kaufte etwas getrocknetes Fleisch von der Antilope Leucoryx
— dem „uelueidji” — , das sehr gut schmeckte, ähnlich dem
besten Rindfleisch; Andere aber behaupteten, es sei Fleisch
des „räkomi-n-daua”, der Giraffe. Die Jagd ist neben der
Rindviehzucht die Hauptbeschäftigung der Tagäma . und sie
sind geschickt genug, mit ihren kleinen, schnellen Pferden
die grosse Antilope' sowohl wie die Giraffe zu erjagen.
Andere nehmen am Salzhandel Theil und begleiten die Kel-
geress. nach Bilma, ohne ihnen jedoch nach Sokoto zu folgen;
dafür bringen sie ihr Salz nachKanö, da sie aus einem Grunde,
den ich sogleich erklären werde, gegenwärtig jene Stadt nicht
mehr besuchen dürfen. In dieser Beziehung erkennen die
Tagäma auch in gewissem Grade die Oberhoheit des Sultans
von Agades an. Eine Hauptbeschäftigung ihrer Sklaven ist es,
den Samen' der Karengia oder des Usak (Pennisetum disti-
chum), welcher einen grossen Theil ihrer Nahrung ausmacht,
zu sammeln und den essbaren Kern durch Stampfen im Mörser
von der Hülse zu lösen. Alles ist hier für Geld feil, selbst
das Wasser. Ein Schlauch Wasser kostet eine Sekka Negerhirse
; dies würde in Asben ein ansehnlicher Preis sein; hier
aber ist Korn weit billiger als in Air und selbst etwas billiger
als in Agades.
Die Tagäma*) bilden jetzt nur einen sehr kleinen Stamm,
der wohl höchstens 300 mit Speeren bewaffnete Männer
in’s Feld stellen kann; die Meisten aber sind zu Pferde beritten.
Sie sind indess früher weit zahlreicher gewesen, bis
Ibram, der Vater des gegenwärtigen Häuptlings, zur Zeit Sultan
Bello’s mit Hülfe der Kel-geress jenen unglücklichen
*) Einige unserer Berichterstatter behaupteten, dass die Tagäma von Djä-
net gekommen seien, jedoch war ich nicht im Stande, die Wahrheit dieser
Angabe zu ergründen. 'Jedenfalls bin ich überzeugt, dass sie einem Stamme
an^ehören, der lange vor den Kel-owl in diesen Gegenden angesessen war.
Wir werden ihre Sitze in sehr alten Zeiten in einer anderen Gegend, an der
Grenze des Landes der Schwarzen, finden.
Raubzug gegen Sokoto unternahm, dessen Ausgang Clapper-
ton in etwas übertriebener Weise erwähnt *).
Die Landschaft umher soll von Löwen sehr unsicher gev
macht werden; sie sollen sehr zahlreich sein und nicht selten
den Leuten ein Kameel fortschleppen. Natürlich gab uns
in dieser Hinsicht die zahlreiche Reisegesellschaft, mit der
wir diese Gegenden durchzogen, weit weniger Gelegenheit
zur Beobachtung; denn alles Wild ward bei unserer Annäherung
verscheucht.
[Sonnabend, Januar.] Unser Auf bruch ward diesen Morgen
etwas verzögert, da, nachdem die Kameele beladen und
die Männer schon aufgestiegen waren, bei uns eine „Königin der
Wüste” erschien, eine Schönheit ersten Ranges, wenigstens in
Bezug auf ihre Dimensionen. Die Dame, die wirklich regelmässige
und einnehmende Züge hatte, ritt einen Bullen, der unter
seiner gewaltigen Bürde heftig schnaufte. Dieses üppige Exemplar
von Weiblichkeit war aber kränklich und wünschte den
Beistand des „tabib” oder „ne-meglän” **). Diesen Titel hatte
sich Herr Overweg durch sein Doktöriren erworben, obwohl
seine Kuren eigenthümlicher Art waren; denn gewöhnlich
behandelte er seine Patienten nicht nach ihren Krankheiten,
sondern nach den Tagen der Woche, an denen sie gerade
kamen. So hatte er einen Tag für Kalomel, einen für Do-
ver’s Pulver, einen für Glaubersalz, einen für Magnesia, einen
für Brechweinstein und die beiden übrigen Tage für andere
Arzneien bestimmt. Es ereignete sich demnach zuweilen, dass
Jemand, dessen Inneres schon ohnehin nicht eben in ganz
festem Zustande war, Glaubersalz erhielt und ein Anderer,
der an Verstopfung litt, mit einer Dosis von Dover’s Pulver
beglückt wurde. Natürlich gab es auch Ausnahmen, wo Zeit
*) Denham’s und Clapperton’s Travels, vol. II, p. 107 (Engl. Ausgabe in
Quart).
**) Die westlichen Tuareg nennen den Arzt „anessafar”.