rer Zeit soll der Ort wegen der Kapelle eines Heiligen, Namens
Ssidi Mädi, in Anselm gestanden haben; aber der Kapellendienst
hat in diesen Gegenden in den letzteren Jahren
sehr abgenommen.
Sobald ich meine Durchmusterung der Ruinen und des Dorfes
vollendet, eilte ich, hinunter in die Schlucht zu kommen.
Der Gegensatz zwischen den auf nacktem Boden aufsitzenden
verfallenen Hütten des Dorfes und dem frischen Grün der
durch einen reichen Wasserzufluss genährten Pflanzung war
in hohem Grade erfrischend. Schöne dichte Gruppen werden
hier gebildet, hauptsächlich rund um das Becken her, welches
der unter einem Felsen hervorkommenden Quelle seinen Ursprung
verdankt. Das Wasser dieser Quelle, welche die ganze
Oase in’s Lehen ruft, fand ich um 1 | Uhr Nachmittags von
17| ° Celsius Wärme, während die Temperatur der Luft 21^°
war. Die Zahl der Dattelbäume, obgleich nicht bedeutend,
fand ich doch grösser, als in Misda, und sie dürfte 350 näher
kommen als 300. Das Wasser der Thalschlucht läuft
nach heftigem Regen in das Wadi Semsem, das Hauptthal
des ganzen Distrikts, welches mit Wadi Söfedjln und Wadi
Bei alle Feuchtigkeit, die sich in diesem ganzen Bezirk sammelt,
dem Meere zuführt.
Das ist der gegenwärtige Zustand von Ghana el gharhieh,
das selbst in seinem äussersten Verfall noch bedeutendes historisches
Interesse mit einem interessanten physischen Charakter
vereint. Ob der verschwisterte östliche Ort Gharia e
scherlde ein noch grösseres Interesse verdiene, ist schwer
zu entscheiden; wenigstens scheint er ganz dieselben Anziehungspunkte
als der westliche Platz zu besitzen, nämlich ein
Dattelwäldchen und Römische Ruinen. Ich hegte den lebhaften
Wunsch, ihn zu besuchen, aber es war nicht möglich zu
machen, da wir am folgenden Tage von Tabomeh aufbrechen
sollten. Nach dem Berichte des Sintäni führt der Weg vom
westlichen Dorfe zuerst über die steinige Hochebene, durchschneidet
dann eine Schlucht, Namens Wadi Chattab, geht
noch einmal über das Plateau, durchschneidet ein anderes
Wadi und kommt endlich nach anscheinend etwa 10 Englischen
Meilen an die Schlucht von Gharia e’ scherkle, die
sich von W. nach 0. zieht. Das Wäldchen, etwa von derselben
Grösse als das in jener Oase, hegt am Nord- und West-
fusse der felsigen Höhe, auf welche der Platz seihst gebaut ist.
An der Seite des Dorfes ist ein grosses Römisches Schloss,
wie der erfahrene Araber versicherte, weit grösser, als das im
westlichen Dorfe, aber ohne ein Bogenthor, wie dieses es hat,
und ohne Inschrift. An der Ostseite des Hügels sind nur wenige
Palmen, an der Südseite gar keine. Das Dorf ist durch
einen Meräbet, Namens Bü-Sbaeha, ausgezeichnet. Dass die
Einwohner dieser beiden Ksür „Waringah” Messen, wie Herr
Riehardson in seinem Tagebuch angegeben*), scheint ein entschiedenes
Versehn, hervorgerufen durch die Nachbarschaft
der Urinssa.
Wir kehrten auf einem mehr nördlichen Wege nach unserem
Lagerplatz zurück. Er führte uns anfänglich über eine
ziemlich schwierige Passage, dann aber verfolgte er den gestrigen
Pfad.
Overweg und ich hatten keine Zeit zu verlieren, uns auf
die Reise über die Hammäda oder das Plateau vorzubereiten,
während Herr Riehardson wegen der schlecht disciplinirten
und mit ungenügendem Vorrath versehenen Schwarzen, die
er zur Begleitung hatte, gezwungen war, uns in nächtlichen
Märschen zu folgen.
Wir hatten uns schon nach den Berichten der Eingeborenen
vollkommen vergewissert, dass die Annahme des sich durch
diese Gegend hindurchziehenden Harudj falsch sei, aber wir
*) Yol. I. p. 40. Diese Angabe, die ich in Ricliardson’s veröffentlichten
Papieren las, verwirrte mich zuerst vollkommen; aber ich habe mich vergewissert,
dass es nur ein Verhören war.