138 V. Kapitel.
len, die von dein vorher erwähnten Herrn John Hogg in folgender
Weise gelesen und erklärt worden sind:
I(mperatori) Gaes(ari) M. Aurelio
Severo A(lexandro) *) P(atri)
P(atriae) P(i)o Felici Aug(asto)
Et pagus et senatus **) et cas
Tr(um) et municipium **'*) . . . (d. d.
poni curavit) Severianae P . Nero
Situs vexillationis leg(ioni)s IV S(cythicae) f )
Dec(urio) Maurorum e(t) solo (o)pere (e)andem
vexillationem instituit.
„Dem Kaiser Caesar M. Aurelius Severus, Vater des Vaterlandes,
Pius, Felix: der Bezirk und der Senat und das
befestigte Lager (oder: und das Lager und die Freistadt
von) . . . weihen (dies Denkmal). P. Nero, Decurio der
Mauren, veranlasste das Standlager der vexillatio Seve-
riana der XXPten Legion (oder der IVtlm legio Scythica)
gewählt zu werden (?) und er setzte mit seiner eigenen
Dienstleistung dieselbe vexillatio oder Reiterschwadron ein.”
Obgleich in dieser Erklärung mehrere Worte mehr als unsicher
sind ff), so ist doch, da es fast unzweifelhaft ist, dass
die Inschrifttafel von der Römischen Befestigung genommen
*) Obgleich der Name etwas gelitten hat, so kann ich doch, da ich die Inschrift
ganz ohne Yorurtheil las, kaum glauben, dass ich mich geirrt haben
sollte, als ich Antonino kopirte. Ist dies richtig, so ist es ein bemerkens-
werthes Beispiel dieses Titels, den Alexander Severus bekanntlich verweigert
haben soll. S. Gibbon, vol. I. p. 289. ed. Dr. Smith.
**) Diese Worte sind sehr unsicher.
***) Wahrscheinlicher ist zu lesen „castrum mwnitum". Es scheint mir
sehr unwahrscheinlich, dass hier ein municipium war.
+) Oder auch „ legionis X X I victricis Severianae
-ff) Es scheint nicht recht klar, was der besagte P. Nero ausser, der Einsetzung
der vexillatio eigentlich gethan hat, ob er nur diese Inschrift hat
setzen oder die ganze Befestigung errichten lassen. Auch kann das „ Severianae”
kaum mit dem Worte „ vexillationis” in genaue Beziehung gebracht
werden.
I
Die Römische Feste.
worden, so viel sicher, dass es das Standlager einer vexilla-
tio oder „ala sociorum” war. Aber es ist allerdings zu bedauern,
dass gerade der Name des Ortes unter den völlig aus-
gelösphten Wörtern ist. Ich will hier nur hinzufügen, dass
diese direkte und westlichste Strasse nach Fesän und Jerma
nicht vor der Zeit Vespasian’s eröffnet wurde und den Namen
„(iter) praeter caput saxi" erhielt, höchst wahrscheinlich aus
dem Grunde, weil sie den Gebirgsabfall des Ghuriän an der
steilsten Stelle passirte *).
Es ist unverkennbar, dass der Thurm oder Nadhür in früheren
Zeiten zu dem Zwecke erbaut wurde, von seiner Höhe
aus vorauswarnende' Anzeichen geben zu können, wenn eine
Bande Freibeuter, „djaesch”, wie sie hier genannt werden**),
sich um das einsame Dorf bücken liesse. Durch solche
Raubzügler scheint der Verfall des Platzes herbeigefuhrt zu
sein; denn die Urfilla sollen stets gelauert und im Hinterhalt
versteckt gelegen haben, um einzelne Trupps, die von
dem Städtchen kamen oder dahin gingen, anzugreifen und zu
berauben; ja einmal soll der ganze Ort in ihre Hände gefallen
sein. Dadurch ist er so zurückgekommen, dass er gegenwärtig
fast nur dreissig waffenfähige Bewohner hat, und
überdies wird er von den Karawanen als ungesunder Platz vermieden,
da sie das Wasser für schädüch ansehn. Der kleine
Rest der Einwohnerschaft hat allerdings ein bleiches, geisterhaftes
Aussehn; ich schreibe dies indess mehr der schlechten
Nahrung, als dem ungesunden Wasser zu, obwohl sie
ausser Datteln etwas Waizen und Gerste anbauen. In frühe)
Plin. H. N. lib. V. c. 5 : ,, Ad Oaramantas iter inexplicabile adiate
fu it —. Proximo beUo, quod cum Oeemibus Romani gessere auspiciis Vespasiani
imperatorie, compendium viae quatridui deprehensum est. S o c iter
vocatur Praeter caput saxi?
**). Dieses Wort, »die Heerestruppe”, ist in den Dialekt der
nördlichen Berbern übergegangen als „Algas” , wovon Neuman das ursprüngliche
Wort nicht finden konnte.