dach, während die Zwischenräume von der Tunfäfia' (Ascle-
pia s gigantea) und anderen Büschen ausgefüllt wurden*) ; über
dieser wogenden Masse von Laubwerk erhoben sich die
prachtvollen Kuppen, welche auf dieser Seite über die massenhafte
Bergreihe sich thürmen und eben von den Strahlen
der untergehenden Sonne beleuchtet wurden. Es war
ein , ei behender Anblick, der meine Seele mit Entzücken
füllte; Lehen jedoch fehlte diesen Augenblick dem Thale,
wo unsere eigene kleine Gesellschaft das einzige Zeugniss
von menschlicher Regsamkeit gab.
Zu Zeiten aber ist dies Thal der rührige Wohnort von
Horden der Kel-n-Neggaru. So war es auch bei unserer Rückreise
durch die Anwesenheit ihrer Rinder- und Schaaf-Heerden
belebt. Kurz ehe wir lagerten, hatten wir eine kleine halbverfallene
Kapelle passirt, von einem Begräbnissplatze umgeben.
Damals glaubte ich, dass das Thal mit dem alten
Platze „Tekädda”, wie der Name gewöhnlich geschrieben
wird, identisch sei. Dieses Städtchen wird von Ebn Chal-
dün und Ebn Batüta **) als ein kleiner Berberstaat
bezeichnet, zwischen Gögo und Kahir an der Wallfahrtsstrasse
gelegen; doch fand ich nachmals, dass es einen anderen
Platz in dieser Landschaft gibt, welcher weit mehr, ja
unzweifelhafte Ansprüche auf diese Identität hat.
[Montag, 7t™. Oktober.] Wir traten einen höchst interessanten
Tagemarsch an. Anfänglich schlängelten wir uns
im Thale Tiggeda entlang, welches jetzt in der Morgenkühle
von zahlreichen Flügen Tauben in aller tändelnden Lustbar*)
Ich finde in meinem Memorandenbuch auch die Bemerkung: „ich sah
hier die ersten Tudji” ; was aber „tudji”. ist, bin ich jetzt nicht im Stande
zu sagen. Ich glaube fast, es ist ein Vogel. Es ist leider ein Nachtheil einer
langen Beise, dass so Vieles, was dem Eeisenden augenblicklich in lebendiger
Anschauung war, später durch andere Eindrücke wieder verwischt wird.
- **) Ebn Chaldün, t.' I, p. 26« (Arab. Text)) Ebn Batüta im Journal
Äsiaücjue, 1843, p. 233.
keit ihres flatterhaften Daseins belebt ward; eine einsame
schlanke Mareia oder Mohor (Antilope Soemmeringn) rauschte
durch das Dickicht. Indem wir dann eine leichte Scheidewand
felsigen Bodens überstiegen, betraten wir das noch
malerischere Thal „Erhäsar-n-Asada”. An der ’westlichen
Seite wird es nur von niedrigen Felserhebungen begrenzt,
gegen Osten aber von den steilen, massenhaften Nehenhöhen
des Dögem. Hier bedeckte ein wirklich tropischer Überfluss
an Pflanzenwuchs die Thalsohle und’ gewährte kaum einen
engen, niedrigen Durchgang für die Kameele. Der Reiter
war jeden Augenblick genöthigt, sich niederzuheugen, um
nicht von seinem Sitze gehoben zu werden, wie dies wirklich
meinem Diener Mohammed erging, welcher einige Augenblicke
lang in den Schlingpflanzen hängen blieb, während
seinKameel den Pfad verfolgte. Düm (Gucifera Thebaica) ist
hier der ganz vorherrschende Baum; er war mir seit Selüfiet
nicht vorgekommen, aber hier fand er sich in verwildertem
Zustande, in welchen er schnell verfällt, wenn er nicht von
Menschen gepflegt wird. Ausserdem gab es hier eine Menge
Arten aus der Familie der Akazien, alle in höchst üppigem
Wüchse und von Schlingpflanzen in den schönsten Gewinden
umschlungen und durchflochten, so dass die ganze Masse
der Vegetation zu einer dichten Decke verbunden wurde.
Es thüt mir wirklich leid, dass keine Muse da war, eine
Skizze zu machen, da dies Thal entschieden noch malerischer
ist, als Aüderas, von dem es mir möglich gewesen ist,
dem Leser eine schwache Vorstellung zu geben.
Aber nicht nur die Natur hatte hier ein höchst anziehendes
Gewand, auch der Mensch beanspruchte das Interesse und
verlieh der Landschaft einen höheren Reiz. Die ersten Leute,
welchen wir begegneten, waren zwei drollig und ausgelassen
aussehende Musiker, gekleidet in ein kurzes, knappes, blaues
Hemd, das eng um den Leib gegürtet war, und auf dem
Haupt einen kleinen schwarzen Strohhut tragend, dem wir