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 über steiniges Terrain,  bald  lag  er in  dem Grunde  des  Thaies  
 Tänegat,  das  etwa  eine  halbe  Meile  breit  ist  und  in  dem  
 wir  zur  Rechten  einen  Brunnen  passirten.  So  erreichten wir  
 einen  Bergsporn,  welcher  vor  der  Kette  zur  Rechten  vorsprang, 
   und  betraten  nun  eine  breite,  reich  mit  Kraut  und  
 Baum  bewachsene  Ebene,  die  sich  bis  zum  Fusse  einer  bedeutenden  
 Berggruppe  ausdehnte.  Diese  Masse  ward  überragt  
 von  einem  ausgezeichnet  malerisch  ausgezackten  Kegel  
 Namens  Märi.  Hier  wurden  wir  der  zahlreichen  Kameele  
 der  Salzkarawane  ansichtig ,  die  weit  zerstreut  in  einiger  
 Entfernung  zur  Linken  grasten.  Nachdem  wir  dann  eine  
 kleine,  felsige  Ebene  überschritten,  lagerten  wir  im  Bette  
 eines  Regenstromes,  ganz  sicher,  dass  zu  dieser  Zeit  keine  
 solche Gefahr,  wie  wir sie  im Thale  Erhäsar hei Tin-tarh-ode  
 erlebt,  zu  befürchten  sei.  A'magei,  der  noch  immer  bei  uns  
 war,  besuchte  mich  am Nachmittag  und  holte  sich,  wie  auch  
 am  nächsten  Morgen,  eine  Tasse  Kaffee.  Nahe  an  unserem  
 Lagerplatz  waren  einige  schöne  „gauo”,  eine  wahrscheinlich  
 mit  dem  Giraffenbaum  identische  Akazienart,  die  ich  noch  
 vielfach  zu  erwähnen  haben  werde.  Raubvögel,  durch  die  
 Schaaren  von  Menschen  und  Thieren  angelockt,  liessen  sich  
 hier  in  Menge  sehn,  zumal  der Aasgeier '(Neophron)  und  der  
 schwarze Wüstenräbe (Gorvus umbrmus) ;  denn  diese  so  verschiedenen  
 Gattungen  von  Yögeln  theilen  sich  meist  höchst  
 brüderlich  in  den  Abfall. 
 [Sonnabend,  14f<™  Dezember.]  Zeitig  brachen  wir  auf,  
 lagerten  uns  aber  schon  nach  einem  Marsch  von  etwa  6  
 Meilen  auf  unebenem  Terrain,  welches  von  vielen  kleinen  
 Graniterhebungen  durchzogen  ward.  Der  ganze  „Am”  nämlich  
 sollte  herankommen  und  sich  hier  versammeln.  Um  
 seiner Würde,  als  Führer  einer  solchen  friedlichen,  mit  dem  
 Reichthume  des  Landes  beladenen  Heerschaar  zu  entsprechen, 
   legte  der  alte  Häuptling  nun  sein  Amtskleid  an,  einen 
 stattlichen  gelben Bemus,  und  empfing  die Begrüssungen und  
 Huldigungen  der  einzelnen  Häuptlinge. 
 Es  ist  wohl  ein  bemerkenswerther  Umstand,  dass  ein  einziger  
 Artikel,  das  Salz,  den  Gegenstand  dieser  ganzen  gros-  
 sen  Bewegung  bildete.  An  den  nacktesten,  unfruchtbarsten  
 Stätten  der  Wüste  hat  die  schöpferische  Natur  jene  unerschöpflichen  
 Salzlager ausgebreitet,  während sie  weiten  Landschaften  
 des  fruchtbaren  Innern  dieses  den Menschen  zum  
 nothwendigen Bedarf gewordene Mineral  gänzlich  versagt hat.  
 So  tief  eingegraben  in  den  Gesetzen  der  Natur  liegt  das  
 Prinzip  des  Völkerverkehrs,  des Austausches  der Bedürfnisse.  
 Aus  weiter  Ferne  zieht  der  Bewohner  jener  ungastlichen Zonen  
 zu  den Salzlagem,  beladet  seine  Hunderte  und  Tausende  
 von  Thieren  und  zieht  in  Monate  langem  Marsch  anderen  
 fruchtbaren  Zonen  zu,  deren  Bewohner  gern  mit  ihrem Korn  
 und  den  Produkten  ihrer  Industrie  ihm  sein  Salz  abkaufen. 
 Jedoch  meine  Bemerkungen  über  die  Salzminen  von  Bilma  
 behalte  ich  mir für  die  Beschreibung  meines  Besuchs  derselben  
 auf meiner  Heimreise  im  Jahre 1855  vor.  Hier  will  ich  
 nur einige wenige Bemerkungen über die Formen, in denen dieses  
 Salz  ausgeführt  wird,  einschalten.  Die  grösste  derselben  
 ist  in  der  That  sehr eigenthümlich,  aber man muss bedenken,  
 dass  das  Salz  in  Bilma  im  flüssigen  Zustande  gefunden  wird  
 und  dass  die  Masse  diese  sonderbare  Gestalt  erhält,  weil  
 man  sie  in  jenem  flüssigen  Zustande  in  Holzformen  giesst.  
 Ein solcher Säulenfuss  oder Hut —  „käntü”  ■—  von  Salz  enthält  
 fünf der kleineren Kuchen,  welche „ässerim” genannt werden, 
   und jeder „ässerim” entspricht  vier  der kleinsten Kuchen,  
 welche „fötu” heissen.  Ein „käntü”  also  enthält 20 „fötu”.  Die  
 aus  den Blättern der Dümpalme;— den „käbba”—■ gemachten  
 Säcke,  in  welchen diese Brode verpackt werden,  heissen  „täk-  
 rufa”,  aber  das  schönste  Salz  wird gewöhnlich  lose  als. Pulver  
 fortgeschafft,  und dies  ist  das  für Europäer einzig geniessbare.  
 Das  gewöhnliche  Salz von Bilma  ist  sehr  bitter  und  verdirbt 
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