zeichnet war. Als wir endlich die Felsen hinter uns hatten,
fanden wir uns auf einem sehr hohen Terrain, von wo
wir eine klare Femsieht über die vor uns liegende Landschaft
gewannen; Vier bedeutende Bergketten waren genau in der
Feme zu unterscheiden, wie. die folgende Skizze sie darstellt.
Wh- betraten jetzt Thäler, welche in schönem frischen
Grün der. üppigen Vegetation prangten; hier und da waren
sie mit Blumen belebt, die wir zuvor noch nicht gesehn;
auch die Senna-Pflanze war in ziemlicher Menge vertreten.
Berge und Kuppen waren ringsum in den verschiedensten
Formen sichtbar und weiter hin hatten wir eine grössere
Bergmasse zur Seite, von • welcher eine breite Krautfurche
sich herzog und unseren Weg kreuzte. Wir erlaubten hier
den Kameelen, etwas zu grasen, und betraten dann kiesiges
Terrain, wo hie und da Granitfelsen aufspringen. • Darauf
passirten wir, gemach ansteigend, eine Reihenfolge kleiner
Ebenen und Thäler, bis wir das grosse „Eräsar-n-Gebi” betraten.
Unter dem prächtigen Pflanzenwuchs bemerkten wir
hier zuerst die Abisga ( Capparis sodata) oder, wie die Araber
diesen wichtigen Busch nennen, Siwäk, auch Liräk.
Die Eingeborenen essen seine korinthenähnlichen Beeren
nicht allein frisch, sondern auch getrocknet, wogegen die
Wurzel jenes ausgezeichnet verschönernde Reibholz |für die
Zähne liefert, welches die Mohammedaner in Nachahmung
ihres Propheten so allgemein anwenden. Das Holz älterer
Bäume ist dabei eines der härtesten, welche das Land
hat. Dieser Busch oder Baum ist unter allen der charakteristischste
in der Übergangslandschaft zwischen der Wüste
und den fruchtbaren Gegenden Central-Afrika’s, das heisst
zwischen dem 208ten und 15ten. Grade nördl. Breite-; nirgends
aber sah.ich ihn in solcher Grösse wie an dem nördlichen
Ufer des I -s sa oder Niger, zwischen Timbuktu und
Gä-rho. In der That ist jetzt das ganze Gebiet, das diese
einst so glänzende und reiche Hauptstadt des Ssonrhai-Reiches
an dem Ufer des grossen Flusses einnahm, gegenwärtig
von diesem Busch bedeckt und gegen die nackte Umgebung
umher wie abgesteckt. Die Kameele lieben sehr die
frischen Blätter als Futter für eine kurze Zeit, wenn sie ein
anderes Kraut daneben zu weiden haben; als alleinige Fütterung
aber wird es ihnen bald zu bitter. Wir werden vielfache
Gelegenheit haben, auf diesen so wichtigen Baum zu-
rückzukommen, der tief in das Leben der Bewohner der Ufer
des Tsäd, wie derjenigen des sogenannten Niger eingreift. In
diesem Thale waren seine kleinen Beeren noch nicht reif,
weiter hin jedoch fanden wir Früchte in Reife und liessen
sie uns als leichte, aber erfrischende Zugabe zu unserer einfachen
Wüstenkost wohl gefallen.
Wir verliessen das anmuthige Thal Gebi durch eine kleine
Seitenöfinung, die von grossen Granitblöcken umgeben war,
während Kuppen von beträchtlicher Höhe hinter den näheren
Felswänden sich aufthürmten. Wir traten hierauf in ein
anderes weites, aber nicht so reich bewachsenes Thal, Namens
„Tä-rha-djlt”, und lagerten hier auf einem freien Platze
kurz nach Mittag.
Das Thal wird dadurch von Wichtigkeit, dass es das erste
in der Grenzlandschaft von Air oder Asben ist, wo eine feste
Wohnstätte oder Dorfschaft sich befindet. Das kleine, aus Lederzelten
bestehende Dorf wird von Leuten aus dem Stamme
der Fade - angh bewohnt, welche sich in einer gewissen Unabhängigkeit
von den Kel-owl halten, während sie doch
den Sultan von Agades anerkennen.