sagte, in den Sanddünen nach Weide für ihre Kameele um-
zusehn. Dicke, schwere Wolken, die sich augenscheinlich
schon im Osten einer grossen Menge Regens entladen hatten,
waren indessen heraufgezogen; aber erst um 4{- Uhr Nachmittags,
als wir' eben einen anderen niedrigen Felskamm,
der-fast ganz von Kies verdeckt war, überschritten, brachen
sie los. Ein heftiger Sandsturm, dem schwerer Regen, vom
Winde gepeitscht, folgte, brachte die Karawane in die grösste
Verwirrung und machte Beobachtungen unmöglich. Glücklicherweise
dauerte der Sturm nicht lange. Wir stiegen nun
vom Kamme abwärts, und als sich das Wetter wieder aufklärte,
wiesen die Haussa-Sklaven mit einem Gefühl von Stolz
und Freude auf den in weitester Feme schwach sichtbaren
„dütsi-*)n-Asben”, das Asbenauische Gebirge, hin. Jedoch
hatte ich nachher nicht geringe Schwierigkeit, zu bestimmen,
welche Berghöhen sie eigentlich von hier aus sahen, und ich
bin über diesen Punkt nie ganz klar geworden. Hier hatten
Sandstein und Schiefer die Granitformation allmählich verdrängt,
und im Allgemeinen scheint dieser Distrikt die Grenze
zwischen verschiedenen Zonen zu bilden.
Nachdem wir uns endlich kurz nach 6 Uhr gelagert hatten,
brachen wir schon Nachts 11 Uhr bei schwachem Mondschein,
so schläfrig und ermüdet wir auch waren, zu einem
gefürchteten nächtlichen Marsche wieder auf. Dies erwies
sich jedoch als eine weise Maassregel der Kel-owl, da sie
Ursache hatten zu fürchten, dass die Hogär, von deren Verfolgung
sie bestimmte Kunde zu haben schienen, uns einholen
möchten, ehe wir den Brunnen Asiu erreichten, in welchem
Falle diese mit uns ganz nach ihrem Gutdünken hätten
verfahren können; ich glaube wenigstens nicht, dass augenblicklicher
Wassermangel die Ursache war. Wie dem aber
auch sei, unsere Begleiter, obgleich die Schwarzen, wie das
*) Man könnte im Deutschen fast „duzi” schreiben.
ihr vortrefflicher Grundsatz ist, durch die Erregung von
Sang und Tanz die Forderung der Natur in den Hintergrund
zu drängen suchten, waren natürlich selbst keineswegs unempfindlich
gegen die Ermüdung und wurden mit vorschreitender
Nacht sehr unsicher in ihrer Richtung, so dass sie
sich viel zu südlich hielten.
Als der Tag dämmerte, führte uns der Weg über ein
flaches, felsiges Sandsteinterrain, während wir zur Linken
eine Örtlichkeit liessen, die nur ihres Namens „Efina-
ghang” *) wegen erwähnenswerth scheint. Von dem felsigen
Terrain stiegen, wir dann mit geringem Abstieg in das gänzlich
flache Thal Asm hinab, das spärlich mit einem den Ka-
meelen nicht sehr mundenden Kraute bewachsen war. Hier
lagerten wir bei einer Gruppe von vier Brunnen, die noch
den Asgar-Tuareg gehören, während andere, die eine kleine
Strecke weiterhin sich finden, von den Kel-owl als ihr Eigenthum
betrachtet werden. Warum wir nicht vielmehr bei den
letzteren lagerten, kann ich nicht angeben; vielleicht dass bei
der Ermüdung des Marsches selbst unsere Kel-owl froh waren,
die nächsten Brunnen erreicht zu haben. Diese Brunnen,
wenigstens zwei von ihnen, lieferten einen reichen Vorrath
von Wasser, aber es war eben nicht von guter Qualität
und hatte einen unangenehmen Geschmack, wie ich glaube,
*) Dieser Name scheint in der That sehr wunderlich, da er unverkennbar
mit dem Namen des Berber-Alphabets, „tefinaghen”, identisch ist. Das Zusammentreffen
wird jedoch an seiner Merkwürdigkeit verlieren, wenn ich bemerke,
dass beide Wörter nur „Zeichen, Merkmale” bedeuten und Buchstaben
sowohl als einen Distrikt bezeichnen können, der dem Reisenden wegen
der Stellung irgend einer Erhebung oder einzelner Steinblöcke bemerkens-
werth wird. Die Tuareg nennen, wie ich an einer anderen Stelle meines Berichtes
Gelegenheit haben werde zu erwähnen, jede Art Schreiberei, wo nicht
die Worte mit symbolischen Zeichen dargestellt sind, sondern wo jeder Laut,
wo er auch immer Vorkommen mag, ein bestimmtes Zeichen hat, „tefTnaghen”,
und die Gelehrteren unter den Tademekket und Auelimmiden waren nicht wenig
erstaunt, als sie bei genauer Durchsicht meiner Europäischen Bücher fanden,
dass Alles „tefmaghen” sei.