Kameelen und auf seine eigene Gefahr transportiren muss.
In Bezug auf die Strasse durch Fesän will ich nur noch erwähnen,
dass die Hotmän, die Sueia und die Megescha die
gewöhnlichsten Waarenführer sind; auf der Strasse nach Sudan
dagegen ist der Transport fast ganz in den Händen der
Tinylkums, einer Klasse Leute, mit denen wir sogleich in den
engsten Verkehr treten werden, da sie unsere Führer auf dem
ganzen Weg von Mursuk nach Air, ja einige von ihnen sogar
bis nach Kano waren. Der Gesammtbetrag des alljährlichen
Umsatzes in Mursuk beträgt etwa 100,000 Österreichische
Thaler*).
Da ich, mit der Ausarbeitung meiner Aufnahmen des ersten
Abschnittes der Reise beschäftigt, mich während meines Aufenthaltes
in dieser Stadt nur sehr wenig umsehn konnte, so
will ich nicht in Einzelheiten des Lebens eingehn. Nur so viel
muss ich bemerken, dass, wenn irgendwo, so hier ein gänzlicher
Mangel an frischem Volksleben ist, obgleich einige der
wohlhabenderen Einwohner ein angenehmes häusliches Leben
zu führen scheinen.
Ich hatte im Anfang die Absicht gehabt, meine Mussezeit
in dieser Stadt zu einem Ausflug nach Tibesti zu benutzen,
einer Gegend, welche durch des gelehrten Franzosen Fresnel
Forschungen viel Aufmerksamkeit in Europa erregt hat;
nach reiflicher Überlegung aber schien die damit verbundene
Gefahr zu gross für den Anfang eines so umfassenden Unternehmens,
wie unsere Expedition. Ich werde aber später
auf dies Land zurückkommen, wo ich dann die übertriebenen
Begriffe von der grossen Erhebung desselben, zu denen des
eben genannten Gelehrten Angaben verleitet haben, bedeutend
beschränken werde.
*) Da sieben Achtel dieses ganzen Betrages auf den Sklavenhandel kamen,
so sind die Folgen der Abschaffung dieses Handels, die jetzt schon in
Kraft getreten ist, ganz unübersehbar.
Herr Gagliuffi hatte, sobald er den bestimmten Plan der
Expedition kannte, ein Abkommen mit den Tinylkums getroffen,
um unser Gepäck bis nach Selüfiet zu übernehmen, und
sie betrieben die Abreise mit Ungeduld. Nach vielfacher Verzögerung
bestimmten sie als letzten Termin den 6ten Juni,
um- die Waaren, mit denen wir uns hier in Mursuk versehen
hatten, auf ihren Kameelen fortzuschaffen, während wir selbst
mit dem Rest des Gepäckes am 12‘en felgen sollten. Da aber
das Gepäck am bestimmten Tage nicht zu früher Stunde fertig
war, weil wir genöthigt gewesen waren, Alles umzupacken,
damit die Ballen leichter würden, so wurde unsere endliche Abreise
auf den IS4™ bestimmt. Es war mir wohl nicht unbekannt,
dass wir darum nicht eine Stunde zeitiger die vor uns
liegenden unerforschten Länder erreichen würden, aber doch
vertauschte ich mit Freuden unser bequemes Quartier in Ga-
gliuffi’s Hause mit dem Zelte; denn ich habe mir es zum Grundsätze
gemacht, mich jedesmal vor dem Antritt einer langen
Reise an ihre Entbehrungen und an die Sonnenhitze allmählich
zu gewöhnen. Nichts ist bedenklicher für einen Reisenden,
als plötzlicher Wechsel von der Bequemlichkeit einer
kühlen, den direkten Einflüssen des Klima’s entzogenen Wohnung
in der Stadt mit der Anstrengung einer langen Tagereise
über gluthheisse Sandsteppen.