schweren Lasten bedächtig den schmalen, steilen Felspfad er-
klommen, liess ich meinen Bü-ssaefi seinen Genossen folgen
und stieg gerade anwärts nach dem Dorfe hinauf, welches
am östlichen Abhänge der Höhe sich herumzi'eht. Es ist immer
noch leidlich bewohnt, obwohl viele der Steinwohnungen
verfallen sind. Ein bedeutendes Stück Land, obwohl nicht
das fruchtbarste, doch immerhin werthvoll, gehört dazu. Auch
die Lage des Dorfes, als des südlichsten Ortes des Ghurian, ist
von bedeutender Wichtigkeit und macht seine Einwohner zu
den natürlichen Vermittlern zwischen den nördlichen dichter
bewohnten Gauen und den Oasen der Wüste. Auf der höchsten
Kuppe, das Dorf beherrschend, war früher eine Burg,
welche aber von den Türken zerstört worden ist.
Wir lagerten, nachdem wir ein wenig in das kahle Thal
hinabgestiegen waren, um 2 Uhr Nachmittags an dem Abhänge
der westlichen Hügel, hei den letzten kümmerlichen
Olivenbäumen und nicht weit vom Brunnen. Hier wollten
wir einen bis Misda genügenden Vorrath von Wasser einnehmen.
Während also unsere Leute mit dem Füllen der
Schläuche und dem Tränken der Thiere beschäftigt waren,
erstiegen wir beiden Deutschen, von zwei Bewohnern des
Dorfes begleitet, eine hervorragende Berghöhe Namens Toe-
sche. Sie ist die höchste Erhebung der Nachbarschaft, und
in früheren Zeiten soll auf ihrem Gipfel ein Ort gewesen
sein. Wir nahmen von hier mehrere Winkel, aber m der
Nähe von Misda war leider kein hoher Gipfel sichtbar, der
uns als Landmarke in jener Richtung hätte dienen können.
Die südöstliche Fortsetzung des Tar-höna, die sich nach
Beni-UM hinzieht, eine kable, steinige Hochebene, von vielen
Einsenkungen und Schluchten durchzogen, sieht von hier
wie ein langer gleichmässiger Höhenzug aus.
{Sonnabend, 6ten April.] Die Landschaft, durch welche
wir am Morgen unseren Marsch fortsetzten, bot unregelmäs-
sige, meist aus Kalkstein-Formation, oft mit regelmässigen
Schichten, gebildete Thäler. Vereinzelte kleine Komfeldchen
waren während der ersten drei Meilen noch sichtbar, dann
verschwand fast jedes Zeichen von Anbau. Der „Tuel el Cha-
mer”, welcher etwa 2 Meilen zur Rechten entfernt von NW.
nach SO. sich erstreckt, bildet gleichsam die Grenze des
nackten Wüstenbodens. An seinem, Abhange zeigen sich
noch aus der Feme einzelne Bäume einer von den Arabern
„radük” genannten Art,; dann hört jede Spur von Baum-
wuchs auf und nur kleines Gestrüpp und Geniste — „gan-
dul”,,-,-- ist zu sehn.
Wir betraten nun öde,. steinige. Thäler, durch blutige
Treffen berühmt, welche zur Zeit des kühnen Araber-Häuptlings
Abd el Djelll hier zwischen den Urfilla und den Ueläd
Bü-Ssaef stattgefunden haben. Erfrischend in dieser Wüstenei
war der Anblick von Wadi Ranne. Dies ist ein von
0. nach SW. ziehendes Thal mit zwei Brunnen, und mit frischem
grünen Kraut bedeckt; darunter war eine essbare
Zwiebelart Namens „äkensch”. Ein wenig weiterhin, bei
der Erhebung „schabet el kadlm”,, fanden wir den ersten
Römischen Meilenstein mit einer Inschrift, leider in verwischtem
Zustande.,-® einen lebendigen Beweis, dass der
letzte Theil des Namens der Örtlichkeit: „kadön”, „alt”, in
der That auf das Alterthum hinweist. Es war sehr Schade,
dass ich, weiterhin auf meinem Kameele reitend, einiger umgestürzter
und auf der Erde liegender Meilensteine nicht ansichtig
wurde, da einer derselben eine Inschrift hatte. Overweg,
der hier zu Fusse ging, ward von den Leuten zu Steinen
gerufen, die etwas Wasser enthielten und die sich dann
als die Sockel daneben liegender Säulen von 2 Meter 22 Cen-
timeter Höhe und 44 Centimeter Durchmesser erwiesen und
eine Inschrift aufzeigten, welche er leider nicht zu entziffern
im Stande war; ich war zu weit voraus, als dass er mich
hätte rufen können.
Darauf begann die Region,des Batümbaumes, der Pinta