XXV. Kapitel.
und die übrigen wurden zum Stunde von Leibeigenen erniedrigt.
mit der Bedingung, dass weder sie noch ihre Kinder
je ausser Landes verkauft werden sollten. Es gibt jedoch
noch eine andere Klasse Leute, indess nicht so zahlreich
in Asben selbst, als in den angrenzenden Landschaften. Es
sind dies die Büsaue oder Abogelrte, eine Bastardrasse, gewöhnlich
mit mehr Berber-Zügen, als an den Kel-owT zu finden
sind, aber von dunklerer Farbe und kleinerer Gestalt
als diese; ihr Charakter ist meist sehr gesunken, da er fast
gänzlich den edlen Zug, welcher selbst an dem gesetzlosesten
Räuber von reinem Targi-Blute zu erkennen ist, verloren
hat. Diese Leute, welche die gesummten Gegenden südlich
und südöstlich von Asben beunruhigen, sind die Abkömmlinge
von Targi - oder Imöscharh -1 rauen mit schwarzen
Männern, zum Tlieil selbst mit Sklaven, und schliessen sich
desshalb bald mehr der Haussa -, bald mehr der Sonrhay-
Rasse an. :—
Was ich hier gesagt habe, ist die historische Ansicht über
den Zustand der Dinge in diesem Lande und ist allen aufgeklärten
Eingeborenen bekannt, während das gemeine ^ olk von
dem Ursprünge der Kel-owr erzählt, dass die Sklavin eines
Tirrylkum in ihrer Schwangerschatt nach Asben gekommen
und hier von einem Knaben -entbunden worden sei; dieser
sei der Vorfahre aller Kel-owr. Dies ist natürlich eben nur
eine Volkssage. die höchstens auf eine gewisse \ erbindung
dieses Stammes mit den Tinvlkunr hinweist.
Nach diesen' wenigen Vorbemerkungen über den Namen
rurd die Art und Weise der Niederlassung des Stammes
der Kel-owr im Lande Asben mache ich mich daran, ein
möglichst vollständiges Verzeichntes aller der Abtheilungen
— „tiüsi” (Sing. „tausrt ) — zu geben, welche die grosse
Genossenschaft derselben bilden.
Die edelste Unterabtheilung des Stammes sind in der Gegenwart
die I-rhölang, die Amanökalen- oder Sultansfamilie,
welcher Annür angehört Der Adel dieser Familie jedoch
beruht nicht auf ihrem reineren Geblüt, sondern nur auf ihrem
Range und Ansehn, nnd ihr Übergewicht scheint erst
aus der Zeit des Vorgängers des jetzigen Häuptlings sich
lrerzuschreiben, während irr früherer Zeit die Kel-feruän den
Vorrang gehabt zu haben scheinen. — Obwohl das Haupt
dieser Familie keinen anderen Titel führt. als den eines
Altermannes oder Senators — „Scheich” im ursprünglichen
Sinne des Wortes, „ssofo” in Haussa, „amaglrär” oder „arn-
rhär” in Temä-schirht —, so hat er doch ungleich grössere
Macht, als der Amanokal oder sogenannte Sultan der Kel-
owr, welcher in A-ssodi wohnt und in der That nichts weiter
als das Schattenbild eines Fürsten ist. Nach Annür in Autorität
der Nächste, als Kronprinz, wenn wir ihn so nennen
dürfen, ist Hadj 'Abdüa, der Sohn von Annür’s ältester
Schwester; er residirt in Tafidet
Die Fanrihe oder der Stamm der I-rhölang, welcher im
engeren Sinne des Wortes Kel-owl genannt wird, bewohnt
mehr als zehn Dörfer-, die alle östlich oder südöstlich von
Tintellust, Annür’s Residenz, hegen. Diese Familie hat mit
zwei emflussreichen und mächtigen anderen ein Bündniss
geschlossen, nämlich erstens mit den Kel-asaneres, d. i. „den
Leuten von Asaneres”, einem Dorfe von grösser Wichtigkeit
wegen seiner Lage zu den Salzsee’n von Bilnra, die den
Hauptreichthum und das Lebensprinzip dieser Gemeinde ausmachen.
Mit Bezug auf diese Familienverbindung wird diejenige
Abtlreilung der Kel-asaneres, welche dieselbe eingegangen
ist, „I-rhölang wuen Kel-asaneres” genannt, und zu
ihr- zählt sich der- mächtige Häuptling Lü-ssu oder- genauer
el U -ssu , der in der That vermöge seines Einflusses der
zweite Mann im Lande ist.
Zweitens haben die I-rhölang eine Allianz und Verwandtschaft
mit dem mächtigen und zahlreichen Stamme der
Ikaskesan oder Ikeschkeschen geschlossen, der- gleichfalls