wie er meinte, die Talha. Dagegen schien er nicht ganz
gläubig meine Versicherung hinzunehmen, dass wir viel
schönere Sachen als sie hätten.
Nach diesem kleinen Intermezzo setzten wir unseren Weg
nach der Fäda fort. Der Sultan schien ganz zum Aufbruch
bereit; er sass in seinem Hofraum, von vielen Leuten und
einer Menge von Kameelen umgeben, während der laute
Lärm einer Anzahl Schulknaben, die den Kuran auswendig
lernten, von der entgegengesetzten Seite des Hofes herschallte
und es mir unmöglich machte, zu verstehen, wovon die Leute
sprachen. Dieser Haufe Menschen und die offene Örtlichkeit
waren meiner letzten Audienz beim Sultan sehr ungünstig; sie
konnte nur sehr kalt und förmlich sein. Von Hamma unterstützt,
erklärte ich dem Sultan, dass ich von ihm noch einen
Brief an die Regierung, unter deren Auspicien ich reise, erwarte
; dies Schreiben möge seine Befriedigung und sein
Wohlgefallen darüber aussprechen, dass er mit einem Besuche
von einem Mitgliede der Mission beehrt worden sei, und dass
er nicht verfehlen werde, einem künftigen Reisenden, welcher
nach seinem Lande kommen sollte, seinen vollen Schutz angedeihen
zu lassen. Der Sultan versprach, dass solch ein
Brief geschrieben werden solle; das Ergebniss jedoch zeigt,
dass er entweder nicht ganz verstand, was ich wollte, oder,
was wahrscheinlicher ist, dass er sich in seiner abhängigen
Lage nicht für berechtigt hielt, an eine Christliche Regierung
zu schreiben, um so weniger, da er keinen Brief direkt
von ihr erhalten hatte.
Als ich in meine Wohnung zurückgekehrt war, brachte
mir Hamma drei Briefe, in welchen rAbd el Kádiri meine Person,
sowie mein Gepäck den Statthaltern von Kanö, Katsena
und Daura empfahl. Sie waren alle drei, in ziemlich ungrammatischem
Arabisch, mit fast demselben Wortlaut, nur mit
Veränderung der Namen und Titel der Angeredeten, folgen-
dermassen abgefasst:
„Im Namen Gottes u. s. w.
„Von dem Emir von Ahlr*), fAbd el Kádiri, Sohn des Sultans
Mohammed el Bákiri, an den Emir von Daura, Sohn des
früheren Emir von Daura, Is-hhäk. Gnade Gottes sei mit den
ältesten Begleitern des Propheten und Sein Segen mit den
Chalifen. Amén. Ununterbrochener Segen und höchste Wohlfahrt
sei mit Euch, ohne Ende. Ich sende diese Botschaft
an Euch mit Bezug auf einen Fremden und meinen Gast
mit Namen 'Abd el Kerim**), der zu mir kam und zu dem
Emir el Mumenin [dem Sultan von Sókoto] zu gehn beabsichtigt,
damit, wenn er zu Euch kommt, Ihr ihn beschützen
und wohl behandeln möget, so dass keine Freibeuter und
Übelthäter***) ihm selbst oder seinem Gepäck Nachtheil
bringen mögen, bis er in Sicherheit den Emir el Mumenin
erreichen möge.
„Wir schrieben dies (an Euch) ausdrücklich wegen der
Freibeuter, damit Ihr ihn gegen sie auf die geeignetste Art
beschützen möget. Lebt wohl.”
Diese Briefe waren mit des Sultans Siegel unterzeichnet.
Ausserdem zeigte mir Hamma einen anderen Brief, welchen
er selbst vom Sultan empfangen hatte. Ich glaube, dass er
selbst für die allgemeine Leserwelt interessant genug ist, um
ihn hier einzufügen, da er ein getreuer Spiegel des unruhigen
Zustandes des Landes zu jener Zeit ist und die ernstlichen und
gerechten Bemühungen des Sultans in einfacher Weise ausspricht.
Der Inhalt war der folgende, obwohl die Form der
Ausdrucksweise, in der er geschrieben, an mehreren Stellen
so dunkel ist, dass sie verschiedene Auslegungen zulässt:
*) Auch in diesem Briete ist der Name des Landes mit einem li geschrieben
wie die Araber stets thun (s. S. 369).
**) Den Namen ,,Abd el Kerim” hatte ich von Anfang an als Reisenamen
angenommen.
***) y.A+jÜöJ|^ y-'«-