beschäftigung der Berberstämme im Allgemeinen zu sein, selbst
in den etwas begünstigteren Gegenden der Wüste.
Indem wir unsem Weg fortsetzten, erreichten wir das Dorf
Kasr Schellüf. Dies zeigte einen viel wohlhabenderen Charakter,
da es, als vom Abhange zurückgelegen, von den Türken
im letzten Kriege nicht genommen worden war; wahr^
scheinlich in Folge dessen erwiesen sich die Einwohner auch
viel gastfreundlicher, als die von Rieina, deren argwöhnisches,
dumpfes Wesen etwas wirklich Abschreckendes hatte. Aber
die grubenähnliche Höhle, ein allmählich sich absenkendes, kellerartiges,
dumpfes und feuchtes Loch, ohne Licht und doch
ohne Verschluss, welches mir die Leute zum Nachtquartier
anboten, hatte durchaus keinen Reiz für mich und ich trieb
meine Begleiter an, vorwärts zu gehn.
Nachdem wir jedoch unsere südwestliche Richtung eine Weile
verfolgt und ein anderes Dorf passirt hatten, wo auch kein
passendes Nachtquartier zu finden war, hielten wir es für
besser, unsere Schritte ostwärts zu wenden, und schlugen die
Richtung nach der grossen, im Völkerleben dieser Gegenden
weitberühmten Sauya ein, einem Kloster, das auf dem Gipfel
des mittleren Gebirgsspomes zwischen Chaleifa und Ueläd Ah
hegt. Mittlerweile jedoch war Dunkelheit eingetreten und die
Lehrer und Aufseher der jungen Leute, welche hierher gesandt
werden, um in diesem heiligen Orte erzogen zu werden,
wollten uns kein Nachtlager geben; wir waren also gezwungen,
unsem Marsch fortzusetzen und den Versuch zu
machen, eins der fünf Dörfer von Chaleifa zu erreichen.
Nach einem bei vollständiger Dunkelheit überaus schwierigen
Abstieg an den steilen, felsigen Kalkterrassen waren wir
endlich so glücklich, das Hauptdorf zu erreichen, und nach
einigem Hin- und Herreden, namentlich verursacht durch die
Abwesenheit des Häuptlings Bel Kassem, welcher Oberhaupt
der Chaleifa sowohl als der Wuerdje ist, erhielten wir auch
Quartier. Selbst ein einfaches Abendbrod wurde uns zu Theil,
da mich meine Begleiter, gegen meinen Willen, für einen Türken
ausgaben. Das Leben dieser ganzen Bevölkerung ist ein
wahrhaft klägliches; denn, ausgesogen und allen möglichen
Plackereien ausgesetzt, verlieren sie allen frohen Lebensmuth,
und während sie mit Stumpfsinn die fortdauernden Ungerechtigkeiten
ertragen, warten sie lauernd den Augenblick der
Rache ab, wo sie gegen ihre Unterdrücker wieder aufstehn
mögen; aber keiner unabhängigen und selbstständigen Lebensfähigkeit
mehr mächtig, verschlimmern sie dadurch nur
ihre Lage.
fSonntag, 10<®> Februar.] Unser Pfad, nachdem wir das
Dorf verlassen hatten, war im Anfänge höchst eigenthüm-
lich und anmuthig, indem er dicht an den horizontalen Kalkterrassen
am Rande der Schluchten hinzog; unter den letzteren
war die von dem Quellstrom Wuanieh gebildete, mit
vielen Dattelbäumen geschmückte gleichbenannte Schlucht die
schönste. So allgemach ansteigend, erreichten wir die Hochebene
und gewannen einen weithin reichenden Blick, während
das so eigenthümliche Denkmal Ensched e’ Ssufet auch
von dieser Seite einen ausgezeichnet anziehenden Markstein
bildet.
Die Hochebene, welche von Weitem wie eine ununterbrochene
Fläche erscheint, war ein wenig gewellt und mit
Haifa und Gedäm bekleidet. Jedoch sollten wir nicht lange
über Einförmigkeit klagen. Denn alsbald erreichten wir den
Rand des wohlbewässerten Thaies Rumieh, welches ausserordentlich
fruchtbar, aber dabei sehr ungesund und wegen
Fieberkrankheiten berüchtigt ist. Hier begannen wir nun wieder
von der Hochebene in die mannichfaltige Gliederung ihres
Abfalles hinabzusteigen. Die Erwartungen, die ich von diesem
bei den Eingeborenen hochberühmten Thale gehegt, wurden
in der That übertroffen von der Schönheit dieser Berglandschaft.
Der tiefe F elsschlund war belebt durch einen reichen
Quellstrom, der in einer engen, steil abfallenden Schlucht