wo ich auf meiner früheren Reise mit meinen Pferden vom
Festlande nach der Insel Djirbi übersetzte, stand in alten
Zeiten ein Tempel der Venus, der gastfreundlichen Göttin des
Seefahrers. Vom Wasser aus hatte ich jetzt bessere Gelegenheit,
den malerisch zerrissenen Charakter des Vorgebirges
zu beobachten. Nachdem wir dann das seichte Bassin oder
die Erweiterung passirt, durchschnitten wir die zweite Enge.
Hier hemmen die Ruinen von Kastellen auf dem Festlande,
wie auf der Insel, welche d-ie Brücke oder „käntara”, den pons
Zitha der Römer, vertheidigten, der jetzt in Ruinen liegt, die
Passage. Die schwierige Stelle ist berühmt durch Kämpfe
zwischen Islam und Christenthum in bezüglich jungen Zeiten.
Nachdem wir diesen schwierigen Kanal glücklich passirt,
hielten wir uns gerade aus, durch die offene See. Es war
eine angenehme Unterbrechung unserer unbehaglichen Lage,
als hei der Umsegelung des Ras Mämüra unser Kapitän, der
hier eine kleine Palmenpflanzung besitzt, von seiner Familie und
seinen Bekannten mit freundlichen Grüssen empfangen wurde.
Dann betraten wir endlich den Hafen von SarsTs, spät am
Sonntag Nachmittag, und schafften mit einiger Mühe unser
Gepäck in das Dorf, das in gewisser Entfernung liegt. Denn
obgleich wir gerade den schlechtesten Theil der Landreise
vor uns hatten, den Grenzbezirk des Tunesischen undTripo-
litanischen Gebietes, mit dessen unsicherem Zustande ich von
meiner früheren Reise her wohlbekannt war, und obgleich
wir nur ungenügend bewaffnet waren, waren wir doch geneigt,
lieber Alles zu ertragen, als den Zustand von Sklaverei, zu
dem wir in-unserer elenden Barke verdammt waren. Jedoch
bin ich der Meinung, dass diese neuntägige glorreiche Schifffahrt
zwischen Sfakes und Sarsis, eine Entfernung, die weniger
als 120 Meilen beträgt, im Ganzen eine hübsche Prüfung
unserer Geduld war heim Antritte eines Unternehmens, dessen
Erfolg ganz vorzüglich von Geduld und zäher Ausdauer
abhing.
, Sarsis besteht aus fünf gesonderten Dörfern: Kasr Bü-'Ali,
K. Moänsa, K. Ueläd Mohammed, K. Ueläd S&id und K. Sauya.
Die Beduinen in der Nachbarschaft gehören zum Stamme
der Akära. Auch die Pflanzung bildet gesonderte Palmenhaine.
Die Häuser sind in leidlichem Zustande und hübsch
weiss gewaschen, obgleich der allgemeine Eindruck von Ordnung
und Wohlstand durch den Anblick einer Anzahl Häuser
im Zustande des Verfalles gestört wurde. Auch einige
Römische Ruinen gibt es nahe bei dem Orte, besonders eine
Cisteme von sehr bedeutender Länge, und in gewisser Entfernung
ist die Stätte von Medinet Siän, von der ich in dem
Berichte meiner früheren Reise eine Beschreibung gegeben
habe.
Wir waren so glücklich, nicht allein leidliches Quartier im
Orte zu erhalten, sondern auch ohne Aufenthalt unsere Abreise
für den folgenden Tag festsetzen zu können, indem wir
zwei Pferde und fünf Kameele mit einer Begleitung von acht
Männern mietheten. Da ausser dieser ■ Schaar noch vier Pilger
und drei Tripolitaner sich uns anschlossen, bildeten wir
eine ganz zahlreiche Truppe mit acht Flinten, drei Blunder-
büchsen und vierzehn Pistolen nebst mehreren geraden Schwertern
und konnten den etwas unsicheren Weg um die südliche
Seite des See’s von Bihän wählen. Jedoch wäre es
unendlich wünschenswerther gewesen, ein paar zuverlässige
Leute anstatt dieser Menge tobender und uns unbekannter
Genossen um uns zu haben.
Kurz hinter der Pflanzung von Sarsis betraten wir eine
lange, enge Ssehcha und wurden von dem öden, wüsten Charakter
der Landschaft betroffen, die nur von wenigen kleinen
Senkungen unterbrochen war, wo etwas Korn gebaut
wurde. So erreichten wir mit etwas mehr als acht Meilen
den nordwestlichen Winkel des See’s oder der „baheret” von
Bibän. Die vorgeschobene Zunge dieses Beckens trägt
selbst noch gegenwärtig den allgemeinen Namen „chaschm