mich so weit gewagt hatte, sagte mir, dass sich das Wasser
hier nicht für längere Zeit hielte, wo dann das belebende
Element weiter im Hauptthale hinauf gesucht werden müsse.
Da ich von Anfang an genau Boro Sserki-n-turaua’s Charakter
und Verhalten beachtet hatte und nichts so sehr wie
seine Intriguen fürchtete, so geschah es auf meine dringenden
Aufforderungen, dass Herr Richardson heute Abend diesem
leidenschaftlichen Manne als Anerkennung des Muthes, welchen
er in der letzten Zeit in unserem Interesse an den Tag
gelegt hatte, befriedigende Geschenke machte. Allerdings
kamen sie ziemlich spät;'aber es war immer besser, sie jetzt
zu geben, um die Folgen von Boro’s Intriguen so viel wie
möglich abzuwenden, als gar nicht. Wären ihm diese Geschenke
zwei Monate früher gemacht worden, so möchten uns
wohl unsägliche Schwierigkeiten, Gefahren und schwere Verluste
erspart worden sein;
[Sonnabend, 24»ten August.~\ Wir verliessen endlich unseren
Lagerplatz in Tá-rha-djlt und kamen bald an Chueldi’s Lager
vorbei, das eben im Aufbruche begriffen war. Es war
seine Absicht, wenn er Mursuk, nur in Begleitung von zwei
Dienern und einem Amö-scharh, auf eiligem Marsche erreicht
haben würde, von dort nach nur sehr kurzem Aufenthalte,
wie er angab, von 10 Tagen, sogleich nach dem Sudan zurückzukehren;
denn der Sudan war ihm mehr zur Heimath
geworden, als Fesän. In Mursuk jedoch wurde er schwer
krank und kehrte in Folge dessen nicht vor dem Ende des
nächsten Jahres nach Sinder zurück. Chueldi hatte einmal
eine bemerkenswerthe Reise von Kukaua nach Mursuk gemacht.
Der Beherrscher von Bomo hatte ihm nicht erlaubt,
nach Fesän zurückzukehren, und er hatte in Folge dessen
vorgegeben, dass er nach Kano ginge. Nachdem er nun die
westliche Strasse drei Tage lang verfolgt, war er mit Hülfe
eines guten Führers über den Komádugu — den sogenannten
Yo — gesetzt und hatte, sich nordwärts wendend, in gerader
Richtung die Wüste durchschnitten. So hatte er, nur wenige
Brunnen berührend, Mursuk ohne Unfall erreicht.—
Der gewandte Handelsmann nahm seinen Weg nach Norden,
während wir den , unbekannten Gegenden des Inneren entgegenrückten.
Felsiges Terrain, das von höheren Bergmassen oder iso-
lirten Kuppen überragt wird, und mit reichem Pflanzen-
wuchse bekleidete Einsenkungen, welche auf längere oder
kürzere Strecken die regelmässige Form von Thälem behalten,
wechselten auch während unseres heutigen Marsches
mit einander ab, wie sie.überhaupt das ganze Land Ashen
charakterisiren. Aber ich war erstaunt, anstatt des frischen
Grüns , das uns in den nördlichen Thälern so sehr erfreut
hatte, in einigen von denen, welche wir heute passirten, alles
Kraut und Gras bei weitem weniger frisch und üppig zu
finden. Besonders bemerkenswerth war dies in einem Zweigwadi
des Eräsar - n - Sserssu, und es schien nicht allein
die Folge, eines hier zufällig weniger reichen Regenfalles zu
sein, sondern eine grössere Armuth der Thäler anzuzeigen.
An der bemerkten Stätte begegneten wir einer kleinen Karawane
Kel-owl, die mit 10 Kameelen und etwa 23 Sklaven
Chueldi’s Trupp sich anzuschliessen wünschten.
Schon zu früher Stunde am Nachmittag lagerten wir im
Thale Imenän*), ein wenig zur Seite einer mit Baum geschmückten
Krautfurche, auf einem offenen Platze am südlichen
Fusse einer felsigen Anhöhe von geringer Erhebung.
Das Thal war mit grossen Talhabäumen und dem. „bü-rekkeba”
genannten Grase, das zu üppiger Höhe aufgeschossen war,
bewachsen und bot, so eine angenehme Lagerstätte dar, die
zu Ruhe und Behaglichkeit einlud. Aber unsere Ruhe ward
gegen Abend gar sehr durch die Erscheinung von fünf unse*)
Der Name scheint mit dem des Stammes Imanäng in Verbindung zu
stehn.