thümlicken Charakter der Sonrhay ausführlicher zu sprechen
kommen; hier will ich nur bemerken, dass sie ein höchst
merkwürdiges Verbindungsglied der Central - Afrikanischen
Stämme mit dem Osten bilden.
So kolossale Bettstellen aber, wie diese hier in Agades,
habe ich sonst in-der ganzen Ausdehnung des Sonrhay-Reiches,
von Timbuktu bis Foga, nicht bemerkt. Sie sind überaus
dauerhaft gebaut, von dicken Brettern und mit einem soliden
Traghimmel versehen, der auf vier Pfosten ruht, welche oben
und an .drei Seiten, anstatt seidener Vorhänge, vermittelst
Matten verschlossen sind, während die vierte Seite einen
solideren Abschluss von Brettern hat. Solch ein kolossales,
wohlverschlossenes Gestell hat ganz das Aussehn eines kleinen
Häuschens für sich und mag wohl einen kühlen, anziehenden
Platz bilden, um sich hei Tage wie bei Nacht in Heimlichkeit
zurückzuziehen. An der Mauer der ersten Kammer,
die an der rechten Seite in den Hofraum hinausragte, waren
regelmässige Reihen grösser Töpfe eingemauert (2), in- horizontaler
Lage, mit ihrer Öffnung nach der Hofseite, die warme
Nester für eine grosse Anzahl Ringeltauben gewährten. Zur
Linken waren innerhalb der halbverfallenen Mauern zweier
anderer Gemächer (3) etwa ein Dutzend Ziegen angebunden,
jede an einen besondem Pfahl. Der Hintergrund des Hofes
enthielt mehrere Räume, und in der Fronte des Gemaches
zur Rechten. (4) war ein grösser schattiger Platz aus Matten
und Pfosten errichtet, welcher einen sehr angenehmen und
kühlen Ruheplatz darbot. Eine Menge von Kindern spielte
umher, und gab dem Ganzen ein heiteres Ansehn; dabei
die munteren Tauben, überall ihr loses, ausgelassenes Spiel
treibend, und die meckernden Ziegen. So ungeordnet das
Ganze aussah, so eigenthümlich und in seiner Weise behaglich
erschien es. Überall offenbarte sich ein Hang zur Bequemlichkeit
und zum ruhigen Lebensgenuss.
Wir gingen hierauf weiter, um eine Freundin Hamma’s im
südlichen Viertel der Stadt zu besuchen. Auch sie wohnte in
einem Hause, das einen hohen Grad von Bequemlichkeit
b e k u n d e te■ hier war indess wegen der Menge der Bewohner
die Einrichtung eine verschiedene. Das zweite Vorgemach
schon war auf jeder Seite, anstatt mit Matten, mit
einer grossen Bettstelle ausgestattet, der Hofraum war bedeutend
kleiner, aber eine immense Bettstelle stand auch
hier, und ein langer Korridor führte von der linken Seite
ab nach einem inneren Hofraum —- „tsaka-n-gida” —. Die
Herrin des Hauses war eine recht hübsche, gut aussehende
Person, obwohl sie mehrere Kinder gehabt hatte. Sie besass
eine angenehme Figur, eher unter mittlerer Grösse, eine helle
Gesichtsfarbe, wie viele Frauen in Agades, die sehr hell,
durchaus nicht dunkler als die Arabischen Frauen im Allgemeinen
sind; ihre Züge waren sehr regelmässig und anziehend.
Sie trug eine Menge Silberschmuck und war gut
gekleidet in ein aus Baumwolle und Seide bestehendes volles
Gewand. Hamma war sehr vertraut mit ihr und fiihrte
mich als seinen Freund und Schützling, den sie ganz wie ihn
selbst schätzen müsse, hei ihr ein. Sie war verheirathet,
aber ihr Gatte lebte in Katsena und sie schien eben nicht
nach Penelopeischer Weise seine Rückkehr zu erwarten. Das
Haus beherbergte eine grosse Anzahl Bewohner, wenigstens
zwanzig; von nicht weniger als sechs Kindern schien keines
älter als fünf Jahre zu sein, und unter ihnen war ein sehr
hübsches kleines Mädchen, der Liebling der Mutter. Ausser-
dem waren noch sechs bis sieben ausgewachsene Sklaven
da; die Kinder waren alle nackt, trugen aber ebenfalls
Schmuck von Perlen und Silber.
Nachdem wir von dieser Emgedesisohen Dame Abschied
genommen, verfolgten wir die Strasse südwärts. Es gab hier
einige sehr gute Häuser, obwohl im Allgemeinen das Quartier
in Ruinen lag. Hier sah ich unter allen Wohnungen
der Stadt das beste und am behaglichsten aussehende Haus,