Schichten rothen und weissen Sandsteins mit einer unteren
horizontalen Kalkschicht zeigten. Hier sahen wir uns nach
einem geschützten Platze um, wo wir dem unangenehmen
kalten Winde weniger ausgesetzt wären. Das Wadi hat seinen
Namen von der Nachbarschaft der Kapelle oder „sauya”
des Merähet oder Heiligen Bü-Mäti. Mit derselben ist eine
Schule verbunden.
[Freitag, Sten Februar.] Beim Aufbruche vom kalten
Nachtlager stiegen wir aus dem Thalschlunde auf der anderen
Seite aufwärts und gewannen bald einen interessanten
Blick über die mannichfaltig geformten Abhänge der Berge
mit einer Menge von Kegelhöhen, welche, auf ihren Gipfeln
mit mehreren halbverlassenen Burgen aus dem Mittelalter der
Araber gekrönt, vor uns lagen. Die Burg der Ueläd Merahetln,
welche namentlich als Kommagazin gedient hat, wurde zweimal
von den Türken zerstört, aber hei Gelegenheit einer
Hochzeitsfeier feuern die Araber immer noch Freudenschüsse
von ihr herab; denn diese Bergbewohner, Berber sowohl als
Araber, haben ein ausserordentliches Gefühl für Freiheit und
hangen mit Liehe an ihren alten Gebräuchen.
Wir stiegen noch einmal in das Wadi Scheich hinab, wo es,
in Bogenform sich schlängelnd, unseren Weg kreuzte. Zur Zeit
der Regengüsse bilden sich hier sehr schöne Wasserfälle,
welche mit Gewalt über die steilen, im weicheren Felsen
blossgelegten Sandsteinschichten herabstürzen. Wir verloren
viel Zeit dadurch, dass wir uns in einen Zweigarm des Wa-
di’s verirrten. Derselbe hatte keinen Ausgang und zeigte die
wildeste Scenerie einer von Regengüssen, welche von den jähen
Felswänden herabstürzen, ausgerissenen Schlucht. Hier
zeichneten schöne horizontale Mergellager die Felswände.
Auf die gerade Strasse zurückgelangt, mussten wir zum
dritten Male Wadi Scheich kreuzen, gerade an dem Punkte,
wo es sich mit Wadi Ginna oder Gilla, welches wir später zu
überschreiten hatten, vereinigt. Wir wurden bald hoch erfreut
durch den Anblick der ersten Gruppe Dattelbäume, auf
welche andere folgten; ja seihst eine kleine Pflanzung Feigenbäume
liess sich sehen, beschützt von einem befestigten
Thurme. Nun fingen wir an, an der hohen und steilen östlichen
Thalwand aufwärts zu steigen, welche jetzt nur wenige
bebaute Terrassen hat; darauf folgten Olivenbäume.
Vom Rande des steilen Abfalles gewannen wir dann einen
freien Blick über die Ebene und das Plateau bis an die
Landmarke dieser ganzen Gegend, das eigenthümliche Römische
Denkmal, Ensched el Ssufet genannt.
Nachdem wir hier unsere Kameele erwartet hatten, erreichten
wir mit ihnen das erste Dorf, das, wie die meisten der
anderen Siedelungen, mit seinem Namen Tässemeraye den unzweifelhaften
Beweis liefert, dass die Bewohner dieser bergigen
Gegenden ursprünglich dem Berberstamme angehören, obwohl
nicht alle von ihnen noch gegenwärtig ihre Muttersprache
reden und selbst die übrigen das reine Berber durch Beimischung
des Arabischen gänzlich verderbt haben. Sie hatten
früher hier ebenso behagliche als liebliche Wohnplätze. Da
sie sich aber mehrere Male erfolglos gegen ihre Türkischen
Zwingherren erhoben haben, sind sie sehr herabgesunken.
Ihre glückliche Zeit, ihr nationales Lehen ist vorüber, und
ihre Dörfer haben mehr das • Ansehn von Ruinen, als von
noch belebten Wohnstätten.
Nachdem wir einige andere Dörfer zur Seite gelassen und
eine freundliche, aber sehr trockene Gegend durchzogen hatten,
erreichten wir den Wohnsitz und die Zwingburg der Unterdrücker,
gewöhnlich „Kasr il Djebel”, „das Bergschloss”,
genannt, obgleich dieser Theil des Bergabfalles den besonderen
.Namen Yefren führt. Es liegt am äussersten Rande einer
steilen Felswand, welche sich in die Thalehene senkt und
einen weiten Blick über dieselbe gewährt. Jedoch; »'obgleich
in einer beherrschenden Lage, wird die Burg selbst wieder
von einer kleinen Anhöhe,. wenige hundert Schritte östlich,