Als wir endlich auf dem Marsche waren, fanden' wir die
Anstrengung noch grösser als am gestrigen Tage. Die Sandhügel
wurden steiler und steiler und boten die grössten
Schwierigkeiten für die Kameele, hauptsächlich aber am
Rande der Abhänge. Wir mussten manchmal sogar die
Kanten mit unseren Händen abflachen, um den Thieren das
Ansteigen zu ermöglichen. Ich war gewöhnlich ein wenig
voraus, von Mohammed hen Sbaeda geführt. Dieser;-einer
unserer Kameeltreiber, hatte seinen zanksüchtigen Charakter,,
wodurch er sich bisher unangenehm gemacht, mit dem Eintritt
in Fesän gänzlich geändert. Er zeigte sich gefällig und
freundlich und .beeiferte sich, mir jede geforderte Auskunft
zu geben. Er belehrte mich unter Anderem, dass dieser
Sandgürtel sich von SW. nach NO. von Duessa bis Fukka
erstrecke. Fukka gab er als 5 Tagereisen diesseits von
Sokna gelegen an. Auch behauptete er, dass, obgleich uns
diese Sandhügel als so ungemein hoch und schwierig erschienen,
sie doch im Vergleich mit denen in der Richtung
der Natronsee’n klein seien*). Indessen schien es mir, als
wolle er durch diese Nachricht vielmehr sich und seine Gefährten
entschuldigen, uns diesen langen westlichen Weg geführt
zu haben, da er wusste, dass wir die Natronsee’n zu
besuchen gewünscht, und dass unsere gerade Strasse hei
denselben vörheiführte. Sie dagegen wollten uns nach ihrem
geliebten Dorfe Ugraefe bringen.
Mohammed theilte mir auch mit, dass in Fesän jeder Distrikt
seinen eigenthümHchen Dialekt habe, und behauptete,
dass, während die Bewohner von Wadi e’ Schäti ein gutes
Arabisch sprächen, dem in Misda jetzt gebräuchlichen Dialekt
sehr ähnlich, die Einwohner des „grossen Wadi” (Wadi el
gharbi) ein sehr verdorbenes Idiom hätten. Es lag mir viel
*) Dr. Yogel’s Besuch der Natronsee’n hat die Grossartigkeit der dortigen
Sandregion vollkommen bestätigt.
daran, zu wissen, ob in Fesän nicht ausser -Berber-Dialekten
und der Tebu- oder vielmehr Teda-Sprache noch ein eigen-
thümliches Idiom gesprochen würde, da ich gewiss bin, dass
die ursprüngliche Bevölkerung des Landes schwarz gewesen
ist und ihr eigenes Afrikanisches Idiom hatte; aber ich war
nicht im Stande, eine Auskunft über diesen interessanten
Punkt von ihm zu erhalten.
Unter solcherlei Gesprächen war dieKafla weit hinter uns
zurückgeblieben, und wir erachteten es für rathsam, in Wadi
Tull auf sie zu warten, namentlich da hier der Pfad sich
trennte. Es war so heiss, dass mein Kameel, als ich es sich
selbst überhess, um zu grasen, nichts anrühren mochte und
ruhig am Flecke Hegen blieb. In der That war der Sand
so glühend-heiss, dass es kaum möglich war, langsam zu
gehn; so bedeutend brannte er durch die Schuhe. Ein auf
einen Augenblick in den Sand gegrabenes Thermometer stieg
auf 45°.
Als nun die übrigen Kameeltreiber endlich herangekommen,
waren, entstand ein Streit, welcher Pfad zu nehmen sei. In
Wirklichkeit konnte gar kein Zweifel über die direkte Strasse
nach Mursuk obwalten; aber Einige mochten uns gern bis
nach Ubäri von unserer Strasse abführen. Schliesslich in-
dess behielt die Partei, deren Interesse es war, uns nicht weiter
westwärts als Ugraefe zu führen, die Oberhand; aber schon
diese Richtung war um ein Bedeutendes ausserhalb unseres
Weges. Wir Hessen daher die Strasse nach Ubäri, welche
über zwei Wadi’s oder Einsenkungen, Tekür und Uglah, beide
mit schlechtem Wasser, führt, westlich Hegen und folgten der
Strasse nach Ugraefe.
So gelängten wir in das Wadi Mukmeda, wo wir uns um
4 Uhr Nachmittags nahe bei den Sandhügeln, welche die südliche
Seite begrenzen, im Schatten eines wilden Palmbusches
lagerten. Unmittelbar dabei, nur 2 Fuss unter der Oberfläche,
war sehr gutes Wasser; da jedoch das Loch eben