und überall in der Nähe der Strasse Hessen sich Lager des
Stammes der Belässa sehn, welcher die ganze Gegend zwischen
den Urschefana und den Bü - Adjüa einnimmt, während
südwestlich zwischen den Nuäü und Bü -'Adjila die Niederlassungen
der Urdjimma sich finden. Diese Urdjimma
sind gänzlich verschieden von den weiter westlich wohnenden
Urghamma und nicht mit ihnen zu verwechseln. Alle
diese Lager schöpfen ihren Wasserbedarf aus dem Brunnen
Nur e’ dln, den wir in einiger Entfernung zur Linken liessen.
Am Ahend schlugen wir unser Zelt neben dem Lager des
Häuptlings der Belässa auf, welches aus sieben Zelten bestand,
die sich an den Abhang einer kleinen Hügelkette lehnten.
Kaum waren wir damit fertig, als Regen eintrat, der,
von durchdringender Kälte begleitet, unser Lager sehr unbehaglich
machte. Der Häuptling des Stammes, Namens Mohammed
Tschelebi, brachte uns später etwas Basm, das gewöhnliche
Tripolitanische Gericht, und wir wollten ihn dafür
mit Kaffee bewirthen, aber er verschmähte das heisse Getränk
und lief davon, vielleicht aus Furcht, vergiftet zu werden,
da die Türken zu oft die ihnen nicht ergebenen Häuptlinge
mit diesem Getränk aus dem Wege räumen.
[Donnerstag, l ten Februar.] Mit einiger Anstrengung rafften
wir uns von unserem feuchtkalten Lager auf und setzten,
von warmem Kaffee belebt, unsere Wanderung fort.
Das Wetter war stürmisch, aber nicht so kalt als vorgestern.
Das Thermometer zeigte 7 °. Indem wir unseren Weg südwärts
durch die kräuter- und brunnenreiche Landschaft „el
Habl” verfolgten, näherten wir uns stets mehr und mehr
dem Bergabfalle und würden einen schönen Blick von einer
bedeutenden, domartigen Erhebung, Namens ,,el Ghunna”,
dem Endpunkte und höchsten Gipfel einer kleinen Hügelkette,
gehabt haben, wäre nicht die Luft ganz von Sand erfüllt gewesen,
den der starke Wind auftrieh, so dass die Aussicht
auf nur geringe Feme beschränkt war und eher einen trüben
als erfreulichen Charakter annahm. Aus demselben Grunde
verloren auch ich und Ibrahim, nachdem wir lange auf dem
interessanten Punkte, welcher die ganze Umgegend beherrscht,
geweilt hatten, den Weg, als wir unseren Kameelen nach-
eilen wollten; denn die Fusstapfen unserer kleinen Kafla waren
gänzlich'verweht, und der Pfad über den sandigen, welligen
Boden vollkommen unsichtbar geworden, während wir
des dichten Sandwindes wegen kaum im Stande waren, geradeaus
zu sehn. Endlich aber betraten wir harten, grasigen
Boden, und indem wir hier den Pfad glücklich auffanden,
erreichten wir die Unseren am „blr el Rhanem”, dem „Schaafs-
brunnen”. ...■ -
Von hier hielten wir uns gerade auf den Abhang der
Berge zu und erreichten nach etwa einer Stunde die ersten
Vorhügel der Kette. Die von der Höhe herabsteigenden
Wadi’s bildeten, wie immer, natürliche Zugänge in die Bergregion
, und wir folgten einem derselben, das seinen Namen
vom Ethelbaume (Tamarix orientalis) erhalten hat, welcher
hier und da die Ode der Gegend unterbricht, da der Boden
nur spärlich mit Haifa ( Cynosurus durus) und anderem
Krautwuchse bekleidet ist. Das Thal, in Terrassen aufsteigend
und bald sich verengend, bald erweiternd, bildet allmählich
eine bedeutende Ebene, von imposanten Gipfeln der
Bergkette überragt, vor Allem von dem malerischen Ge-
birgssporn Yefren, auf dem das Kasr und der alte Ort Ta-
gerbüst liegt. Das Thal bildet den bequemsten Zugang in’s
Gebirge und war demnach im Kriege der Arabischen Eingeborenen
gegen die Türkischen Eroberer der Schauplatz blutigen
Kampfes. Jetzt war es im Ganzen still und öde; nur eine
vereinzelte kleine Ziegen- und Schaafheerde und ein einsames
Beduinenlager belebten die Gegend. Etwas Anbau von Gerste
und Waizen war das einzige Zeichen menschlichen Fleisses;
Wir stiegen jetzt abwärts in. die tief ausgerissene Schlucht
des Wadi Scheich, dessen steile und jähe Wände sehr schöne
Barth's Reisen. I. 4