Gau zurückzukehren. Ich erfuhr jetzt auch, dass mein Meheri,
welcher nach früheren Angaben im Besitze yon Mohammed
Irhölar Ikáskesan sein sollte, unter den von den E-faday
zurückgehaltenen, war, die ihn wahrscheinlich den Anisslimen
abgenommen hatten.
Der alte Häuptling, rüstig, wié er noch war, kehrte von
seiner wichtigen Berathung schon am Abend des 23stea d. M.
zurück und gab uns am folgenden Morgen, während er seinen
Kaffee trank, einige interessante Notizen über den „Löwen
von Tln-téyyat” (den MáEem Asöri). Er war immer heiter
und mittheilend und verplauderte mit uns ganze Stunden.
Asöri, sagte er, habe den höchsten Grad von Weisheit und
Gelehrsamkeit erlangt, so dass er alle göttlichen und menschlichen
Dinge umfasse, ohne je das Land Air zu verlassen;
er sei nun fast blind, obwohl an Jahren jünger als er
(Annür) selbst; nur mit e in em Auge könne er ein wenig
sehn. Sein Vater sei auch ein grösser Weiser gewesen.
Früher, erzählte Annür, war ein anderer grösser Mállem im
Lande, Namens Hämi, aus Tin-tarh-ode gebürtig; so lange
er lebte, wären die Anisslimen, seine Mitbürger, ein gutes
Volk gewesen und wären die Wege der Gerechtigkeit gewandelt;
gegenwärtig dagegen wäre ihr Name „Anisslimen”
zur blossen Ironie geworden, denn sie seien die Gesetzlosesten
der Gesetzlosen und ohne alle Gottesfurcht; fast alle
Unruhen, in welche das Land gestürzt würde, wären ihrem
Anstiften und ihren Intriguen zuzuschreiben. Hiermit war
Annür auf ein Lieblingsthema gekommen und er wurde in
seinem Arger und Zorn gegen die heiligen Leute, die seine
Autorität nicht anerkannten, ganz beredt.
Mit uns war der alte Mann auf dem freundschaftlichsten
Fusse, und anstatt argwöhnisch darüber zu sein, dass „wir
sein Land niederschrieben”, war er vielmehr bemüht, eine
irrthümliche Ansicht, die wir haben könnten, zu verbessern. Ich
werde nicht leicht vergessen, mit wie viel Vergnügen er
meine Skizze von der Strasse von Tintellust nach Agades
betrachtete, während ich ihm ihre Hauptzüge erklärte. Er
fand eine stolze Genugthuung darin, dass ein Fremder aus
so weit entferntem Lande den eigenthümlichen Reiz der Berge
und Schluchten seiner Heimath zu schätzen wisse. Er war
von unserer Lebensart und von unserem Betragen so eingenommen,
dass er eines Tags, nachdem er in meinem Zelte
einige Zeit ruhig mit mir geplaudert, nach Yussuf sandte
und ihm offen sagte, er fürchte, unsere Religion möchte
besser als ihre eigene sein. Der Araber aber gab ihm zur
Antwort, dass unsere Sitten allerdings ausgezeichnet seien,
aber dass unser Religionsbekenntniss einige grosse Mängel
habe, indem es die Einheit des allmächtigen Gottes beeinträchtige
und einen seiner Propheten von dem wirklichen
Range eines Sklaven Gottes zu dem seines Sohnes erhöhe.
Annür, der sich ein wenig von seinem Lager erhob, schaute
Yussuf fest in’s Gesicht und sagte: „häkkanänne”, „ist es so ?”.
Für den Augenblick schwieg ich, aber ich gab dem Häuptling
gelegentlich Winke über den wahren Charakter unserer
Religion; der alte Mann liebte es jedoch nicht sehr, über
diesen Gegenstand zu sprechen, obwohl er, so viel wir beobachten
konnten, streng in seinen Gebeten war. Er war ganz
ein Geschäftsmann, der in einem Lande, wo von Natur Alles
zur Unordnung und zur Unruhe sich neigt, einen gewissen
Grad von Ordnung aufrecht zu erhalten strebte; in anderer
Beziehung erlaubte er Jedem, zu handeln, wie ihm beliebte.
Ungeachtet seiner praktischen Strenge war er eigentlich von
milder Gemüthsart, wie er denn die Europäer für abscheuliche
Barbaren hielt, weil sie in ihren Kriegen schonungslos
so ungeheuere Schaaren von Menschen tödten könnten und
Kanonen anstatt Speer und Schwert gebrauchten; denn die
letzteren hielt er für die einzigen erlaubten und eines Mannes
würdigen Waffen, welche der Mensch gegen den Men