gemist”, als die seines Hemdes oder seiner Tobe, welche
grau war, und ebenso seine Physiognomie gaben sogleich zu
erkennen, dass er nicht der Tuareg- oder Berber-Rasse angehöre.
Nachdem wir, Einer nach dem Anderen, ihn begrüsst hatten,
nahmen wir in einiger Entfernung ihm gegenüber Platz.
Nach einigen förmlichen Fragen in Bezug auf den alten
Häuptling, die er an Hamma richtete, berief er mich in
seine Nähe und begann mit mir auf sehr freundliche Weise
eine Unterhaltung, indem er sich nach dem Land und der
Nation der Engländer erkundigte. Er hatte,, ungeachtet ihrer
ungeheueren Macht, in seiner abgelegenen Residenz nie
von ihnen gehört und wusste nicht, dass „Englisches Pulver”
nach ihnen benannt sei. Indem ich ihm nun erklärte, dass
die Engländer, obwohl in so ungeheuerer Entfernung- von
ihm wohnend, dennoch, da sie mit allen Häuptlingen und
grossen Männern der Erde in freundschaftliche Verhältnisse
zu treten wünschten, um friedlichen und gesetzlichen Verkehr
mit ihnen anzuknüpfen, auch seine Bekanntschaft zu
machen wünschten übergab ich ihm die Briefe, sowohl
den vom Häuptling Annür, als auch den von Herrn Richard-
son, und ersuchte ihn zugleich, einen anderen Brief an Aliu,
den Sultan von Sökoto zu senden, worin wir uns entschuldigten,
dass wir nach den schweren Verlusten und vielfachen
Erpressungen gegenwärtig nicht im Stande seien, ihn in seiner
Hauptstadt zu besuchen. Zu gleicher Zeit beklagte ich
mich bei Abd el Kädiri, wie ungerecht und schmachvoll wir
von Stämmen behandelt worden wären, welche seiner Oberhoheit
unterthan seien; sie hätten uns beinahe aller Geschenke
beraubt, welche wir für ihn sowohl als für die anderen
Fürsten des Sudan mitgebracht hätten. Er drückte
darüber seinen Unwillen aus und bedauerte, dass ich nicht
im Stande sei, direkt nach Sokoto zu gehn, wohin er mich
in der grössten Sicherheit in Gesellschaft der Salzkarawane
der Kél-geréss hätte entsenden können. Dabei drückte er
sein Erstaunen über mein junges Alter aus und entliess uns,
nachdem wir das Tuch, welches die für ihn bestimmten Geschenke
enthielt,-vor ihm hingelegt hätten. — Die Unterhaltung
ward nicht nur mit mir, sondern auch .mit meinen
Gefährten in der Haussa-Sprache geführt.
Im Gänzen halte ich Abd el Kädiri für einen sehr ausgezeichneten,
aber energielosen Männ. Hinsichtlich seines guten
Charakters stimmten alle Leute überein und versicherten
mich, er sei der Beste von der ganzen Familie, welcher
der Sultan von Agades angehören muss. Er hatte schon
früher die -Sultanswürde bekleidet,- war aber vor einigen
Jahren abgesetzt worden, um Hämed e’ Rufäy Platz zu machen,
dem er augenblicklich in der Regierung wieder gefolgt
war: Im Jahre 1853, während meiner Anwesenheit in Sokoto,
war er jedoch wieder im Begriff, jenem Nebenbuhler
Platz zu machen. — Ich werde weiterhin ausführlich über
diese ewigen Abwechselungen zu sprechen haben, welche den
Intriguen der yerschiedenen Häuptlinge zuzuschreiben sind
und durch welche jede kräftige Begründung der Regierungs-
gewalt unmöglich gemacht wird. Hier will ich nur bemerken,
dass Abd el Kädiri’s Vater, Bäkiri, ein.Mann von mehr
Energie gewesen zu sein scheint; sicherlich übertraf er an
Gelehrsamkeit seinen Sohn bei weitem und würde wahrscheinlich
etwas von den Engländern gewusst haben. Bäkiri war
ein Freund des ebenso gelehrten, wie energischen Sultans
Bello, der ihm in seinem geschichtlich-geographischen Werke
über die Eroberungen der Fulbe den Titel „Emir el Mume-
mn” gibt. Abd el Kädiri’s Mutter heisst Fätime.
Während ich mit meinen Gefährten nach unserer Wohnung
zurückkehrte, begegneten wir sechs von Boro’s' Söhnen, unter
denen sich unser früherer Reisegefährte Hadj Ali durch Feinheit
und den Schmuck seiner Kleidung auszeichnete. Sie
gingen nach dem Palaste, um ihrem Amte als „fadaua-n-
Barth's Reisen. I. 5 6