Raubgesindels, welches, aus verschiedenen Gegenden, namentlich
aber aus dem Gebiete der Asgar stammend, hier einen
Sammelpunkt gefunden hat. Übrigens nahmen, wie ich schon
gesagt, die Kel-fade, sowie ihre Nachbarn, die E-fade, an dem
Raubzuge gegen die Expedition an den Grenzen von Air Theil.
Sie sind ein höchst unruhiges Volk und werden selbst von
den Eingeborenen dafür gehalten, wie man aus dem Briefe des
Sultans von Agades an die Häuptlinge Annür und Lü-ssu sieht,
den ich im Verlaufe meines Berichtes mittheile. Hier werden
sie als MehärebTn*) — „Freibeuter” —| bezeichnet. Bei alledem
sind sie ein Stamm von reinem, edlem Berberblut und stehn
ihrer Tapferkeit halber im allgemeinsten Ansehn. Ich war
nicht wenig erstaunt, nachmals von meinem edlen vertrau*)
„meharebi” , ✓ « I U I obwohl nicht in unseren "Wörterbüchern zu
finden, ist doch in Central-Afrika ein sehr gewöhnliches Wort und regelmässig
von „häreb” , gebildet, ganz in derselben Weise, wie „mehäres”
(der in Marokko für „Garde” oder „Escorte” übliche Name) aus „härea”,
^ t gebildet ist. Der Emir Hamedu von Hamd-Allähi that mir die
Ehre an, mich bei diesem Namen zu nennen, wegen des Widerstandes, den
ich seinem Versuch, sich meiner Person und meines Eigenthums zu bemächtigen
, während meines Aufenthaltes in Timbuktu entgegengestellt hatte. Der
folgende Satz aus einem der zornigen und gelehrten Briefe, die dieser Emir
an meinen Beschützer richtete, um ihn zu überzeugen, dass es besser sei,
mich zu tödten, wird wohl einiges Interesse für diejenigen meiner Leser
haben, welche Arabisch verstehen, obwohl ich seiner Zeit vielleicht die ganze
proz essartige Korrespondenz,- die zwischen Timbuktu und Hamd-Allahi meinetwegen
geführt wurde, veröffentlichen werde. Jener Satz lautet:
^ &\l[ f. CiXlf
i y j lilA c j AaXc U*
Glücklicherweise wurden die gottlosen Wünsche und Gelübde dieses fanatischen
Prinzen nicht erfüllt.
ten Freunde und Beschützer, dem Scheich Ssidi Ahmed el
Bakay, zu hören, dass er eine Tochter aus diesem Stamme ge-
■heirathet und eine lange Zeit unter ihnen gewohnt habe. Ihre
Verwandtschaft mit den Auelimmiden, sowie ihre enge Beziehung
zu denselben geht auch aus des Sultans von Agades'
Briefe hervor. Der Name ihres Häuptlings ist Schürua. Dieser
freie Stamm ist es besonders, der die entarteten Kel-
owi der grössten Verachtung preisgibt und sie als Sklaven
betrachtet.
Die Kel-feruän sind nach dem schönen und fruchtbaren
Platze I-feruän benannt, der in einem der Thäler östlich
von Tm-tarh-ode liegt, wo viel Negerhirse gebaut wird und
ein zahlreicher Palmenhain eine gute Art Datteln liefert, wie
ich schon oben erwähnt. Gegenwärtig jedoch haben sie nicht
Alle ihre Wohnstätte an diesem begünstigten Platze, sondern
ein grösser Theil derselben hat sich in der Nachbarschaft
von Agades niedergelassen.
Von hier aus unternehmen sie ununterbrochene Raubzüge
(„egehen” in Temä-schirht, entsprechend dem Arabischen
„rhasia”) auf die Strasse nach Timbuktu und gegen die Auelimmiden.
Trotzdem sind die Kel-feruän, als Blutsverwandte
der Auräghen und als Amanökalen, das heisst als ein Stamm,
welchem -früher, ehe die verschiedenen Stämme übereinkamen,
ihren Sultan von Sökoto zu holen, die Familie des Sultans
von Agades angehörte, von edlerem und reinerem Blute als
alle anderen Stämme. Als ein Zeichen ihres früheren Adels
besteht noch der Gebrauch, dass, wenn der Sultan von Agades
auf längere Zeit die Stadt verlässt, der Häuptling der
Kel-feruän sein Stellvertreter ist.
Der dritte Stamm, welcher unter der direkten Autorität
des Sultans von Agades steht, ist der der Iserären, die zwischen
Agades und Damerghü leben. Jedoch bin ich mit
diesem Stamme nicht in nähere Berührung gekommen.
Ich schreite nun dazu, die Abtheilungen der Kel-geress
Barth’s ltelsen. I. ^ g