dass sie häufig mit dem allgemeinen Namen „Berg Absen”*)
bezeichnet wird. Ich kann aber nicht entscheiden, ob dieser
Name, der auch der alte Göbername der ganzen Landschaft
ist, wogegen sie von den Berbern Air genannt wird, ursprünglich
dieser Berggruppe angehörte, oder oh sie ihn nur erhalten,
weil sie die, besonders für den vom Norden kommenden
Reisenden, auffallendste Erhebung des Landes ist. Aber darüber
lassen die übereinstimmenden Angaben derKel-öwi keinen
Zweifel, dass dies in den Augen der Eingeborenen die Grenze
des Sudan ist, zu welchem weder Tä-rha -djlt, noch selbst
Tidik gerechnet' wird. Wie es scheint, haben die Tuareg
keinen eigenen Namen für den Sudan; die Meisten derselben
nennen es „den Süden”, „agüss”; dagegen scheint Essudän
die gewöhnlichste Benennung in der Umgangssprache Asbens
zu sein.
Eine hervorragende Kuppe oder vielmehr ein Horn, Na^
mens Tengik oder Timge, erhebt sich über diese Bergmasse.
Dies ist nach der Meinung des alten, unterrichteten Häuptlings
Annür, der sein Land wohl kennen dürfte, die höchste
Spitze im ganzen Lande Air. Ich werde auf diesen Punkt
zurückkommen, wenn ich vom Berge Dogem spreche. Ich
war nämlich der Meinung, der Dogem sei der höchste Gipfel
im Lande; meine Ansicht ward aber nachmals von dem alten
Häuptling, welcher fest und bestimmt versicherte, dass der
Timge der höchste sei, bestritten. Unsere , Lage in diesem
überaus interessanten Alpenlande war unglücklicherweise eine
solche, dass wir nicht daran denken konnten, diese sehr imposante
nördliche natürliche Grenzbarriere zu durchforschen.
Selbst nicht einmal die Berichte Anderer konnten wir hier
einsammeln, sondern nur flüchtig aufeeichnen, was uns selbst
vor Augen trat. Die Berggruppe muss sehr schöne Schluch*)
Die Formen Absen nnd Asben werden ohne Unterscheidung gebraucht.
Ein Ba-hausche (Singul. von Haussaua) wird allerdings Asben, Ba-Asbentschi,
ten und Thäler enthalten. Jedoch ich kehre zu unserer Karawane
zurück.
Wir waren noch immer in einiger Entfernung von dieser
malerischen Bergmasse und mussten noch einen rauhen und
öden, nur zuweilen von schöneren Stätten unterbrochenen
Wüstenstrich durchschneiden, bevor wir sie erreichten. Hier
jedoch sahen wir einen Strauss, wunderbarerweise den ersten,
welchem wir auf unserer ganzen Reise begegneten. Nach
einförmigem Marsch lagerten wir in einem flachen, muldenartigen
Thale ohne irgend interessante Züge. Das eigennützige
Benehmen der Tinylkum jedoch hatte uns den Tag
über gehörig Beschäftigung gegeben und am Abend wurden
auch sie beschenkt.
In der Nacht hatte ich die erste Wache, und indem ich
das ganze Lager umkreiste, fiel es.mir auf, dass an dem
einen Ende hinter den Kel-owl ein kleiner Trupp ganz
getrennt gelagert war. Als ich das erste Mal hinging, war
Alles ruhig; aber kurz nach 11 Uhr (auf solcher Reise begibt
sich natürlich Jeder zeitig zur Ruhe) hörte ich ein Geräusch,
und indem ich mich dorthin wandte, sah ich zwei
bewaffnete Tuareg ihre Mehära satteln und im Dunkel der
Nacht davon reiten. Ich schloss hieraus, dass noch immer
etwas, gegen uns im Schilde geführt werde; da es aber ohne
Nutzen war, Alarm zu verbreiten, hatte ich nur die Vorsicht,
Overweg, welcher mich ablöste, zu warnen.
Sehr zeitig am nächsten Morgen brachen wir auf, aber
glücklicherweise war das Mondlicht so hell und schön, dass
ich nicht einen Augenblick im Niederlegen der charakteristischen
Züge des Landes unterbrochen wurde. Dies bezog
sich jedoch nur auf die nächste Umgebung unserer Strasse,
da unsere Lage zu unsicher war, um das Nehmen von Win-
Asbenaua sagen, der eingeborene Mischling gebraucht dagegen mehr die andere
Form, Absen, Absenaua.