Berggruppe, von welcher die vorstehende Skizze einen Begriff
geben wird.
Nachdem wir mehrere kleine Thäler durchschnitten, erreichten
wir kurz vor 10 Uhr ein bedeutenderes, breites Thal,
das von reichem Krautwuchs belebt war und unverkennbare
Spuren trug, dass es erst am gestrigen Tage von dem wilden
Strome eines Regengusses überfluthet gewesen, während
in unserer Nähe nur wenig Regen gefallen war. Dieses Thal
hat den Namen „Djinninau”. Es wurde stets anmuthiger, je
weiter wir vorrückten, wobei wir mitunter in der Thalsohle
hinzogen, mitunter uns mehr oder weniger von ihr entfernten.
An einigen Plätzen war der Baumwuchs, namentlich
Balamten — „Abörak” ¿f- für diese Gegend höchst auffallend
üppig. Leider war unsere Lage nicht der Art, dass wir uns
ganz dem Eindrücke der Umgebung überlassen konnten; so
konnte ich auch die höchst interessante Nachricht, die ich
hier erhielt, dass nämlich in den Höhen zur Linken Magneteisenstein
sich finde, nicht genauer ergründen. Am Nachmittag
erreichten wir eine Stelle, wo das Thal sich in drei
Arme theilt, deren östlicher den schönsten und reichsten
Pflanzenwuchs hat, während der westliche, dessen Name
„Tiüt’ ist, ebenfalls reich mit Baum und Kraut geschmückt
ist. Wir selbst folgten dem mittleren Arm und lagerten etwas
weiter hin, wo er sich verengte.
Es war ein anmuthiger, malerischer Lagerplatz. Am Fusse
unserer Zelte schlängelte sich das tiefe Bett eines Regenbaches
hin, dessen Rand von höchst üppigen Talha- und Abörak-
Bäumen umsäumt war. Hier hatte das von den hinteren
Felsen herabkommende Wasser einen kleinen Pfuhl gebildet,
und das frische Grün des Laubwerkes, belebt von den
jüngsten Regengüssen, bildete einen höchst angenehmen Gegensatz
gegen die dunkel-gelbliche Farbe der Granitmassen
im Hintergründe. Ungeachtet unserer gefahrdrohenden Lage
konnte ich es mir nicht versagen, umherzustreifen, und fand
auf den Blöcken über dem kleinen Teich — „Tebki” — einige
rohe Felsgekritzel mit Figuren von Ochsen, Eseln und einem
hohen, schlanken Thier, das nach den Angaben der Kgl-
owi eine Giraffe darstellen sollte.
Während ich mich, an der Seenerie der Stätte erfreute,
trat Didi plötzlich hinter mich und machte den Versuch,
mich niederzuwerfen. Da ihm dies nicht gelang, legte er
von hinten seine Hand auf meine Pistolen und suchte mich
so zu verhindern, von ihnen Gebrauch zu machen. Indem
ich mich jedoch mit einer plötzlichen Wendung seinen Armen
entzog, versicherte ich ihn, dass sicherlich ein so verweichlichter
Mensch wie er mir nichts anhaben könne. Er war
ein schlauer und hinterlistiger Gesell, und ich traute ihm
von allen unseren Kel-owi am wenigsten.- Der kleine, liebenswürdige
Annür dagegen warnte uns und theilte uns mit,
dass er erfahren, die Freibeuter wollten die Kameele,. welche
wir selbst ritten, in der Nacht stehlen. Glücklicherweise hatten
wir uns auf einen solchen Fall vorgesehen, und konnten die
Thiere, indem wir ihre Füsse in Eisenringe legten, vor plötzlichem
Überfall sichern.
Während ich die erste Nacht Wache hatte, erlaubte mir
das glänzende Mondlicht, auf einem Granitblock einige Zeilen,
an die Meinigen mit Bleistift niederzuschreiben. Grosse
Raubvögel mit schwarz-weissem Gefieder liessen sich nahe bei
unserem Lagerplatze sehn.
[Donnerstag, 2 2 «ten August.] Da die Kel - owi einige
Schwierigkeit hatten, ihre Kameele zu finden, brachen wir
nicht sehr frühzeitig auf. Zu unserem Erstaunen durchschnitten
wir das felsige Rinnsal und traten in einen sehr
unregelmässigen, steil aufsteigenden Pass ein, wo wir etwas
weiter hin einen anderen Pfuhl Regenwasser passirten. Überall
zeigte hier der Kiesboden die Spuren eines erst jüngst
geflossenen Regenstromes, dessen Saum mit kleinen, lieblichgrünen
Mimosen und einem dunkel-grünen Rasenteppich be