
ersten Zeichen von Industrie im guten Sinne nicht wenig
überrascht; denn Industrie in zweideutigerer Beziehung hatten
uns die Tagäma schon zur Genüge gezeigt. Wir waren
kaum von unseren Thieren ahgestiegen, als zwei muskulöse
schwarze Eingeborene mit um die Lenden gegürteten Lederschürz
herbeieilten und in einem Augenblick den ganzen Platz,
wo wir unsere Zelte aufzuschlagen beabsichtigten, reinigten.
In wenigen Minuten folgten Leute beiderlei Geschlechts, um
eine Menge verschiedener Dinge zum Verkaufe anzubieten,
besonders Negerkorn, Bohnen von zwei Arten und jene „do-
döa” genannten Kuchen, welche schon von Kapitän Clapper-
ton wegen der vorzüglichen Brühe, die daraus gekocht wird,
vollkommen gewürdigt wurden. Ich werde von ihrer Zubereitung
sprechen, sobald wir dem ersten Baume dieser Spe-
cies, der „doröa”, aus welcher die Kuchen „dodöa” gemacht
werden, begegnen. Übrigens war die hier feilgebotene Waare,
wie ich später fand, von sehr geringer und unächter Qualität,
nämlich von der Art, die in Haussa „dodöa-n-hosso”
und in einigen Distrikten „yäkua” genannt wird. Wir fühlten
hier die Wohlthat der Civilisation auf die bezüglichste
Weise, indem uns eine ausgezeichnete Hühnerbrühe als Abend-
brod zu Theil ward; unsere Diener waren wirklich die ganze
Nacht mit Kochen beschäftigt. Damerghü, das reiche Kornland,
ist auch reich an Hühnern, wenn auch das darüber
bei Reisenden umgehende Gerede: „ein Huhn für eine Nadel”,
in den gegenwärtigen Verhältnissen ein wenig übertrieben
ist.
[Dienstag, 7ten Januar.] Diesen Morgen fielen wieder
einige Regentropfen. Bald, nachdem wir aufgebrochen waren,
begrüssten uns einige Gemüsegärten mit ihrem frischen, lebendigen
Grün. Wir stiegen allmählich aufwärts. Als wir
die höchste Fläche erreicht, gewannen wir einen Blick auf
die sogenannten Berge von Damerghü, „Duätsu-n-Damerghü”,
eine niedrige Kette, welche sich parallel mit unserer Strasse
gegen Osten hin erstreckte. Vor uns und gegen Westen dagegen
war die Landschaft ganz offen und hatte das Ansehn
eines ununterbrochenen Stoppelfeldes. Nachdem wir eine
Einsenkung mit einem trockenen Wassertümpel und einigen
Bäumen durchschnitten, hatten wir etwa um 8 Uhr ganz
Barth’s Reisen. I. ' 7 7