auch dadurch bemerkenswerth, dass es ihm unverkennbare Zei-
chen darbietet, dass er sich einer begiinstigteren Zone nähert.
Unmittelbar bei unserem Lagerplatze hatte es eben nicht
einen besonders reichen Charakter, weiterhin jedoch entwickelte
es eine Fülle des Pflanzenwuchses, wie wir sie seit
unserem Eintritt in die Wüste noch nicht gesehn, und mit
ganz neuen Erscheinungen. Denn ausser reichem Krautwuchse
verschiedener Gräser., wie Ssebot, Bü-rekkeba, Schiä, und
dem Schmucke üppiger Talhabäutne zeigte es die ersten
Exemplare der Balanitis Aegyptiaca oder des „liadjilidj”, wie
die Araber, „addua”, wie die Haussa - Stämme den Baum benennen.
Seine seilähnlichen Wurzeln, die von dem Regen-
baeh. welcher zu Zeiten durch das Thal fluthet, blossgelegt
waren, krochen zu gewaltiger Länge am Boden hin;
aus diesen Wurzeln werden vorzugsweise die Schäfte der
leichteren Speere gemacht.
Ich machte einen Spaziergang von etwa 2 Meilen im Thale
entlang, fast bis an den Fuss der dasselbe im Osten abschliessenden
Berghöhe und fand ausserordentliches Behagen an
dieser relativen Fülle und Schönheit der Natur. Gewiss,
nach der tagelangen Wanderung durch jene nackte, kahle
Wüstenlandschaft machte dies Thal auf mich denselben Eindruck,
den die schönste Gegend Italiens auf den vom Norden
Europa’s kommenden Reisenden macht. Man muss
solche Gefühle selbst gehegt haben, um die Begeisterung
schätzen zu können, mit der die Eingeborenen diese begün-
stigteren Plätze ihrer von der Natur weniger reich ausgestatteten
Heimath betrachten.
Unsere Kel-owTs hatten den schattenreichsten Tallia-
baum zum Ruheplatz gewählt, und ich setzte mich einige
Augenblicke zu ihnen. Wie diese Leute eine reiche Beimischung
vom Haussa-Charakter an sich trugen, waren sie, so
lange sie eben nichts zu erbitten hatten, höchst angenehme
und liebenswürdige Gefährten; sie fragten mich, was ich im
Thale gemacht hätte, und empfanden ein grosses Behagen, als
ich ihnen sagte, dass ich die schönen Addua’s bewundert
hätte. Sie erklärten, dass Haussa nun nahe sei, und dass
wir bald „Berg Asben” sehn würden. Sie bewirtheten mich
mit ihrer wohlschmeckenden „fura” — oder dem auf rohen
Brei von Negerhirse gegossenen und mit Ziegenkäse gewürzten
Wasser —, dem beliebtesten und in vielen Fällen einzigen
Gericht der Asbenauer.
Am Abend kaufte Herr Richardson von einigen Jägern
aus Tadent eine ansehnliche Menge getrockneten Fleisches
des Wadan oder Audäd (Oryx Gazella), einer grossen, stämmigen
Antilope, die in den Bergdistrikten der Wüste sehr
zahlreich ist und meist in Gesellschaft mit dem wilden Ochsen
oder der Antilope bubalis getroffen wird. Ich war während
dess bemüht, im Zelte bei schwachem Lampenschein mein
Tagebuch auszufüllen, das bei den langen Märschen, wo wir
selbst nicht einmal unser Zelt aufgeschlagen hatten, während
der letzteren Tage von meinem Memorandenbuch nicht in’s
Reine geschrieben war. Denn das letztere hielt ich ununterbrochen
den langen schwülen Tag hindurch auf dem Rücken
meines Kameeles in grösster Vollständigkeit.
Der Anblick des begiinstigteren Thaleinschnittes liess mich
hoffen, dass wir nun schönere Landschaften betreten würden,
und zufrieden und hoffnungsvoll legte ich mich auf mein hartes
Lager nieder.