kein nach Berghöhen, die in einiger Entfernung von unserer
Strasse lagen, zu erlauben*).
Im Allgemeinen blieb die Strasse während der ersten Meilen
rauh, mit weissem harten Marmor, der hin und wieder aus
dem Gneiss hervortrat. Trotz der schwierigen Passagen
jedoch, die bisweilen gebildet wurden, gelang es uns, in gedrängten
Gliedern zu ziehen und so die Absicht unserer Verfolger
zu vereiteln. Denn wie wir aus dem Erscheinen mehrerer
Mehära in der Entfernung schlossen, beabsichtigten
diese, uns auf der Strasse anzugreifen, wenn sich dazu eine
Gelegenheit bieten sollte.
Es gibt zwei Strassen, deren östlichste weiterhin durch
eine bemerkenswerthe Schlucht in den Bergen führt, auf
die wir längere Zeit geradezu marschirten. Hier zeigte sich
an einer Stelle, wo wir uns ein wenig mehr westlich wandten,
zwischen dem Granit sehr schöner, weisser Marmor, der
an der Oberfläche allerdings etwas verwittert war. Zur
Rechten dagegen hatten wir eine Felserhebung Namens Itsa,
deren Kamm in ganz eigenthiimlicher Weise ausgezackt war.
Es war eine wild-wüste Landschaft und der Charakter derselben
ward erhöht durch das Gefühl der Unsicherheit,
das sich uns aufdrängte. Denn als wir kiesigen Boden betraten,
fanden wir ihn voll frischer Fussspuren von Kamee-
len und Menschen, und wir konnten gar nicht mehr zweifeln,
dass ein anderer Trupp sich zum Angriff auf uns angesammelt
habe. In der -Feme gegen Westen bildete der
Berg Kadamellet mit seinem Doppelhorn einen interessanten
Ruhepunkt für’s Auge und im Ganzen nahm die Landschaft
allmählich wieder einen günstigeren Charakter an.
Als wir die niedrigeren Vorhügel der grossen Bergmasse,
*) Dies ist der Grund, dass der Kadamellet auf dem bezüglichen Karten-*
blatt vielleicht nicht ganz richtig eingetragen ist. Auch die ganze Bergpartie
würde sonst viel bestimmtere Formen erhalten haben.
an welche wir nun herangerückt waren,'umgingen, betraten
wir ein zwar enges, aber sehr reich bewachsenes Thal mit
höchst üppigen Talhabäumen, die, mit Gewinden von Schma1
rotzerpflanzen und Orchideen umschlungen, mit einander auf’s
Anmuthigste verbunden waren. Der Boden war hier dicht
mit Kraut bekleidöt. Dies war das Thal Tidik; das gleichnamige
Dorf liegt in einer Einbucht der Berge zur Linken
und war für uns auf diese Weise gänzlich verdeckt. Es soll
aus Hütten bestehen, die mit einer Art langen Grases bedeckt
sind, wahrscheinlich ähnlich denen der Asgar und dem
Gebrauche des Sudans sich annähernd.
Die südlichen Tuareg nennen derartige Hütten „tä-rhamt”,'
während die nördlichen sie „te-käbber” nennen. Gegenwärtig
war indess das Dorf nicht bewohnt, da alle Einwohner, die
„Kel-tidik” (Leute von Tidik) nach den schöneren Thälern im
Westen umgesiedelt waren, welche wohl reicher als die des
Ostens sein müssen, da die Richtung der Hauptthäler die
von Ost nach West ist.
Weiter, hin, wo das Bett eines ansehnlichen Regenstromes
gebildet war, verengte sich das Thal. Die enge Passage,
obwohl gewöhnlich als das eigentliche Thor des Sudans
angesehn, führte uns indess wiederum in ein ödes, felsiges
Gebiet, meist eng und auf beiden
Seiten von nackten Felsmassen
eingeschlossen, zuweil
e n .jedoch sich' erweiternd zu
trockenen Einsenkungen. Hier