viehes, das von dem reichen Weidegrunde nach seiner Nachtstellung
hei dem Dorfe Eghelläl am Fusse des gleichnamigen
Berges zurückkehrte; sie bestand aus schönen, kräftigen
Rindern von mittlerer Grösse, alle mit einem Buckel und
von glänzender, dunkelbrauner Farbe.
Während der Eghelläl mehr und mehr sich zuriickzog, erschien
in der Entfernung hinter ihm der Baghsen in matten
Umrissen. Von diesem Berge war in letzterer Zeit in Europa
so viel gesprochen worden, dass meine Vorstellung sich ihn
als eine hohe, mächtige Gehirgsmasse, von steil emporsteigenden
Kuppen überragt, gemalt hatte; ich wurde aber
gar sehr enttäuscht, als
ich ihn statt dessen in
ununterbrochener Linie
sich hinerstrecken sah. In
der That wandte ich bald
meinen Blick wieder auf den Berg Eghelläl zurück, der uns
hier eine tiefe und breite Kluft oder Schlucht zeigte, das
mächtige Bett gewaltiger Fluthen; die ganze Bergmasse
scheinbar in zwei Gruppen theilend, vereinzelte sie gänzlich
eine breite Kuppe im Vordergründe.
Um 6 Uhr Abends lagerten wir in dem flachen Thale von
Eghelläl in einiger Entfernung vom Brunnen. Während wir
hier im offenen Lager unseren kleinen Haushalt ordneten,
erfreute uns die Ankunft Hadj 'Abdüa’s, des Sohnes von Fä-
tima, Annur’s ältester Schwester, und somit muthmasslichen
Nachfolgers des alten Häuptlings. Es ist ein Mann von etwa
50 Jahren und hat ein verständiges und angenehmes Wesen.
Ich bewirthete ihn mit einer oder zwei Tassen wohlgesüssten
Kaffee’s und unterhielt mich mit ihm über den Unterschied
zwischen Egypten, das er auf seiner Wallfahrt besucht hatte,
und seinem eigenen Lande. Der Vorrang selbst jenes halb
barbarischen Zustandes der Gesellschaft war ihm wohl bewusst,
er hatte aber auf der anderen Seite auch sehr gut das
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Elend beobachtet, das bei grösser Anhäufung von Menschen
sich unfehlbar zeigt, und sagte mir mit einem gewissen Stolz,
dass wenige Individuen in Air so elend seien, wie eine zahlreiche
Klasse der Bevölkerung von Kairo. Da er von starkem
Fieber befallen ward, kehrte er am nächsten Morgen
nach seinem Wohnort Täfidet zurück. Nachmals aber begleitete
er den Fürsten Astäfidet auf dessen Zug nach Agades,
wo ich ihn denn wieder sah; auch später traf ich im Verlauf
meiner Reise zweimal mit ihm in Kukaua zusammen, wohin
er allein von allen Kel - owi zu gehn pflegte, um die freundlichen
Beziehungen mit dem Hof von Borno aufrecht zu erhalten,
welche durch die räuberischen Gewohnheiten mancher
Abtheilungen der Kel-owi nur zu häufig gestört werden.
[Sonntag, 6 Oktober.] Zeitig aufbrechend erreichten wir
bald eine offenere Gegend, welche anscheinend gegen den
Baghsen zu sich senkte; dies war jedoch eine Augentäuschung,
wie an der Richtung der trockenen Wasserläufe, welche alle
von Ost nach Westsüdwest sich senkten, deutlich ward. Zur
Rechten hatten wir nun den vereinzelt sich erhebenden, lang
hingestreckten Berg Agata, von welchem ein Dorf, das an
dessen westlichem Fusse liegt, seinenNamen erhalten hat. Hier
schien die Fruchtbarkeit des Bodens bedeutend zuzunehmen,
die Gräser wurden reicher und frischer und eine Fülle von
Mimosen und Capparis schmückte die Gegend. Näher den
ansehnlichen Gebirgserhebungen im Westen und nahe am
Fusse eines Berges Namens Adjüri gibt es selbst einige
hoch bevorzugte Örtlichkeiten, unter denen das oben er