Wir hatten jetzt eine ödere Gegend erreicht, nnd nur die
manmchfache Form der grossen Vorgebirgsmassen, welche
das Plateau in die Ebene hinausschiebt, belebte die öde Einförmigkeit
unseres Marsches am folgenden Tage. Nahe am
Abhange erscheint das Land in der That etwas weniger kahl,
und das Thal Tämelelt |l ||td i e weisse” (Thalebene), — welches
zwischen zweien der Vorgebirge sich hinzieht, hat sogar
einen bedeutenden Ruf unter den Eingeborenen. Am Nachmittag
betraten wir eine sandige Fläche, wo wir anfingen, all-
mahhclj anwärts zu steigen, bis wir den Gipfel der Sandhügel
erreicht hatten und nun auf höherem Boden fortrückten.
Hier trat mitunter etwas Kalkstein an der Oberfläche auf.
Nach einem langen Marsche lagerten wir auf steinigem
Boden, der nur sehr dürftig mit dem „sSebot” genannten
Grase überwachsen war.
[Mittwoch, lOten Juli.] Unser Weg ging thalwärts anfangs
in allmählichem Abstieg, aber jenseits des' Thaies Nkassewa,
welches hohen felsigen Boden durchzieht und reicher an
Krautwuchs ist, stiegen wir einen steilen, terrassenförmigen
Abfall etwa 200 Fuss hinab. Vor uns lag der eigentümlich
eingezackte Kamm des Akaküs und davor einige niedrige,
mit Sand überschüttete Vorhügel. Der tiefste Grund der
niedrigen Fläche, nach welcher wir hinabgestiegen, war eine
breite nackte Sohle mit hartem, kalkigem Boden, von unregelmässigen,
halbverwitterten Bergrücken umgeben, und
bot einen traurigen Anblick dar. Diese Sohle bildet die gegenwärtig
angenommene Grenze zwischen Fesän und dem
Lande der Hogar.
Der Charakter der Landschaft blieb derselbe, bis wir das
Thal Telia erreichten, wo wir zu früher Stunde am Nachmittag
unweit einer Gruppe Talhabäume und nahe bei einem
Brunnen lagerten. An diesem Platze blieben wir zwei Tage
lang hegen. Overweg fand die Höhe über der Meeresfläche
Das Thal Telia. 225
Das Thal ist von sehr flacher Bildung, hier und da von
Sandhügeln unterbrochen. Nur wenige Ethelbäume verleihen
ihm einen spärlichen Schmuck, während'an günstiger gelegenen
Stellen breite Streifen Krautwuchses sich zeigen. Das
Thal Telia zieht sich in nordwestlicher Richtung parallel
mit der Kette des Akaküs, welche etwa 3 Meilen entfernt
bleibt, und vereinigt sich mit dem Thale Häghlarhen, das wiederum
sich mit dem Thale Titabtarhen verbindet. Das letztere
nimmt seinen Lauf nach einer begünstigten Örtlichkeit
Namens Serdales, welche zu besuchen wir zu unserem Leidwesen
verhindert wurden. Da es nämlich, einer der hauptsächlichsten
Wohnsitze der Hogär oder Hägara ist, so glaubte
Ilatita-, .dass wir den Betteleien dieses Volkes zu sehr ausgesetzt
sein würden, wenn wir dahin gingen. Er wollte je-
doch, hierin sein eigenes Vorrecht wahrnehmen. Eine reiche .
Quelle oder vielmehr eine Gruppe von sieben oder acht Quellen,
„el Auenät genannt, nach der zuweilen auch die ganze
Örtlichkeit bezeichnet wird, bewässert und befruchtet den Platz
und gibt einem Dorfe von ungefähr derselben Grösse wie
Tigger-ode sein Dasein. Dasselbe wird von etwa 100 Familien
bewohnt, und auf den Kunstfeldern ■ zieht man Korn,
Melonen und Ghedeb in nicht unbeträchtlicher Menge. Das
Wasser der Quellen soll warm sein.
Wir sahen eine Gesellschaft Hägara aus dem Orte, die
unsere Freunde zu besuchen kam; es waren sehr schöne
und gut gekleidete Männer. Vor Allen zeichnete sich ein
Sohn Aued el Cher s , des ältesten Kameelführers unserer
Kafla, vortheilhaft aus.
Das Wasser aus unserem Brunnen in Telia war nicht sehr
gut; denn da es überhaupt schön moorig war, als wir es am
ersten Nachmittag brauchten, erhielt es in der Folge einen
stärkeren, tintenähnlichen Geschmack, und zum Thee benutzt,
nahm es eine ganz schwarze Farbe an.
Spät am Abend wurde unser bester, ergebenster Diener,
Barth’s Reisen. I. 2 9