Tagemarsche aus, während wir von den Einwohnern auf
gastfreundliche Weise behandelt wurden. Die Bewohner des
Ssahel im Allgemeinen und die von Sliten und Masräta insbesondere
sind dem Interesse der Türken ergebener, als fast
irgend ein anderer Stamm des Baschälik, weil sie es vor-
ziehn, einer fremden Macht, als ihren eigenen Brüdern, den
Gedädefah und anderen Stämmen in den Thälem des Innern,
unterthan zu sein. Dies war der Grund, wesshalh sie
in der Revolution im Jahre 1855 den Türken treu blieben;
in der ersten Schlacht zwischen den Letzteren und dem aufständischen
Häuptling Rhöma wurden viele von ihnen ge-
tödtet. Sauya Ferdjäni und die Umgegend wird als ziemlich
gesund betrachtet, während Abd e’ Saäde, ein etwas
mehr östlich gelegenes Dorf, ausserordentlich von bösartigen
Fiebern gelitten hat. Man schreibt dies der Ungesundheit
des Wassers des Wadi K&am zu. Ich hatte schon auf meiner
früheren Reise Gelegenheit, dies zu bemerken. Die Folge
davon ist, dass die Bevölkerung sowohl als auch das Olivenwäldchen
in der Gegend sehr dünn geworden. J a , als ich
am folgenden Morgen (22sten Februar) mich aufmachte, um
das genannte Stromsal zu besuchen, fand ich, dass auch an
dieser Seite schon in ansehnlicher Entfernung der Anbau
gänzlich aufhört, und dass anstatt Gärten und Pflanzungen
ein weites wüstes Feld von Unordnung und Zerstörung dem
Auge, sich darbietet. Und doch — was Wunder! dass die
Alten solche Lobeserhebungen auf dies Flüsschen verschwenden
sollten, welches entschieden identisch ist mit dem Ciny-r
phus, da sie sein zeitweiliges Ungestüm in den nothwendigen
Schranken zu halten wussten. Ein unverkennbares Zeugniss
ihrer Thätigkeit wird für noch lange Zeit in jenen grossartigen
Deichen Zurückbleiben, welche sie zum Schutz gegen
die zerstörenden Überschwemmungen des Flusses aufgeführt
haben. Eine Gruppe derselben, die ein ganzes System bildet,
einige querlaufend, andere in Halbkreis-Gestalt gebaut, findet
sich nahe der Stelle, wo die schöne unterirdische Wasserleitung,
welche Leptis mit Wasser versorgte, aus dem Wadi
tritt. Eine andere ungeheuere Mauer, 975 Schritt lang und
12'— 14 Fuss dick, befindet sich % Meile höher im Thale
aufwärts.
Mit den Einzelheiten aller dieser Werke indess, obgleich
ich selbst sie interessant genug fand, um eine ziemlich1 genaue
Messung aller vorzunehmen, will ich den Leser nicht
behelligen. Er wird wahrscheinlich schon ungeduldig geworden
sein wegen meiner häufigen Beschreibungen alter-
thümlieher nutzloser Steine; während er meine Erlebnisse
und Reisen in unbekannten Ländern zu hören wünscht. Ich
will daher eilen, ihn nach Tripoli zurückzuführen.
Am Nachmittag von der Mündung des Wadi Kaam aufbrechend,
betrat ich Sauya cAbd el Ferdjäni wieder von der
Rückseite, fand aber meine Leute schon nach Leptis aufgebrochen'.
Ich folgte ihnen also nach kurzem Aufenthalte
über Wadi Ssük, wo jeden Donnerstag Markt gehalten wird
(„ssük el ehamls”, ein vom Kapitän, jetzt Rear-Admiral Smyth
dem Dorfe selbst beigelegter Name), dann über die öffene
Wiesenebene mit dem blauen Meeresspiegel zur Rechten.
So traf ich gerade mit meinen Leuten zusammen, als sie im
Begriffe standen, das Zelt im östlichen Theile der Stadt aufzuschlagen.
[Sonnabend, 23*tm Februar.\ Am Vormittag war ich eifrig
mit einer zweiten Untersuchung der Ruinen von Leptis beschäftigt,
welche vom Admiral Smyth in ihren allgemeinen
und hauptsächlichsten Aussenlinien so klar beschrieben worden
sind. Ich fand gar Vieles, was mir hei meinem früheren
Besuche entgangen war, doch will ich meine Beobachtungen
für eine andere Gelegenheit aufsparen und daher
nur angehen, dass vor Kurzem nahe bei der kleinen Bucht,
„mirssä Legäta” genannt, und ein wenig östlich von der
Kapelle;des Merähet Ben Schehä ein kleines, schwaches