den ein wenig abwärts nach dem Steilabfall in’s Wadi Humana
und lagerten hier auf dem Platze, auf dem gemeiniglich
die Truppen zu bivouakiren pflegen. Hier blieben wir den
folgenden Tag gelagert, indem wir all unser Gepäck offi-
ciell auf dem Schlosse wiegen Hessen, um den Forderungen
unserer Kameeltreiber ohne Streit zu begegnen. Der kleine
Markt an der Zwingburg belebte sieb gegen Mittag ein wenig.
Die hauptsächlichsten Gegenstände, die zum Verkauf geboten
wurden, beschränkten sich auf drei Rinder, ein Kameel,
einige Ziegen und Scbaafe, einige Wasserschläuche, Gerste,
wenige Eier und Sandalen. Um Mittag jedoch zeigte er leidliche
Thätigkeit.
Wir besuchten dann im Laufe des Nachmittags mehrere der
schon von Capt. Lyon beschriebenen unterirdischen Wohnungen,
konnten aber leider in einen ganz neuen, höchst säubern Bau
dieser Art, der in einem viel hartem Thon gearbeitet war,
keinen Eintritt erhalten.
Unser gemüthlicher Freund, Herr Warrington, wollte, ehe
er auf eine Zeit, deren Dauer Niemand vorausbestimmen
konnte, von uns schied*, unsere Gesellschaft noch bewirthen
und liess daher eine ungeheuere Schüssel Kuskus bereiten,
auf so schmackhafte Weise gewürzt, dass unsere kleine Reiseschaar
in der Folge volle Gelegenheit hatte , sich durch die
Erinnerung dieser Schmauserei als eines unerreichbaren Leckerbissens
über gegenwärtige Entbehrungen hinwegzusetzen.
Unser Lagerplatz war überaus behaglich*, unter uns das
Wadi mit seinen steilen Kalkwänden und der mannichfach-
stenVegetation; nach Norden der Teküt, mit seiner vollendeten
Kratergestalt alle niedrigeren Höhen überragend, als anziehender
Punkt der Gegenden, die wir nun im Rücken hatten.
[Freitag, 5'«* ApriQ Obwohl schon zu früher Stunde geschäftig,
kamen wir doch erst spät fort, da an diesem äus-
sersten Ausgangspunkte noch Vieles in Ordnung zu bringen
war. Endlich setzte sich unser schwer beladener, mannichfaltig
gestalteter Zug durch die klippenhafte Landschaft in
Bewegung und wir nahmen innigen Abschied von Herrn Fre-
deric Warrington, der mit der freundschaftlichsten Fürsorge
für uns gewacht. Auf meinem herrlichen, malerisch gesattelten
Bü-ssaefi nahm ich die Spitze des Zuges ein. Unser Freund,
der uns nachschaute, wie wir dahinzogen, wehte mir ein freundliches
Lebewohl zu — ich sollte von uns drei Reisenden der
Einzige sein, den er nach mehr als fünfjähriger abenteuere
licher Wanderung im Sommer 1855 bei Mursuk wiedersah. *—
Unser Pfad schlängelte sich anfänglich in starken Windungen,
da wir die tiefe Einzackung des Wadi Rumäna zu
umgehen hatten. Später zog er sich in geraderer Linie dahin
und passirte mehrere Dörfer mit den zu ihnen gehörigen
Olivenwäldchen, bis wir Bü-Sriän erreichten, wo die Olivenzucht
für einen Augenblick gänzlich unterbrochen war, während
die Landschaft, die bisher von aufsteigenden steinigen
Kuppen unterbrochen war, offener wurde. Hier machten wir
wieder eine bedeutende Abschweifung von unserer südlichen
Richtung, indem wir den Windungen eines breiten, muldenartigen
Thaies mit viel gut angebautem Boden folgten, voll
von einer Menge verschiedenartiger Sträücher und Blumen,
unter denen mir nur ein hier „schubbotan” genannter Ranun-
cülus bekannt war.
Nachdem wir das Dorf Ssemssa, das auf einer Anhöhe zur
Rechten liegt, erreicht, wandten wir uns ostwärts ab in eine
sehr liebliche Schlucht mit einem Olivenhain und begannen
dann den steilen Anstieg nach der Höhe von Kuleba*), welche
das Joch über diesen südlichen Kamm des Plateau’s bildet.
Während die Kameele in langer gewundener Reihe mit ihren
■*) Kuleba oder Kelüba ist ein häufiger Name in diesen Landschaften für
einen Bergpass oder „Joch” und ist in manchen Beziehungen identisch mit
dem Ausdruck „tnle” oder vielmehr „thule”, der in anderen Landschaften gebraucht
wird.