heren Reisegefährten Mohammed Boro nebst seinen Söhnen.
Es war gewiss der beste Beweis seines geraden Charakters,
dass er, ehe wir schieden, um uns vielleicht nie wieder zu
treffen, zu mir kam, um Abschied zu nehmen und unsere
gegenseitigen Beziehungen ganz aufzuklären. Er konnte natürlich
nicht leugnen, dass er sehr erzürnt über uns gewesen
war, und ich konnte ihn desshalb nicht verdammen; jeder
heftige Mann würde höchst wahrscheinlich in derselben
Weise gehandelt haben. Er war schimpflich behandelt worden
; denn während Hr. Gagliuffi ihm gesagt, wir seien überzeugt,
dass, der Erfolg der Expedition gänzlich in seiner
Hand läge, war ihm auf der anderen Seite deutlich zu verstehen
gegeben worden, dass wir nicht den geringsten Werth
auf seine Dienste legten. Ausserdem hatte er auf der Reise
manche schwere Verluste erlitten und durch das Warten auf
uns hatte er seinen Vorrath von Lebensmitteln, welche er für
die Reise in Bereitschaft gesetzt, aufgezehrt. Ich., benutze
noch einmal diese Gelegenheit, meine Überzeugung auszusprechen,
dass uns im Lande Air ein ganz anderer Empfang
zu Theil geworden sein würde, wenn dieser angesehene Mann
mit der nöthigen Berücksichtigung behandelt und ihm zur
rechten Zeit ein anständiges Geschenk gemacht worden wäre.
Im Übrigen, glaube ich, war er nicht fern von der richtigen
Ansicht, wenn er unsere Unfälle und Verluste der verräthe-
rischen Handlungsweise von Aued^ei-Cher zuschrieb, der seines
Alters wegen von den Tinylkum und Kel-owl zum Führer
der Karawane gemacht worden war. Allerdings spielte
bei dieser Behauptung aber auch der Nationalhass des
Kel-owl gegen den Asgar eine Rolle.
Boro, trotz seines Alters, war nun im Begriff, zuerst mit
der Expedition zu gehn, worauf er die Karawane der Kel-
geress auf dem Wege nach Sokoto mit seiner ganzen Familie
begleiten wollte, denn Sokoto war seine eigentliche
Heimath.
Dies war in der That eine glänzende Gelegenheit, jene
selbst in Europa berühmt gewordene Residenz Sultan Bello’s
in Sicherheit und auf dem geradesten Wege zu erreichen.
Unsere Mittel jedoch erlaubten es uns nicht, und wie es sich
zuletzt herausstellte, war es, wenigstens in Bezug auf mich,
so viel besser, da ich, ehe ich mich nach Westen wendete,
den oberen schiffbaren Lauf des östlichen Zuflusses des sogenannten.
Niger auffinden und eine Menge anderer wichtiger
Entdeckungen in den das Tsädbecken bildenden Landschaften
machen sollte.
Nichtsdestoweniger drückte Boro die Hoffnung aus, mich
in Sokoto wiederzusehn, und sein Wunsch hätte allerdings
leicht in Erfüllung gehn können. Boro kann als eines der
hervorragendsten Beispiele eines Sudaners betrachtet werden;
in der Blüthe seiner Jahre muss er gewiss ein Mann in vollem
Sinne des Worts gewesen sein und verdiente wohl das Lob
der Emgedesier,. welche ein Volkslied haben, das mit den
Worten anfängt: „Agades hat keine Männer ausser Boro
und Dahämmi”. Ich erfuhr hier auch, wie es gekommen, dass
dieser Mann sich so viele Feinde in Mursuk zugezogen habe,
denen es leider nur zu leicht gelang, den Agenten glauben
zu machen, dass Boro keine Autorität in seinem Lande ;häbe.
Als sserki-n-turaua nämlich hatte er von jeder Kameelladung
Waaren 10 Mithkäl als Steuer zu erheben, und dies soll: er
mit besonderer Strenge gethan haben. — Nach einer langen
Unterredung auf den Stufen der Terrasse schieden wir als die
besten Freunde'.
Nicht so erfreulich, obwohl gleichfalls iir seiner Art nicht
ohne Interesse war der Besuch eines ändern angesehenes
Mannes, Namens Bel-rödji, des Tamberi — Kriegshauptmanns—
der Irhölar Im-essarlar. Meine Kel-owl nämlich, die
sich immer wie Kinder herumbalgten, fingen auch mit
ihm, der noch ein Mann in seinen besten Jahren war, in der
heissesten Tageszeit eine hitzige Balgerei an, und bald wurde
Barth’s Reisen. I. , gQ