Die Hauptunterabtbeilungen der Kel-geress sind folgende:
die Kel - teghseren oder Tadmükkeren, die Kel - üngwar,
die Kel-garet, die Kel-n-sabtafan oder Kel-'n-sättafan*),
die Kel-tadeni,' die Tadäda, die Tagaiess, die Tilkätine**),
die Iberübat mit dem Tämberi Al-Hassan, die Täschil, die
Taginna, die Kel-asar, die Irb-alaf, die Toyyämmaua***), die
I-ssöka f), die Tegibbu, die Raina, die Ttüdji. Unter den
Kel-geress ist eine edle Familie, in der Arabischen Form —-
ihren einheimischen Namen habe ich nicht erfahren können
— Ahel e’ Scheich genannt, welche durch Gelehrsamkeit
sich auszeichnet. Ihr zugleich durch seine Gelehrsamkeit
hervorragendes Haupt ist gegenwärtig Ssidi Machmiid.
Es ist hier der Ort zu erwähnen, dass in politischer Hinsicht
die Kel-geress eng mit einem anderen Stamme verbunden
sind, nämlich derjenigen Abtheilung der Auelimmiden
— der von den Sonrhay genannten Ssürgu||§|| welche den
Beinamen Auelimmiden wuen Mbodhäl erhalten hat. Da diese
jedoch zu den westlichen Tuareg gehören, ziehe ich es vor, ausführlicher
über sie im Berichte meiner Reise nach Timbuktu
zu sprechen. Andere Stämme, die in der Nähe von Ägades
ansässig sind, namentlich der bemerkenswerthe Stamm der
Ighdalen, der den letzten Rest des alten berühmten Stammes
der Gedäla darstellt, werden wegen des Einflusses, den
die Sonrhay - Rasse auf sie' ausgeiibt, in dem Bericht über
Agades selbst ihre Stelle finden.
*) Dies ist der Stamm, von dem Bello in dem eben erwähnten Werke
(auf derselben Seite) sagt: „sie (die Tuareg) setzten einen Mann aus der Familie
der Ansatfen ein”.
**) Telkat ist der vermeintliche Stammvater der SsanbMja, und die Tel-
kata, Brüder der I-tl-ssan, waren einer der edelsten Stämme derselben. Sie
werden wiederholt von Ebn Chaldün erwähnt.
***) Die Form dieses Namens scheint einen Sub-Libyschen Einfluss, welchem
die Abtheilung ausgesetzt gewesen ist, anzudeuten. •
f ) Auch die Ssöka sind ein altberühmter Berber-Stamm.
| . Das ganze Völkerleben dieser vielgespaltenen, nur lose vereinigten
Stämme ist von grossem Interesse, aber natürlich
standen wir, als. Fremde und Angehörige einer ihnen verhassten
Religion, ihnen zu fern und durften uns zu wenig
frei bewegen, um sie in allen ihren Verhältnissen zu beobachten.
Jedem aber, der wie wir auch nur einige Zeit in diesem
Lande verweilt, muss der gewaltige Unterschied auffallen
zwischen denjenigen Stämmen, die ihren ursprünglichen
Charakter reiner bewahrt haben, und den so durch
und durch gemischten eigentlichen Kel-owi. Er muss ferner
die Beobachtung machen, dass die Bevölkerung dieser Landschaft*)
nicht so zahlreich sein könnte, wenn ihr nicht der
Salzhandel mit Bilma die Mittel verschaffte, vortheilhaft alle
Bedürfnisse im Lande Haussa einzutauschen; denn nicht allem
der ganze Kleidungsstoff, sondern selbst der bei weitem
grössere Theil des Lebensunterhaltes wird eingeführt. Freilich
könnten viele Thäler einen weit reicheren Ertrag geben,
als in Wirklichkeit der Fall ist. Dieser Tauschhandel indess
scheint nicht in sehr alte Zeit hinauf zu reichen; denn weder
*) Die Liste aller Dörfer und Städte in der Note am Ende des ersten
Bandes von Herrn Bichardson’s Journal enthält schätzenswerthe Angaben,
obgleich manche Namen weniger richtig geschrieben sind. Nur sind zwei
bedeutende Irrthümer in Bezug auf die Bevölkerung von Telaseghrln und
von Afa-ssäs (p. 341) zu berichtigen. Jeder dieser Plätze wird mit 1000
männlichen Bewohnern angeführt, während kaum die ganze Bevölkerung diese
Zahl erreichen- dürfte. Dieser Fehler wird jedoch durch die zu niedrige
Schätzung der Einwohnerschaft von Agades (p, 343), mit 2500 Seelen, ausgeglichen;
ausserdem sind noch einige Plätze, wie IssiUef (die Residenz von
Didi’s Frau), weggelassen. — Immerhin ist diese Arbeit sehr ungenügend,
und ich bedauere sehr, dass ein ziemlich umfassender, den Versuch einer
topographischen Anordnung enthaltender Brief, den ich von Air nach Europa
sandte, verloren gegangen ist. Einige Ortschaften werde ich jedoch in dem
allgemeinen Kartenblatt einzutragen suchen. — In Bezug auf den Namen
Telaseghrln kann ich nicht unterlassen, auf die Ähnlichkeit desselben mit
Telagagin, dem alten Fürsten der Ssanhadja, hinzuweisen.