Fort von den Türken erbaut worden ist. Es hat etwa 100
Schritt in’s Gevierte, und neu und weiss anges'trichen, wie es
ist, macht es mit seinen Zinnen und kleinen Bastionen einen
ganz freundlichen Eindruck.
Wir verliessen die Stätte dieser grossen Stadt zeitig Nachmittags
und durchzogen. ein abwechselndes Hügelland, bis
wir die ansehnliche Kuppe „Merkeb*) Säid n °Ali ” erreichten,
welche schon aus beträchtlicher Entfernung sichtbar ist.
Ich erstieg sie, um einige meiner Winkelangaben zu controli-
ren, namentlich die der Gellä in Meselläta, fand aber den
Wind zu stark. Ich folgte also meinen Leuten so bald als
möglich, und nachdem ich eine freundliche Gegend mit
leichtgewelltem Boden durchschnitten, die, jetzt mit dem frischesten
Grün bewachsen, reichen Weidegrund für eine Anzahl
Araber-Lager darbot, liess ich mein Zelt in der Nähe
eines Zeltendorfes der Beni Dj ehern aufschlagen. Gewöhnlich
scheint der genannte Stamm diesen Distrikt nicht zu besuchen,
dessen heimischer Name Choms ist. Von seinen Hauptstämmen
sind folgende zu nennen: die Sambära, Schueig, Sia-
dät, Legäta, Schechätra, Drüga, 'Argüb, Djehauät und die
Sueid. Die Beni Djehem, die wir hier antrafen, erwiesen
sich als Verwandte des Hadj Ammer, eines Freundes Frederie
Warrington’s, welcher mich von Leptis aus begleitet hatte,
und sie bewirtheten uns reichlich mit saurer Milch und
Basm.
[Bonntag, 2 4 Februar.] Die Landschaft blieb abwechselnd
mit Hügel und Thal. Hinter Kasr Alähum jedoch,
einem unregelmässigen Bau aus den spätem Zeiten des Alterthums,
in dessen ganzem Umkreise schöne Kornfelder zu
sehn waren, wurde der Boden rauh und unwegsam, namentlich
bei dem steilen Abstiege „Negasi”. Bald darauf stiegen
wir nach der nahe der Küste sich hinziehenden Ebene
*) Merkeb heisst Mer „der hohe Sitz”.
hinab, wo wir mehrere flache Thäler-durchschnitten. Vom
Wadi Bü - Djefara (Smyth’s „Benzbärah”, das er mit Wadi
Terüggurt verwechselt zu haben scheint), /wo eine kleine,
von Sliten nach der Stadt ziehende Kafla uns überholte, erstreckt.
sich eine einförmige Ebene, Namens ;,Guaea mtä
Gummäta”, bis an den Fuss des Abfalles von Meselläta.
. Nachdem wir die öde Landschaft „el Mita mtä .Terüggurt”,
von wo wir die; Residenz meines alten Freundes, des
Scheich Challfa Bü-ruffa, in der „Uglah” am Meeresstrande
erblicken konnten, durchschnitten hatten, erreichten wir das
breite-, von Felsen eingeschlossene Wadi Terüggurt selbst.
Dies ist wahrscheinlich das vollkommenste und am stärksten
ausgeprägte Wadi an diesem ganzen Küstensaum.
Von hier aus eilte ich mit dem Schausch voraus, um zu
sehn, ob Overweg schon im Kasr Djefara angekommen sei,
und war hocherfreut, ihn dort zu finden. Er war, nachdem
er . noch*; zwei Tage nach meinem Fortgange bei „äin Scher/-
schära” zugebracht hatte, an der tiefen Schlucht, des Thaies
Terüggurt, in deren steilstem Theile sich ein Wasserfall bildet,
herabgestiegen und diesen Morgen hier angekommen *).
Kasr Djefara trägt auch den Namen „Karabüli”, nach
einem Mameluken, welcher zur Zeit Yussuf Baschä’s hier
eine Art Kloster erbaute. Es ist mehr ein „Funduk” als
ein „Kasr”, und die Thore bleiben stete; offen; aber seine
Lage, gerade am Vereinigungspunkte mehrerer Strassen, .ist
sehr günstig, und dies ist der Grund, wesshalb es zum
Wohnsitz eines Richters gewählt worden ist. Bei meiner
Ankunft war Letzterer gerade stark beschäftigt, die Streitigkeiten
zahlreicher Parteien zu schlichten.
•*) Es ist für die Karten-Konstruktion innig zu bedauern, dass nichts Genaues
über diesen interessanten Weg Dr. Overweg’s bekannt geworden ist. ——
Er erzählte mir, dass er von den Anwohnern dieses abwegs gelegenen Thaies
etwas belästigt worden sei.