wohnt in einer „Tarät” genannten Tlialebene, etwa eine Tagereise
nordwestlich von dem schönen Thale Nghäkeli, das ich
weiter unten beschreiben werde.
Ausser diesen vier grossen Abteilungen gibt es noch man-
che andere Familien derlmrhäds.. Die Namen derselben sind
folgende: die Dig-Ssurki, angesessen an einer Stätte des Gebietes
der Asgar, Namens Edehl; die Kel-n-tunTn und die
Amatrüelen, die beide in Aderär leben; die Kel-ähenets, die
in Hagara ihre Wohnsitze haben; die Akeschemäden im
Thale Atul; die Ikelan*) in Serser; die Kel-rhafsa in Ifak;
die Kel-ifi in Temä-rhaset und endlich die Idjrän.
Das herrschende Geschlecht der Imöscharh lebt ganz und
gar von der Arbeit dieser unterdrückten Klasse, wie die alten
Spartaner von der der Lakedämonier, aber in noch hö»-
herem Grade von dem Tribute oder der Gheräma, die sie,
wie ich vorhin erwähnte, von den Karawanen erheben. Dieser
Tribut wird schon von Leo Africanus erwähnt **). In der
That könnten diese Leute ohne einen solchen Tribut sich
nicht so gut kleiden, wie sie es thun, obgleich sie natürlich,
wenn sie zu Hanse in ihrem „tekäbber” leben, mit Geringem
Haus halten, zumal da sie sich zur Zeit mit einem einzigen
Weibe begnügen; allerdings scheiden sie sich von diesem,
wenn es alt wird oder sie seiner überdrüssig werden, und
füllen seinen Platz mit einem jüngeren, hübscheren aus. Da
die Sitten dieser Tuaregs von Rhät von Reisenden beschrieben
sind, die einen längeren Aufenthalt unter ihnen gemacht
haben, als ich, so will ich nur ein paar allgemeine, Bemerkungen
über diesen Gegenstand hinznfügen. Auf alle diese
Verhältnisse werde ich in meiner Beschreibung meines Aufent-
») „ikelan” ist der Plural von „akeH” «* „der Sklave”, — hier aber ist
es der Eigenname eines besonders heruntergekommenen Stammes.
**) Leo A fr . dcscr. 1. I, c. 20: „m a le carovane che passano p e r lì diserti
loro, sono-tenute d i pagare ai lor principi certa galella."
lialtes unter den Tademekket und Auelimmiden an den so
»hoch interessanten Ufern des Niger zurückkommen.
Den Imrhäds ist es nicht erlaubt, einen Eisenspeer zu führen,
noch auch das Schwert; denn dieses letztere ist das
Zeichen des freien M a n n e s n o c h auch,: dürfen sie eine'
sehr, auffällige Kleidung tragen. Die meisten derselben können
als feste Siedler oder als „kel” angesehn werden, und
dies erstreckt sich in gewissem Sinne auch auf einen grossen
Theil der freien Asgar selbst, die eine Art Mittelglied zwischen
den nomadischen und den fest angesiedelten Stämmen bilden.
Die Folge davon ist, dass viele von ihnen nicht im
Lederzelte oder dem „ehe”, sondern in einer runden,^ konischen
Hütte leben. Diese bildet den natürlichen' Übergang
zu der charakteristischen Hütte Central-Afrika’s und besteht
aus Büschen und trockenem Gras; sie heisst „tekäbber”. * ^ *
Die Stadt Rhät, deren begünstigte Örtlichkeit es wahrscheinlich
macht, dass schon zu sehr alter Zeit eine Niederlassung
sich hier gebildet habe, ist von keinem Arabischen Schriftsteller
erwähnt, mit Ausnahme Ebri Batüta’s , des ruhmwürdigen
Reisenden des vierzehnten Jahrhunderts **), und scheint
nie ein grösser Platz gewesen' zu sein, Seihst gegenwärtig ist
es nur ein kleines Städtchen von etwa 250 Häusern, aber bei
alledem von ansehnlicher kommerzieller Wichtigkeit, die sich
ganz unberechenbar steigern würde, wenn die Eifersucht der
Einwohner von Tauät die Eröffnung der direkten Strasse von
diesem Orte nach Timbuktu erlauben wollte. Diese Strasse
*) Es ist interessant, zu verfolgen, wie das Schwert in einem grossen Theile
Central-Afrika’s von den Berbern eingeführt wurde, und wie der in ibrer
Sprache dieser Waffe gegebene Name über Haussa bis nach Borgu und auf
der anderen Seite bis nach Timbuktu vordrang., Denn das Schwert war natürlich
keine national Afrikanische Waife. Selbst das Wort für Schwert in
Fulfulde (d. h. der Sprache der Fulbe),, nämlich „käfehi” , Plural „kafäje”,
ist wohl sicher vom Worte „ta-koba” abgeleitet.
**) Journal Asiat, loco cit. p. 238.