und I -ti-ssa n aufzuzählen, nachdem ich wenige Worte über
ihre Beziehungen zu den Kel - owl gesagt habe. Wie ■ oben
bemerkt, besteht die Einigkeit oder Verbindung dieser Stämme
gegenwärtig darin, dass sie alle einen und denselben Sultan
anerkennen und ihn nach gemeinsamer Übereinstimmung in
seine Würde einsetzen. Es gab aber eine Zeit, welche nach
Allem, was ich darüber erfahren konnte, nicht weit zurück
liegen mag, in welcher alle diese Stämme friedfertig auf
demselben Gebiete zusammen lebten. Es scheint gewiss,
dass die Kel-geress und I-ti-ssa n , welche von Anfang an
durch engere Bande vereinigt scheinen, erst nach einem unter
den verbundenen Stämmen ausgebrochenen Bürgerkriege, der,
wie ich glaube, durch den Salzhandel herbeigeführt ward,
von ihren ursprünglichen Sitzen vertrieben worden sind.
Allem Anschein nach befanden sich diese früheren Wohnsitze
in den fruchtbaren und zum Theil sehr schönen Gauen am
Fusse des Baghsen oder, wie diese Stämme in ihrem eigenen
Dialekt den Namen aussprechen, Maghsem. Auf unserer
Reise nach Damerghü fanden wir auch dort ihre früheren
wohlgebauten Steinhäuser, wie ich im betreffenden Abschnitte
ausführen werde. Viele Leute indess, die gut in
der Geschichte ihres Landes Bescheid zu wissen schienen,
versicherten mich, dass selbst A-sso-di einst den Kel-geress
zugehört habe, und ich hege die feste Überzeugung, dass
sie Asben in früher Zeit erobert haben, lange vor den Kel-
owi*). Auch die I-ti-ssan sind entschieden ein sehr alter
*) Die Zeit wird, wie ich gewiss bin, auch diesen Punkt aufklären. Ich will
hier nur der Yermuthung Raum geben, dass das Wort „Ger-6ss” , von dem die
Kel-ger-6ss ihren Namen erhalten haben, enge Verbindung mit ,,G6r-ger” haben
möchte, dem Gebiete, welches dem von Ebn Batüta erwähnten Ger-geri-Häupt-
ling (s. oben S. 370) seinen Titel gegeben hat. Das ss am Schlüsse gehört,
wie es scheint, nicht zur ursprünglichen Wurzel. — Für die Wiederholung des
Wortes „ger” bin ich im Stande ein vollkommen entsprechendes Beispiel anzuführen,
nämlich den Berber-Namen der Sonrhay-Hauptstadt, den sie . durch
Verdoppelung der Sylbe aus Gao, gö, in Gö-gö verwandelten.
Stamm und werden schon von Ebn Chaldün unter den Hauptstämmen
der Ssanhädja aufgeführt*).'
Als die beiden Stämme von den Kel-owi aus ihren Wohnsitzen
vertrieben wurden, das heisst etwa vor 20 oder 30 Jahren,
Hessen sie sich im Westen und Südwesten von Agades
auf einem Gebiete nieder, welches ihnen wahrscheinlich von
den Auelimmiden in feindlicher Absicht gegen die Kel-owi
eingeräumt' ward. Von der Zeit an sind sie bald auf feindlichem,
bald auf freundschaftlichem Fusse mit den Kel-owi
gewesen, aber, wie ich im weiteren Verlaufe erwähnen werde,
ist kürzlich, 1854, ein höchst unheilbringender, blutiger
Krieg zwischen diesen Stämmen wieder ausgebrochen. Dieser
scheint ihre besten Kräfte verzehrt zu haben, und er hat
mehreren-meiner Freunde, namentlich dem Hamma, Annür’s
Schwiegersohn, das Leben gekostet. Der hauptsächlichste
Wohnplatz der Kel-geress ist gegenwärtig Arar, ihr Hauptmarkt
dagegen soll Djöbeli auf der Strasse von Agades nach
Sokoto sein.
Beide Stämme, die Kel-geress und die I -ti-s s a n , zusammen
sind den Kel-owi an wirklicher Stärke gewachsen, obwohl
sie durchaus nicht so zahlreich sind. Die Letzteren
können ohne Zweifel, und ohne ihre Sklaven mitzuzählen,
eine Macht'von 10,000 bewaffneten und berittenen Männern
sammeln, während die Bundesgenossenschaft der Kel-geress
und I - ti - ssan kaum halb so viel zu stellen im Stande sein
dürfte. Die Letzteren aber haben den Vortheil grösserer
Einigkeit, während das Interesse der verschiedenen Kel-
owi-Stämme häufig sehr gespalten ist und nur selten die
ganze Macht zusammenzubringen erlaubt, mit wenigen Ausnahmen,
wo das Interesse der gesammten Nation- auf dem
Spiele steht, wie bei der Expedition gegen die Ueläd Sli-
*) Ebn Chaldnn, trad. de Slane, vol. II, p. 3. Im Arab. Text (vol. I, p. 195)
steht nicht „Itissan”, sondern „Benu I-ti-ssan”.