sehnlichen Vorsprung vor der Karawane gewonnen hatte. In-
dem ich daher einen schmaleren Pfad, welcher zur Rechten
abging, unbeachtet liess, verfolgte ich den betreteneren Pfad,
bis ich meiner vereinzelten Lage mir bewusst wurde. Ich
stieg daher ab und legte mich nieder, um meine Begleiter
zu erwarten; die Karawane aber hatte den schmaleren Pfad
eingeschlagen, und man wurde höehst besorgt wegen meines
Ausbleibens. Nachdem ich jedoch wieder zu ihnen gestossen,
stellte es sich heraus, dass ich allein den rechten Pfad genommen
hatte, und wir mussten den jetzigen verlassen, um
meine erste Richtung einzuschlägen. Mein Verdienst dabei
war jedoch höchst gering gewesen, vielmehr hatte mein Ka-
meel die Kafla vor uns' bemerkt und war daher standhaft
hei der eingeschlagenen Richtung gebliehen.
Wir fanden die kleine Kel-owT-Karawane hierin der Mitte
eines Thaies, das guten Graswuchs hatte, nahe hei dem Brunnen
Karäda, gelagert. Die Führer unserer Karawane hatten
erwartet, sie hei dem Brunnen Tinylkum zu finden, welcher
in einiger Entfernung nach SW. weiter oberhalb im Thale
liegt.
Hier also trafen wir mit unseren neuen Freunden zusammen,
die sich denn in der Folge trotz aller Fehler, welche
wir bald an ihnen entdecken sollten, als vollkommene Beispiele
der Mischung zwischen Berber- und Sudan-Blut, am
geeignetsten erwiesen, uns als nützliche Vermittler in diese
unbekannten Gegenden einzuführen. Augenblicklich jedoch
hatten wir wenig Zeit, ihre Sitten zu studiren, da es schon
2 Stunden nach Mitternacht war, als wir mit ihnen zusammentrafen
, und wir nach kurzer Rast zu früher Stunde am
nächsten Morgen wieder aufbrachen.
Während der ersten Stunde hielten wir uns im Thale entlang,
fingen dann aber an, einen engen Pfad hinanzusteigen,
welcher sich am Abhänge eines jähen Vorgebirges des Pla-
teau’s hinschlängelt. Da unsere Kafla nun wieder aus etwa
60 Kameelen bestand, bot die lange Reihe der Lastthiere
mit ihrem vielartigen Gepäck, wie sie sich den Bergpass hin-
aufwand, einen sehr interessanten Anblick dar, während zur
selben Zeit eine Burgruine im Thale die Aufmerksamkeit
auf sich zog. Meine Begleiter schrieben den Ursprung der
Burg den Tinylkum zu, da diese in früheren Zeiten ihren
Wohnsitz namentlich in dieser Gegend gehabt, eine Angabe,
die auch durch den Namen des oben erwähnten Brunnens bestätigt
wird.
Fast eine Stunde brauchten wir, um die Sandsteinhöhe zu
ersteigen; dann öffnete sich der Pass zu einer Art Plateau
mit, einer Begrenzung von höherem Boden und einzelnen
Kegeln nach Osten. Nachdem wir 4 Meilen weiterhin nochmals
aufwärts gestiegen, und zwar über einen etwa 180 Fuss
hohen felsigen Abhang, der mit Sand bedeckt war, lagerten
wir sehr zeitig, heim Anfang der Tageshitze, in einem mit
Sidderbäumen (Rhamnus Nabeca) und Kraut bewachsenen
Thale Namens „eräsar-n-Akeru”. Unser Lagerplatz war
sehr anziehend. Ein grosses Wasserbecken, das vom Regenwasser
einer kleinen felsigen Seitenschlucht, welche in das
Thal an dessen Westseite mündet, gebildet worden, hot dem
Wüsten - Reisenden den einladendsten Ruheplatz dar. Das
Wasserbecken, aus welchem die Leute ihren eigenen Bedarf
nahmen, die Kameele tränkten, und in welchem die Negersklaven
unserer Kel-owi’s mit grösstem Behagen umherschwammen,
war etwa 200 Fuss lang, 120 Fuss breit und
von beträchtlicher Tiefe und hatte, von den Felshöhen umgehen,
ganz den Charakter eines kleinen Alpensee’s. Es
war eigentlich ein Loch oder eine Austiefung, welche durch
die zu Zeiten von dem höheren Felshoden herabstürzenden
mächtigen Regenfluthen ausgearbeitet war. Indem ich mit
unendlichem Vergnügen an den Rändern dieses anmuthigen
Wasserbeckens umherkletterte, fand ich auf einer anderen,
in der Felsschlucht sich aushreitenden Terrasse, etwa 200 Fuss