gewesen zu sein, erzählte mir, dass er im Begriff stehe, sich
mit einer Asbenauerin zu yerheirathen, und in wenigen Tagen
Hochzeit halten werde. Indem ich ihm meine Glückwünsche
darbrachte, konnte ich nur mein Bedauern aussprechen, dass
wir nicht in gleich freier Lage, sondern gezwungen seien,
ohne die liebende Fürsorge einer weiblichen Genossin in diesen
Ländern umherzuziehen.
Was den Genuss der „fura” — d. i. Hirsenwasser —-
betrifft, so will ich bemerken, dass Leute, die es gemessen,
rund um die den Trank enthaltende Schüssel niederkauem,
wenn der grosse Trinklöffel — „lüdde” — im Kreise, herumgeht,
indem Jeder einen Löffel voll nimmt und diesen dann
seinem Nachbar gibt. Ich gebe hier eine Zeichnung eines
dieser Trinklöffel sowohl wie eines gewöhnlichen Löffels,
beide, obgleich recht hübsch.verziert, von gewöhnlicher Arbeit.
Meine Tauäter Freunde, die eine kleine Ahnung von der
guten Kost hatten, mit der Europäer sich daheim pflegen,
konnten nicht begreifen, wie ich an diesem Stoff Gefallen
finden könnte, noch viel weniger aber, dass mein Frühstück
oft in nichts Weiterem bestand; der in diesem Getränk aufgelöste
Käse jedoch macht es nahrhaft. Die Araber behaupten,
dass der ausschliessliche Genuss dieses Getränks aus
rohem, ohne Feuer zubereiteten Kom die Menge von Ungeziefer
erzeuge, durch das die Kel-owl sich auszeichnen.
Um dem Leser einen richtigen Begriff von den hiesigen
Zuständen zu geben, muss ich auch von einem kleinen Spaziergang
erzählen, welchen ich in Begleitung Hamma’s und
einiger anderen Kel-owl ausserhalb der Stadt nach Norden
zu machte. Ich muss erst bemerken, dass die Häuser
in Agades- nicht alle die Bequemlichkeiten besitzen, an
welche wir im Norden von Europa gewöhnt sind, sondern
dass hier, wie in vielen Städten Italiens, das Prinzip des
„dapertutto”, welches Goethe so sehr in Erstaunen setzte, als
er auf seiner Italienischen Reise nach Rivoli am Gardasee
kam, in voller Anwendung besteht. Dies wird erleichtert
durch die Menge zerstörter Häuser, die sich in jedem Theile
der Stadt finden. Der freie nomadische Bewohner der Wild-
niss aber liebt diese Gewohnheit nicht und zieht es daher
vor, sich gelegentlich in die Wildniss ausserhalb der Stadt
zurückzuziehen. Dabei aber ist er durch die Unsicherheit
des Landes und die fortwährenden Fehden genöthigt, selbst
solche Geschäfte in Gesellschaft zu besorgen. Wenn die versammelte
Truppe nun bei einem weit kenntlichen Baume angekommen
is t , werden die Speere mit der Spitze nach oben
fest in den Boden gesteckt und die Gesellschaft zerstreut
sich hinter den Büschen. Nach vollbrachtem Naturbedürf-
niss versammeln sie sich wiederum unter dem Baume und
kehren in feierlicher Prozession nach der Stadt zurück.
Diese kleinen nothwendigen Exkursionen wurden mir dadurch
angenehm, dass sie mich mit den flachen Einsenkungen
bekannt machten, welche Agades umgeben und nicht
ohne Wichtigkeit für die Verhältnisse der Stadt sind, indem
sie den Lastthieren der Karawanen, welche den Markt be