einen Blick über Alles, was in der Stadt vorging, gestattete.
Ich legte mich demgemäss während der nächsten Tage
ausschliesslich auf das Studium der verschiedenen Strassen,
welche ich mit 'Abd-Allah’s Hülfe im Stande gewesen war von
verschiedenen Leuten zu sammeln, und welche in einem späteren
Abschnitt mitgetheilt werden sollen, und auf das der
hier einheimischen Sprache. Denn obwohl ich ausser dem
Theile von Pritchard’s „Researches", welcher Afrika behandelt,
alle meine Bücher in Tintellust zurückgelassen, hatte
ich doch schon durch die Beispiele, welche er von der in
Timbuktu geredeten Sprache anführt, die Überzeugung gewonnen,
dass die Angabe der Tauäter in Betreff der Identität
der Idiome beider Plätze ganz richtig sei. Allerdings
muss hier die Ausnahme gemacht werden, dass der Verkehr
mit den Berbern grossen Einfluss geübt hat, und aus
ihrer Sprache viele Wörter in das hiesige Idiom ühergegangen
sind, während das Arabische nur wenig Einfluss gehabt zu
haben scheint, ausser dass die einheimischen Zahlwörter von
„vier” aufwärts verdrängt worden sind. Ich wurde überdies
höchst angenehm überrascht und befriedigt, diese Identität
durch die Thatsache bestätigt zu sehn, dass die Bewohner
von Agades die Imö-scharh oder Tuareg ganz allgemein
mit demjenigen Namen henennen, unter welchem Mungo
Park die Ahtheilung ihres Stammes, welche bei Timbuktu
und an den Ufern des Issa oder sogenannten Niger wohnt,
in eben jenen Gegenden, wo dieselbe Sprache gesprochen
wird, kennen gelernt hatte. Dies war in der That sehr befriedigend,
da der einheimische Name des Stammes gänzlich
verschieden ist. Die Ssürgu, wie Mungo Park sie nennt, sind
nämlich derselbe Stamm, wie der mächtige der Auelimmiden,
von denen ich schon so viel in Asben gehört hatte, ohne
bisher im Stande zu sein, ihre Wohnsitze genau zu ergründen.
Die grosse Furcht, welche die Einwohner dieses Landes
vor jenen hegten, war ein sicherer Beweis ihrer Macht.
Ich ahnte damals nicht, dass ich selbst im Verlaufe meiner
Reise mit eben jenem verrufenen Stamme in die vertraulichsten
Beziehungen treten sollte.
Natürlich war ich während meines Aufenthaltes in Agades
noch nicht über alie die Punkte im Klaren, die ich nachmals
im Verlaufe meiner Reise zu erforschen im Stande war,
und ich blieb in nicht geringer Ungewissheit, wie ich die Übereinstimmung
der Sprache an Plätzen erklären sollte, welche
von einander durch Länderstriche von so ungeheuerer Ausdehnung
und durch anscheinend so verschiedene Sprachgebiete.
getrennt sind. Während ich aber im weiteren Verlaufe
meiner Reise so weit als möglich die Geschichte der Nationen,
mit welchen ich in Verkehr trat, zu erforschen suchte,
fand ich auch den Schlüssel zur Erklärung dieser wunderbaren
Erscheinung und ich werde ihn meinen Lesern im allgemeinen
Abschnitt über Agades mittheilen.
Ich will hier nur noch einmal die Verpflichtung erwähnen,
welche ich dem Tauäter Abd-Allah für seine ausgezeichnete
Belehrung über eine Reihe der interessantesten Verhältnisse
schuldig bin; in der That fand ich alle seine Mittheilungen
in der Folge bestätigt. Es ist selbstverständlich, dass manche
Punkte seiner Angabe der Berichtigung und noch mehrere
der Verbesserung bedurften; aber nicht in einem einzigen
Falle fand ich, dass er von der Wahrheit abgewichen wäre.
Ich führe dies ¡„hier absichtlich an, um zu zeigen, dass bei
den Nachrichten von Eingeborenen unterschieden werden
muss zwischen Aussagen, welche systematisch, von Jemandem
gesammelt werden, der das ganze Vertrauen seines Berichterstatters
geniesst und durch Kenntniss der Sprache
und des Gegenstandes, über welchen er seine Forschungen
anstellt, in den Stand gesetzt ist, die Angaben der Mittheilenden
zu köntroliren, — und zwischen solchen Nachrichten,
welche gelegentlich von Einem, der selbst kaum weiss, wo-
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