men umsäumten Lagerplatze im Vordergründe vollendet hatte,
machte ich einen Spaziergang durch die zerstreuten Gruppen
der Pflanzung. Immerhin muss sie durch Abd el Djelil sehr
gelitten haben, seihst wenn die Angabe der Anwohner, dass
er 6000 Bäume oder gar eine noch grössere Anzahl habe
niederschlagen lassen, stark übertrieben ist.
Die rauhe, felsenharte, den Boden bedeckende Salzkruste
ist auf der Ostseite der Pflanzung noch dicker, als auf der
Westseite, und macht das Gehn überaus beschwerlich. Hier
fand ich, dass ausser Waizen und Gerste viel „amära” oder
„ghedeb” auf den kleinen Kunstfeldern gebaut wurde. Auch
einige Feigen wurden gezogen; doch sah ich keine Trauben.
Mehrere Familien wohnten hier im Freien in Hütten oder
auch nur unter leichten, aus Palmblättern errichteten Wetterdächern
und schienen sich eines gewissen Grades von Wohl-
häbigkeit zu erfreuen.
Am Südostende der Pflanzung erhebt sich ein Hügel, der
gleichfalls aus Mergel besteht und dem, worauf die Stadt
liegt, sehr ähnlich ist. Die Namen der Dörfer, die sich von
West nach Ost im Thale entlang ziehen, sind ausser Ederi
die folgenden*): Temessän, Wuenseri'k, Berga (eine Gruppe
von zwei Dorfschaften, als „B. el fokah” und „B. el uttlah”
bezeichnet), - Gutt-a, Tärüt, El Ghurda, Meherüga, Agär, Gö-
gam, Kosaer, Sselläm, Tä-meszaua, Anerüya, Sebuäs, Abräk,
Glreh, Debdeb und Aschkiddeh. Das Thal hat zwei Kaid’s,
von denen der eine, gegenwärtig Abd e’ Rahmän, in Temessän,
der andere aber, jetzt Aghä Hassan e’ Raui, in Tä-
meszaua residirt. Meherüga scheint das volkreichste der Dörfer
zu sein; Abräk dagegen hat den Vorzug einer Schule.' "
*) Mehrere dieser Namen sind entschieden Berberisch. — Ein interessantes
Beispiel eines Berherisirten Afrikanischen Namens ist „Tä-meszaua”. Meszaua
war der ursprüngliche Name der Ortschaft dieser augenscheinlich den Göberana
verwandten älteren Landesbewohner. — Hierüber werde ich weiter unten
[Sonntag, 28stm April.] Wir verliessen unseren malerischen
Lagerplatz bei Ederi, um die Passage über die Sandhügel
anzutreten, welche das flache Wadi e’ Schäti von dem tieferen
Wadi el gharbi trennen. Es schien mir sehr eigenthümlich,
dass selbst der höhere Boden, der wohl 50 Fuss über die
Thalsohle erhaben ist, mit der Salzkruste bedeckt erscheint.
Nachdem wir diesen Boden durchschnitten hatten, begannen
wir, die Region der Sandhügel hinanzusteigen. Sie entbehren
keineswegs ganz und gar der Vegetation und erzeugen
an einigen günstigen Stellen Gruppen von Palmbäumen, die
ihre bestimmten Eigenthümer haben. Muckeni.— der Vater
Yussuf’s, des Dolmetschers Herrn Richardson’s — soll in
dieser Gegend eine Menge Ueläd Sliman getödtet haben, die
hier ihre Zuflucht suchten.
Die bedeutendste aller mit Palmen geschmückten Einsenkungen
in diesen hohen Sandwänden ist Wadi Schmch, das
in der That einen interessanten Anblick gewährt: ein ganz
schmaler Streifen von Palmbäumen, zwischen hohen, bergartig
aufsteigenden Dünen feinen weissen Flugsandes begraben;
einige Bäume auf dem Gipfel kleiner Hügel, von anderen in
den Höhlungen begrabenen kaum noch die Krone sichtbar.
Nach recht ermüdendem Marsche durch dieses Sandmeer
lagerten wir endlich im Wadi Göber*), einer anderen flachen
Einsenkung zwischen Sandhügeln. Das Wasser in diesem
Thale ist etwas salzig, und nur wenige Palmen finden hier
Nahrung. — Hier besaSsen unsere Kameeltreiber selbst einige
Bäume und waren daher mehr auf die Fürsorge für ihr Eigenthum,
als auf einen zeitigen Auf brach am nächsten Morgen
bedacht.
*) Der Name ist bedeutsam. Es ist wahrscheinlich eine schwache Andeutung
des Wanderzuges der mit den Berbern nahe verwandten Gober-Rasse.—
Göber und Tassaua in Pesän, Göber und Tassaua im Sudan — mögen sie die
Fackeln werden im regen wissenschaftlichen Streben,. (bald die Pfade dieser
Völkerwanderung klarer zu beleuchten!