sen, der sich während der Nacht in einiger Entfernung jenseits
der Felserhebung gehalten hatte , welche das Thal im
Westen begrenzt oder vielmehr nur unterbricht. Dort fanden
einige Leute unserer Karawane , welche sich nach dem
krautreicheren Theile des Thaies jenseits des Felsrückens
gewandt hatten, um dort einen Vorrath für den bevorstehenden
Marsch zu sammeln, frische Spuren von neun Ka-
meelen. Bei aller äusseren Ruhe gab dies viel Ursache
zu Besorgniss, und grosse Ängstlichkeit herrschte in der
Karawane. Plötzlich entstand die Befürchtung, dass die
Kameele gestohlen worden seien; glücklicherweise jedoch
erwies sie sich als unbegründet. Der schlaue einäugige
Tauäter 'Abd el Kader, dessen ich schon erwähnt, machte
den Versuch, diese Umstände zu seinem Nutzen anzuwenden.
Er kam nämlich zu Herrn Overweg, den er, weil in solchen
Wüstenbegebenheiten noch unerfahrener, am aufgeregtesten
fand, und suchte ihn auf alle Weise zu bereden, Alles, was
er von werthvolleren Gegenständen besässe, bei Aued-el-
Cher und bei denKel-owT, und Einiges dann natürlich auch
bei ihm in , Sicherheit zu bringen. Wie man wohl einsieht,
war dies ein höchst uneigennütziger Rath; wäre uns etwas
zugestossen, so würden diese Freunde die trauernden Erben
geworden sein. Am Abend hatten wir wiederum drei Gaste,
aber nicht die von gestern, sondern drei ihrer Gesellschafter,
die zu den Hadänara, einer Abtheilung der Asgar, gehörten.
[Dienstag, 20sten August.] In sehr unruhiger Stimmung brachen
wir auf; denn schon während des so stillen Nachtlagers
hatten unsere Verfolger grosse Vortheile erkämpft. Das
religiöse Element trat scharf in den Vordergrund und so
mussten nothwendig die drei Christen, als einzeln dastehend,
verlassen und schutzlos dem Rest der Karawane gegenüberstehn.
In aller Frühe nämlich wurden alle guten Gläubigen
' zu einem feierlichen Gebete zusammengerufen, und indem
wir uns natürlich ausschlossen, ward das Band, das Jeden
an uns knüpfte, gelockert. Dann ging es an’s Aufbrechen,
jedoch nicht in der ungeregelten Weise, wie wir die letzten
Tage gewohnt gewesen waren, wo jeder kleine Trupp, sobald
er fertig war, sich;,'auf den Marsch machte, sondern
Alle begannen den Marsch in enggeschlossener Reihe. Zuerst
ging es im Thale entlang, dann auf ansteigendem Terrain;
mitunter bestand es aus grobem Sand, zu anderen Zeiten
war es felsig. Die Erhebungskette zur Rechten, welche hier
etwas mehr als 1 Meile entfernt bleibt, trägt je nach den
mehr oder minder hervorragenden Theilen, in welche sie
durch Einsenkungen, oder Sättel getrennt wird, verschiedene
Namen. Die südlichste Kuppe heisst Tim-äsgaren, während
eine andere Tm - dürdurangh genannt wird.
Der Amö-seharh ist sehr ausdrucksvoll in seinen Benennungen,
und wenn es erst möglich sein wird, alle diese Namen
zu verstehen, so werden sich sicherliöh sehr interessante
Bezeichnungen daraus ergeben. Was mich anbelangt,
obwohl ich der TarMeh- oder Temä-schirht-Sprache nicht
wenig-Aufmerksamkeit geschenkt habe, war mir doch, als
Reisendem, nicht Muse genug vergönnt, um der schwierigeren
und veralteten Ausdrücke Herr zu werden, und natürlicherweise
sind gegenwärtig unter den Eingeborenen selbst nur Wenige
fähig, die Bedeutung von Namen anzugeben, welche sich aus
alter Zeit herschreiben. Wie ich schon in der Vorrede angegeben,
können einzelne Resultate meiner Reise natürlich erst
im allmählichen Fortschritt ausgebeutet werden. In diesem
allgemeinen Bericht sollen nur allgemeine Andeutungen, wie
sie mit den Eindrücken der Reise selbst in enger Verbindung
standen, gegeben werden. —^
Endlich hatten wir jenen eigenthümlichen Felszug im Rücken
und betraten nun ein anderes flaches Thal, das voll
jungen Krautes war, und folgten seinen Windungen. Diese
ganze Landschaft hatte eine sehr unregelmässige Bildung
und machte bei'der unreinen Luft und der eigenthümlichen