wind, der gerade wehte, mochte allerdings den Schall nach
der Wüste zu getragen haben. Ich überdachte einen Augenblick
meine Lage, und indem ich über den in Hügeln auf-
gehäüften Sand fortschritt und eine andere Anhöhe erklomm,
that ich einen zweiten Schuss. Zu der Überzeugung
gelangt, dass Niemand in dieser Richtung nahe sein könne,
gab ich der Vermuthung Raum, dass unsere Gesellschaft
noch zurück sein möchte, und hielt mich unglücklicherweise
mehr ostwärts, während bisher meine Richtung Süd von Ost
gewesen war. Das Thal war hier reich mit sseböt bewachsen,
und während ich mich umschaute, erblickte ich mit unaussprechlicher
Freude in einiger Entfernung kleine runde Hütten,
die sich an Ethelbäume anlehnten und mit hohem Grase
gedeckt waren. Nach yome waren sie offen. In höchstem
Jubel eilte ich ihnen zu, aber sie waren verlassen. Weder
ein lebendiges Wesen war zu sehn, noch ein Tropfen Wasser
zu finden.
Meine Kraft hatte mich jetzt völlig verlassen. Ich setzte
mich nieder, vor mir die volle Aussicht auf das breite Thal.
Meine Besorgniss war noch nicht rege. Mit einiger Zuversicht
erwartete ich die Karawane, ja einen Augenblick glaubte
ich in der Entfernung einen Zug Kameele vorüberziehen zu
sehn. Es erwies sich als Täuschung. Nichts in der Welt
ist so voll täuschender Gebilde, als die von der Sonnengluth
erhitzten Thäler und Flächen der Wüste. Dess waren sich
selbst die wegkundigen Araber von aller Zeit her bewusst
und drückten ihre Empfindung aus, indem sie diese Wüsteneien
mit Geistern füllten, die den einsamen; genossenlosen
Wanderer irre machen und seitabwärts leiten. Ich erhob
mich endlich wieder, um mich umzusehn, aber ich war jetzt
so schwach, dass ich mich kaum auf den Füssen erhalten
konnte. Die Sonne neigte sich zum Untergang und ich musste
sehn, wo ich die Nacht zubringen könnte. Es blieb mir die Wahl
zwischen einer der Hütten oder einem Ethelbäume, welcher
mir . in geringer Entfernung zuwinkte und eine Zeitlang als
Brünnenschwengel meine durstige Phantasie getäuscht hatte.
Ich wählte den Baum, weil er auf einem höheren Platze stand.
Mit ungeheurer Anstrengung schleppte ich mich hin. Er war
von ehrwürdigem Alter, mit grossen, dicken Ästen, aber ohne
ein einziges Blatt. Ich hatte die Absicht, ein Feuer anzuzünden,
das als Signal fast untrügliche Rettung versprach; über mir
fehlte die Kraft, auch nur ein wenig Holz zusammenzusuchen.
Ich war gänzlich zusammengebrochen und fühlte, wie Fieber
sich meiner bemächtigte. Fast bewusstlos legte ich mich nieder.
Nach einer Rast von etwa zwei Stunden, als es völlig dunkel
geworden war, erhob ich mich und schaute um mich, Da erblickte
ich zu meiner höchsten Wonne in südwestlicher Richtung,
abwärts im Thale, ein grosses Feuer. Hoffnung lebte
in mir auf. Es konnte nur das Feuerzeichen meiner mich
suchenden Begleiter sein. Mich hoch emporrichtend, feuerte
ich eine meiner Pistolen ab. Wie das das einzige Mittel war,
welches mir zum Verkehr mit ihnen blieb, so schien es mir
unfehlbar. Mit fester Zuversicht folgte ich dem gewaltigen
Schalle, wie er das Thal hinab der Flamme zurollte. — Ich
horchte, horchte lange; Alles blieb todtenstill. Nur die Flamme
schlug hoch zum Himmel auf, als ein Zeichen unerreichbarer
Hülfe. Ich hatte lange, lange gewartet; da feuerte ich
ein zweites Mal, aber auch jetzt kam keine Antwort. Ich legte
mich wieder nieder, mich ruhig in mein Schicksal ergebend.
An Schlaf war nicht zu denken. Rastlos uüd in heftigem Fieber
warf ich mich auf dem Boden umher und erwartete den
nächsten Tag halb selmsüchtig, halb mit Furcht.
Endlich wich die Finstemiss und Zwielicht trat ein. Alles
war Ruhe und Stille. Ich war überzeugt, dass ich keinen
günstigeren Augenblick wählen könne, meinen Freunden ein
Zeichen von mir zu geben. Ich sammelte.daher alle Kräfte, die
mir noch geblieben waren, und lud die Pistole mit einem gewaltigen
Schuss. Ich feuerte'einmal, zweimal; — ich glaubte,