der drohenden Gefahr beschlossen wir daher, nicht nur heute,
sondern auch den folgenden Tag hier gelagert zu bleiben.
Während die ausgehungerten Thiere, sobald sie ihrer Bürde
ledig waren, auf die ringsumher sich darbietende schöne
Weide sich stürzten, lagerte sich unser Wanderdorf so dicht
wie möglich zusammen und bereitete sich auf das Schlimmste
vor, indem wir rundumher nach allen Bielitungen ausspähten.
Aber kein menschliches Wesen, weder Freund noch
Feind, war bis zum Abend zu erblicken. Als aber Dunkelheit
sich über das Thal aushreitete und mit ihrem Schleier
die Nachstellungen des Verwegenen deckte, erschienen
drei wohlbewaffnete rauhlustige Gestalten hoch zu Meheri.
Es waren eben die Drei, die man in der Feme hatte dem
Braunen zueilen sehn. Nun zeigte sich auch hier gleich
deutlich, wie drei oder vier entschlossene Männer im Stande
sind, eine zahlreiche Karawane in Furcht zu setzen, und wie
man ihnen erlaubt, ihr verderbliches Werk, das jeder Einzelne
mehr oder weniger durchschaut, anzufangen, indem man ihnen
ruhig gestattet, sich einzunisten. Gewiss hat es für den ruhi-
gen Wanderer etwas Peinliches, Jemanden anzugreifen, ehe
er entschiedene Feindseligkeit gezeigt hat; jedoch sollten in
der Wüste solche Bäuber in gehöriger Entfernung von jeder
Karawane gehalten werden. Derjenige, der sie zulässt, kann
sicher darauf rechnen, wie friedlich und in wie geringer
Menge sie im Anfang immer auch auftreten mögen, in der
Folge ihren Nachstellungen zu unterliegen. So wurden nun
trotz aller unserer kriegerischen Zurüstungen, trotz allem Beden
und trotzdem, dass wir Europäer mit unseren Dienern
bereit waren, diese Leute fern zu halten, die drei einsamen
Wanderer, die Jedermann als Freibeuter kannte und
von deren bösen Absichten ein Jeder überzeugt war, in unsere
Mitte aufgenommen und ihnen nicht nur erlaubt, sich ganz
nahe bei uns niederzulegen, sondern uns auch noch zugemu-
thet, sie zu bewirthen. Für den Betheiligten, der seihst schon
einige Erfahrung auf diesem Felde gesammelt hatte, bot
die ganze Verhandlung etwas Tragikomisches. Alles war
in der grössten Aufregung; Hand anlegen zu rechter Zeit
wollte Keiner, aber bereit zum Kampfe war Jeder, und während
ein Jeder behauptete, dass von diesen Fremden nichts
zu befürchten sei, zitterte er vor Furcht. Während man uns
verhinderte, diese Herren mit Gewalt in gehöriger Entfernung
zu halten, kam der alte erfahrene Aued-el-Cher ausdrücklich
zu uns, um uns dringend zu warnen, ja auf unserer
Hut zu sein, und Boro fing an, den bedeutenden Mann zu
spielen, indem er.sich mit einer pathetischen Bede an die
Kel-owi und Tinylkum wandte und sie ermahnte, uns treu
beizustehen. Alle Welt schrie nach Pulver, und Niemand
konnte seiner Meinung nach genug bekommen. Unser gewandter,
mitunter aber auch höchst lästiger Diener Mohammed
fasste einen strategischen Plan und stellte die vier
Stücke des Boots an der Nordseite der zwei Zelte auf; hinter
diesen sollten wir im Fall eines Angriffs unsere Stellung
nehmen. Unsere drei Gäste, welche Zeugen dieser lächerlichen
und nutzlosen Parade waren, mussten gewiss im Stillen
herzlich lachen und sich schon im Voraus auf ihre Beute
freuen. Anch machten sie gar kein Geheimniss daraus, dass
sie in einiger Entfernung Gefährten hätten; da sie aber die
Karawane noch in leidlicher Einigkeit fanden und da wir
die ganze Nacht hindurch Wache hielten, fanden sie . den
Zeitpunkt noch nicht gekommen, etwas zu unternehmen, und
die Nacht verging ruhig.
Am Morgen entfernten sich unsere drei Gäste,, welche,
wie ich erkundete, nicht zu den Asgar gehörten, sondern
Kel - fade waren, vom nördlichen Distrikte Airs, und bei
Freunden aus anderen Stämmen zum Besuch gewesen waren.
Annür und einige andere Leute unserer Karawane begleiteten
sie eine Strecke. Sie gingen langsam fort, gleichsam
gegen ihren Willen, aber nur, um zu ihrem Trupp zu stos