VI. .Kapitel.
sprung hatten, wählten wir unseren Lagerplatz für die Nacht
nahe einer hohen Granitmasse, „el Medäl” genannt, und behaupteten
ihn gegen den Willen der Kameelfuhrer, die lieber
bis Schabet e’ ttalha gegangen wären. Der Gipfel der Felshöhe
gewährte einen sehr interessanten Blick über diese
eigenthiimliche -Gegend, und während ich .ihn genoss ,%am
der jüngere Schausch in Eile und mit höchst wichtiger Miene,
um mich von einer von ihm gemachten Entdeckung in Kennt-
niss zu setzen. Es war jedoch nichts, als leichtes Gekritzel
'am Felsen, das eine Kuh und ein Schaaf darstellte.
Die Leute von Fesän kommen im Frühling hierher, wenn
das Regenwasser sich in den Löchern zwischen den Felsen
angesammelt hat, und bleiben einige Monate hier, Um ihre
Kameele yon den jungen, in reicher Menge aufschiessenden
Gräsern und Kräutern weiden zu lassen. Ben-Sbaeda halte
während eines solchen Aufenthaltes einen seiner Söhne hier
verloren, und wir sahen dieKameeltreiber am nächsten Morgen
in aller Frühe an seinem Grabe ein Gebet — „sikr”— sprechen.
[Donnerstag, 25*ten April.] Ein kurzer Marsch' führte uns
nach der gepriesenen „Schabet e’ ttalha”, einer Thalöffnung,
deren Sohle ausser mit „retem” (Vincedoxicum) auch mit
dem Gesträuch „arfisch” überwachsen war. Als wir dann
auf höheren felsigen Boden ängestiegen waren, wurde die
Landschaft wüster, obgleich wir so glücklich waren, zwei
Gazellen zu fangen. Rings umher erhoben sich Wände von
schwarzem Sandstein, die der öden Gegend, durch welche
wir zogen, ein wildes Ansehn gaben, das den ganzen Tag
über der stehende Charakter blieb.
Erst am nächsten Morgen wurde die wilde Wüstheit unseres ■
Weges ein wenig belebt; wir gelangten nämlich mit 1} Meile
vom Platze unseres Nachtlagers in das Wadi Siddre, welches
einigen Talhabäumen Nahrung gab. Ein enger Pass brachte
uns von hier in’s Wadi Boghär, welches wir wieder durch
einen anderen Pass verliessen.